Berlin/München (Reuters) - Nike schockiert den Erzrivalen Adidas: Die Nummer eins auf dem Sportartikel-Weltmarkt hat die Nummer zwei nach mehr als 70 Jahren im Ringen um den Ausrüstervertrag für die deutschen Fußball-Nationalmannschaften ausgestochen.
Der klamme Deutsche Fußball-Bund (DFB) machte finanzielle Gründe für den Abschied von Adidas geltend, der 2027 vollzogen wird. "Nike hat das mit Abstand beste wirtschaftliche Angebot abgegeben und zudem mit seiner inhaltlichen Vision überzeugt", erklärte DFB-Geschäftsführer Holger Blask. Laut "Süddeutscher Zeitung" zahlt Nike für den Acht-Jahres-Vertrag 100 Millionen Euro pro Jahr, doppelt so viel wie Adidas bisher.
Der Sportartikelkonzern aus Herzogenaurach zeigte sich von der Entscheidung überrascht: "Wir sind vom DFB heute darüber informiert worden, dass der Verband ab 2027 einen neuen Ausrüster haben wird", hieß es in einer kurzen Mitteilung. Für Vorstandschef Björn Gulden, der seit seinem Amtsantritt vor gut einem Jahr für bessere Stimmung bei der Belegschaft und bei den Anlegern sorgt, ist es der erste herbe Rückschlag.
Als Nike 2006 den bisher letzten Versuch unternommen hatte, auf den DFB-Trikots zu landen, hatte Adidas sein Recht wahrgenommen, mit seinem Angebot gleichzuziehen und Nike damit zu verdrängen. Erst vor einer Woche hatten Adidas und der DFB die Trikots für die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland vorgestellt, bei der das Nationalteam auf dem Adidas-Campus auch Quartier beziehen wird. Vor allem die pink-lilafarbenen Auswärtstrikots sorgten dabei für Diskussionsstoff.
"Bis Dezember 2026 werden wir uns mit aller Kraft für den gemeinsamen Erfolg mit unserem langjährigen Partner Adidas engagieren, dem der deutsche Fußball seit mehr als sieben Jahrzehnten sehr viel zu verdanken hat", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf. Das damals junge Unternehmen hatte bei der Weltmeisterschaft 1954 erstmals mit seinen Schraubstollen auf sich aufmerksam gemacht, die teilweise für den überraschenden Titelgewinn der deutschen Mannschaft mitverantwortlich gemacht wurden. In einer Online-Umfrage des Sportmagazins "kicker" bezeichneten 89 Prozent der Teilnehmer den Abschied von den drei Streifen auf den Trikots der Nationalelf als Fehler.
NIKE-AKTIE STEIGT NACHBÖRSLICH UM FÜNF PROZENT
Auch an der Börse feierte Nike am Donnerstag einen Erfolg: Die Geschäftszahlen für das dritte Quartal 2023/24 (Dezember bis Februar) trieben die Aktie nachbörslich um bis zu fünf Prozent. Seit Jahresbeginn war sie um sieben Prozent abgebröckelt.
Nike steigerte den Umsatz währungsbereinigt leicht auf 12,43 Milliarden Dollar und übertraf die Erwartungen der Analysten damit. Auf dem nordamerikanischen Heimatmarkt ging es mit dem Umsatz um drei Prozent nach oben, in China um fünf Prozent. Mit neuen Schuhmodellen bot Nike Newcomer-Marken wie "On" und "Hoka" zudem besser Paroli. Das Unternehmen musste im Weihnachtsgeschäft aber Rabatte einräumen, um die Lager zu räumen. Viele Einzelhändler in den USA hatten ihre Bestellungen zurückgefahren. Der Lagerbestand sank bis Ende Februar um 13 Prozent auf 7,7 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn fiel um fünf Prozent auf 1,17 Milliarden Dollar - auch das war mehr als die Experten Nike zugetraut hatten.
Dabei kostete die laufende Restrukturierung Nike mehr als 300 Millionen Dollar. Das Unternehmen hatte kürzlich rund 1600 Stellen gestrichen, das sind zwei Prozent der Belegschaft. Auch Adidas steckt unter dem neuen Chef Gulden im Umbau, hat auf große Sparmaßnahmen aber bisher verzichtet. "Wir machen die notwendigen Anpassungen, um das nächste Wachstumskapital aufzuschlagen", sagte Nike-Chef John Donahoe. "Wir handeln, um ein schnelleres, effizienteres Nike zu bauen", ergänzte Finanzchef Matt Friend.
(Bericht von Rene Wagner und Alexander Hübner, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)