Frankfurt (Reuters) - Beim Aufbau eines eigenen Mobilfunk-Netzes will 1&1 das Tempo erhöhen.
"Wir werden am Ende des Quartals voraussichtlich 1350 Funkmasten haben", sagte Firmenchef Ralph Dommermuth am Montagabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). Hinzu kämen 750 Mietverträge für weitere Standorte zum Beispiel auf Hausdächern, an denen Antennen sukzessive errichtet werden sollen. Für das Jahresende 2023 hatte das Unternehmen 1000 Standorte angepeilt.
Bislang ist allerdings erst ein Bruchteil der errichteten Funkmasten überhaupt am Netz: Nur 100 Masten seien aktuell betriebsbereit, sagte Dommermuth, der auch Chef und Hauptaktionär der 1&1-Mutter United Internet ist. Der Anschluss der Masten an das Glasfasernetz sei der Flaschenhals. Er halte dennoch am Ziel fest, 2030 über etwa 12.600 Funkmasten zu verfügen. Wegen des schleppenden Auftakts beim Netzaufbau droht 1&1 ein Bußgeld der Bundesnetzagentur.
Das Unternehmen hatte sein eigenes Mobilfunk-Netz vor zwei Monaten offiziell in Betrieb genommen. Wegen mangelnder Abdeckung mit eigenen Funkmasten ist die Firma aber auf sogenanntes National Roaming angewiesen. Dabei nutzen Kunden überall dort, wo 1&1 kein eigenes Netz anbietet, die Infrastruktur der Konkurrenz. Noch ist dies Telefonica Deutschland. Im vergangenen Sommer hatte 1&1 der O2-Mutter wegen anhaltender Querelen jedoch den Laufpass gegeben und den Wechsel zu Vodafone angekündigt.
GEDANKENSPIELE ZUR NACHFOLGEREGELUNG
Darüber hinaus gab Dommermuth bei der ICFW-Veranstaltung einen Ausblick auf die Zeit nach seinem Rückzug. Er wolle den Konzern bis zu einer Stabübergabe tiefgreifend umbauen. "Das Ziel ist, eine Firma zu übergeben, die leichter lenkbar ist", sagte der Unternehmer. Hierfür gebe es mehrere Optionen. So könnten Tochterfirmen in die Eigenständigkeit entlassen oder die Holding verkleinert werden. Er habe aber noch keinen Zeitplan für einen Konzernumbau oder seinen Rückzug.
Derzeit sind neben United Internet der Mobilfunker 1&1 und der Webhosting-Anbieter Ionos an der Börse notiert. An beiden Firmen hält United Internet die Mehrheit.
(Bericht von Hakan Ersen. Redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)