Frankfurt (Reuters) - Nach dem Streik an mehreren deutschen Flughäfen am Donnerstag müssen Lufthansa-Reisende in nächster Zeit mit weiteren Flugausfällen rechnen.
Das Bodenpersonal könnte im Tarifkonflikt der Gewerkschaft Verdi mit der Lufthansa die Arbeit niederlegen, erklärte Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky am Donnerstag. "Ein Streik ist sehr wahrscheinlich. Es ist nur noch offen, ob er vor oder nach der für 12. Februar angesetzten dritten Verhandlungsrunde stattfindet." Die Rückmeldungen aus der Belegschaft auf das jüngste Angebot der Lufthansa seien negativ. Rund 200 Verdi-Tarifbotschafter führten in diesen Tagen noch Gespräche mit den Kolleginnen und Kollegen. Die Entscheidung über einen Streik werde am Montag fallen.
Streiks der Beschäftigten am Boden hatten bei der vergangenen Tarifrunde massive Auswirkungen auf den Flugbetrieb. Im Juli 2022 legte ein Ausstand des Bodenpersonals den Flugverkehr an den Lufthansa-Drehkreuzen Frankfurt und München weitgehend lahm.
Verdi fordert für die rund 25.000 Beschäftigten der Lufthansa AG, Lufthansa Technik und Lufthansa Cargo 12,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens 500 Euro monatlich, bei zwölf Monaten Laufzeit. Neben weiter gestiegenen Lebenshaltungskosten sind die gute Ertragslage des Unternehmens und hohe Arbeitsbelastung aufgrund von Personalmangel Argumente der Gewerkschaft. Das Angebot der Lufthansa bedeute für 2024 einen Gehaltsanstieg von weniger als zwei Prozent, was nicht akzeptabel sei, erklärte Reschinsky. Die Lufthansa beziffert ihre Offerte auf über 13 Prozent über einen Zeitraum von drei Jahren, zusätzlich zu Inflationsausgleichsprämien von 3000 und 2000 Euro.
Auch bei den gut 19.000 Flugbegleitern der Lufthansa liegt Streik in der Luft. Die Kabinengewerkschaft UFO brach in dieser Woche die Verhandlungen wegen eines zu niedrigen Angebots ab, das rund drei Prozent mehr Geld im Jahr vorsehe. Ein Lufthansa-Sprecher sagte, das sei nur das Erstangebot gewesen, welches substanziell weiterentwickelt worden sei. "Für den Abbruch zum jetzigen Zeitpunkt fehlt uns daher jedes Verständnis." Die Gewerkschaft solle an den Verhandlungstisch zurückkehren.
Lufthansa-Personalchef Michael Niggemann sagte vergangene Woche dem "Handelsblatt", die zweistelligen Gehaltsforderungen von Verdi und der Kabinengewerkschaft UFO seien nicht realistisch. "Wenn wir als Lufthansa-Gruppe weiterhin eine gute Entwicklung für unsere Kunden und Mitarbeitenden haben möchten, brauchen wir Abschlüsse, die im Wettbewerb bestehen können."
Am Donnerstag sorgte ein eintägiger Streik, zu dem Verdi das Sicherheitspersonal an elf deutschen Flughäfen aufgerufen hatte, laut Flughafenverband für Ausfälle und Verspätungen bei mehr als 1100 Flügen, wovon rund 200.000 Passagiere betroffen waren.
(Bericht von Ilona Wissenbach. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)