Reuters

Neue Eigentümer wollen Galeria wieder aufblühen lassen

10.04.2024
um 14:32 Uhr

Essen (Reuters) - Nach der dritten Insolvenz in etwas mehr als drei Jahren soll die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof neue Eigentümer bekommen.

Galeria geht an ein Konsortium um die Investoren Richard Baker und Bernd Beetz, wie Galeria-Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus am Mittwoch in Essen bestätigte. "Sie haben uns mit unternehmerischem Mut, einem tragfähigen wirtschaftlichen Konzept und nachgewiesener finanzielle Solidität überzeugt", sagte Denkhaus. Galeria verfügt noch über 92 Filialen und rund 12.800 Beschäftigte. Wie viele davon die neuen Eigentümer übernehmen, blieb zunächst offen. Gesamtbetriebsratschef Jürgen Ettl begrüßte die bevorstehende Rettung. "Es ist klar, dass es erneut zu harten Einschnitten kommen wird, aber es werden auch tausende von Arbeitsplätzen erhalten bleiben."

Galeria Karstadt Kaufhof steht wie alle großen Kaufhäuser in den Innenstädten in erbittertem Wettbewerb mit Online-Händlern von Amazon bis Zalando sowie internationalen Textil-Ketten.

Bakers Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners und die Vermögensverwaltung der Familie von Beetz, dem ehemaligen Chef des Kosmetikunternehmens Coty, hatten Galeria gemeinsam ins Visier genommen. Beetz kennt Kaufhof aus der Zeit, als er dort Aufsichtsratschef war. "Wir glauben an die Zukunft von Galeria und haben nur einen Fokus: das Warenhaus", sagte er. "Wir wollen langfristig investieren, entwickeln und wachsen." In den nächsten Wochen müssten die Voraussetzungen für ein solides Geschäftsmodell geschaffen werden. Dabei dürfte es vor allem auf die künftigen Mieten ankommen, deren Höhe als ein Grund für die Pleite galten. "Wenn die Voraussetzungen erfüllt sind, können wir Galeria auf einen erfolgreichen Kurs bringen", sagte Beetz.

Die Gewerkschaft Verdi gab sich verhalten zuversichtlich: "Wir begrüßen, dass offensichtlich ein finanzstarker Investor gefunden wurde, der Galeria als Ganzes erhalten will und über Kompetenz im Einzelhandel verfügt, wenngleich unsere Erfahrungen in der Vergangenheit durchaus zwiespältig waren", erklärte Bundesvorstandsmitglied Silke Zimmer. "Wir erwarten deshalb, dass der neue Eigentümer in das Unternehmen investiert, die Standorte erhält und für die Beschäftigten langfristig die Arbeitsplätze sichert."

Galeria Karstadt Kaufhof war Anfang Januar in die Insolvenz gerutscht. Die Schieflage ist die Folge der Pleite des Signa-Imperiums des österreichischen Investors Rene Benko, zu dem Galeria gehörte. Auch einige der Warenhaus-Immobilien gehören einer insolventen Signa-Firma. Insolvenzverwalter Denkhaus hatte zuletzt noch mit zwei Bietern verhandelt. Er hatte aber schon deutlich gemacht, dass neue Einschnitte auf die Warenhauskette zukommen. Die Zentrale in Essen sei etwa überdimensioniert. Im Mai muss die Gläubigerversammlung die endgültige Entscheidung über die Zukunft des Unternehmens treffen.

Im Jahr 2020 hatten Kaufhof und Karstadt nach ihrer Fusion noch 171 Warenhäuser betrieben - jetzt sind noch 92 übrig. In Medienberichten war davon die Rede, dass Baker und Beetz etwa 70 behalten wollen. Das Galeria-Management hatte beklagt, vor allem an Signa überhöhte Zahlungen leisten zu müssen.

BAKER UND BEETZ KENNEN SICH IM HANDEL AUS

Baker ist ebenso wie Beetz bei Galeria kein Unbekannter. Vor der Fusion mit Karstadt war er über die zu seinen Beteiligungen gehörende kanadische Handelskette Hudson's Bay (HBC) für einige Jahre Miteigentümer von Galeria Kaufhof. HBC verkaufte seinen Anteil an der Kette und den Immobilien 2019 für eine Milliarde Euro an Benkos Signa-Gruppe. HBC hatte Kaufhof eigentlich als Sprungbrett für eine breit angelegte Expansion in Europa nutzen wollen. Doch der Plan schlug trotz Investitionen in die Warenhäuser und in das Online-Geschäft fehl, Kaufhof litt unter der HBC-Regie unter schrumpfenden Umsätzen und Verlusten.

Der 73-jährige Beetz hat breite Erfahrung im Handel. Bis 2012 stand er elf Jahre lang an der Spitze des Kosmetik-Konzerns Coty und schraubte dort den Umsatz in die Höhe. Zuvor war er beim Luxus-Konzern LVMH Manager für Dior. Auch für den Konsumgüterriesen Procter & Gamble hat Beetz gearbeitet. Beetz ist über seine Beteiligungsfirma BB Kapital bereits als Unternehmer im Luxus- und Konsumgütersegment aktiv. Er ist auch Präsident des Fußball-Drittligisten SV Waldhof Mannheim.

(Bericht von Matthias Inverardi und Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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