Bangalore/San Francisco (Reuters) - Tesla verspricht günstigere neue Modelle für kommendes Jahr und kann damit bei Anlegern trotz eines Gewinneinbruchs punkten.
Tesla-Chef Elon Musk nannte am Dienstag keine Details, um welche Elektro-Fahrzeuge es sich handelt und wie viele neue Modelle auf den Markt kommen. Die Autos nutzten "Aspekte" der bestehenden und weiterentwickelten Plattformen und würden auf den bereits existierenden Produktionslinien gebaut, erklärte der US-Konzern. Damit könne Tesla seine Investitionen in "unsicheren Zeiten" besser unter Kontrolle halten.
Der Elektroautopionier bekommt die derzeitige Nachfrageschwäche und den Preiskrieg vor allem in China zu spüren. Zudem hat die Konkurrenz zugenommen, etwa durch den chinesischen Anbieter BYD und das wachsende Angebot an E-Autos etablierter Hersteller wie VW. Tesla versucht, durch Preissenkungen wieder Boden gutzumachen. Durchschnittlich nahm Tesla je Fahrzeug knapp 45.000 Dollar ein, das sind fast fünf Prozent weniger als vor Jahresfrist. Allerdings konnte das Unternehmen auch so den Absatzrückgang nicht verhindern. Derzeit stehen Zehntausende unverkaufte Autos auf Halde. Der Umsatz ging im ersten Quartal um zwei Milliarden Dollar auf 21,3 Milliarden Dollar zurück, der Gewinn halbierte sich in etwa auf 1,13 Milliarden Dollar. Zuletzt hatte Musk weltweit den Abbau von zehn Prozent aller Stellen angekündigt, auch im deutschen Werk sollen 400 Mitarbeiter gehen.
Die Zahlen seien zwar noch schlechter als erwartet gewesen, erklärte Jürgen Molnar von Robomarkets. "Doch Firmenlenker Musk schaffte es einmal mehr, den Anlegern glaubhaft zu machen, der Autobauer arbeite unter Hochdruck an günstigeren Modellen, die viele nach dem massiven Stellenabbau schon abgeschrieben hatten." Dass die Ausführungen dazu vage waren, schreckte die Anleger nicht. "Visionen verfangen bei ihm nun mal mehr als Fakten." An der Frankfurter Börse schnellten die Aktien um zwölf Prozent nach oben.
KEINE INVESTITION IN REVOLUTIONÄRE PRODUKTIONSTECHNIK
Musk lehnte eine Antwort auf die Frage ab, ob sein Unternehmen gänzlich neue Autos oder Weiterentwicklungen bestehender Modelle auf den Markt bringen wolle. Tesla-Chefingenieur Lars Moravy sagte, das Unternehmen scheue derzeit davor zurück, in "revolutionäre Produktionsprozesse" zu investieren. Ein Beobachter sah das als Bestätigung dafür, dass das eigentlich für 2025 geplante Einstiegsmodell 2 gestoppt wurde. "Es sieht so aus, dass die neue Plattform auf Eis liegt", sagte Sam Abuelsamid, Analyst bei Guidehouse Insight. "Das Auto der nächsten Generation sollte fundamental andere Produktionsprozesse im Vergleich zu den bestehenden Fahrzeugen nutzen. Wenn jetzt keine Milliardenbeträge für neue Produktionsanlagen oder neue Maschinen ausgegeben werden sollen, scheint es so zu sein, als ob Tesla weiterhin die bestehenden Autos baut." Die Nachrichtenagentur Reuters hatte am 5. April berichtet, Tesla habe Pläne zum Model 2 aufgegeben. Musk sprach daraufhin auf seinem Kurznachrichtendienst X von einer Lüge.
Das Model 2, das zum Preis von 25.000 Dollar kommen sollte, galt als wichtig für die Ambition von Tesla, sich zu einem Massenhersteller zu entwickeln. Bisher gibt es erst die vier Pkw-Modelle Model S, X, 3 und Y sowie seit letztem Jahr den futuristischen Pickup Cybertruck. Das günstigste Tesla-Modell Model 3 kostet in Deutschland nach der jüngsten Preissenkung 40.990 Euro. Es ist schon seit fünf Jahren auf dem Markt.
MUSK SPRICHT VON KI-UNTERNEHMEN
Vor Analysten redete der Tesla-Chef am Dienstag lieber von seinen Ambitionen, den Elektroautobauer zu einem KI-Unternehmen umzubauen. Ohne Angabe eines Zeitpunktes hieß es, es werde ein "speziell angefertigtes Robotaxi-Produkt" geschaffen, das mit einem revolutionären Fertigungsverfahren hergestellt werden solle. Tesla sollte als "KI-Robotik-Unternehmen" und nicht als Autobauer wahrgenommen werden, sagte Musk. Er sprach lange über seine Vision, das Geschäft mit Künstlicher Intelligenz, humanoiden Robotern und einer Flotte autonomer Fahrzeuge auszubauen - alles basierend auf einer Technik, die der Autobauer noch nicht vollständig entwickelt hat. Die Robotaxi-Flotte werde eine "Kombination von AirBnB und Uber" sein, sagte Musk. Einige der Autos blieben Eigentum von Tesla, andere würden an Tesla vermietet.
Allerdings hatte Musk derartige Ambitionen bereits 2019 in einer Präsentation vorgestellt und damals als Zieldatum 2020 genannt. Einige Experten halten das Robotaxi entsprechend für ein unrealistisches Unterfangen, nachdem die General-Motors-Tochter Cruise wegen technischer Probleme den Betrieb ihres automatisierten Fahrdienstes einstellte.
(Bericht von Arsheeya Bajwa und Hyunjoo Jin; Geschrieben von Ilona Wissenbach und Christina Amann.; Redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)