Liebe Leser,
Im aktuellen Trendupdate prüfen wir die These, ob die zuletzt bekanntgegebene Partnerschaft zwischen dem Cloud-Konzern Oracle (ORCL) und dem Cybersecurity-Spezialisten Palantir (PLTR) ein potenzieller Game-Changer sein könnte. Beide Unternehmen verfügen schon heute über eine sehr spezielle Expertise und erfolgreiche KI- und Cloud-Lösungen, die separat ein sehr schnelles Wachstumstempo zeigen. Gleichzeitig bemühen sich sowohl Palantir als auch Oracle in benachbarte Wachstumssegmente zu expandieren. Und aus dieser Perspektive scheinen sich beide Konzerne hervorragend zu vervollständigen, was zumindest zu einer Win-Win-Situation im Sinne der Gewinnung von zusätzlichen Marktanteilen führen dürfte. Legen wir also los.
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Das Ziel der Partnerschaft
Beide Unternehmen haben sich zusammengeschlossen, um Unternehmen und Regierungen weltweit sichere Cloud- und KI-Lösungen anzubieten. Durch die Kombination der breit verteilten Cloud- und KI-Infrastruktur von ORCL mit den fortschrittlichen KI-Plattformen von PLTR können Unternehmen ihre Daten besser nutzen, um eigene Effizienz zu steigern. Gleichzeitig bekommt man den dazugehörigen top Cyberschutz, was im Digitalen Zeitalter ein absolutes Muss ist. Grob gesagt findet hier also die Verbindung einer führenden KI-Entscheidungsbeschleunigungsplattform von Palantir mit einer starkverzweigten Cloud- und KI-Infrastruktur von Oracle statt, was man schon jetzt als eine Win-Win-Situation definieren sollte.
Win-Win-Situation
Im Rahmen dieser Partnerschaft wird Palantir seine Foundry-Workloads auf Oracle Cloud Infrastructure ("OCI") umstellen und Palantir Gotham und die Artificial Intelligence Platform (AIP) – sein generatives KI-Angebot – zum ersten Mal in der verteilten Cloud von Oracle einsetzbar und verfügbar machen. Palantir bietet ja drei Datenanalyse-Softwaredienste an. Gotham ist die ursprüngliche Regierungs- und Verteidigungs-orientierte Datenanalyseplattform. Foundry bietet ähnliche Dienstleistungen für Firmen- und Unternehmenskunden an, und Metropolis kümmert sich um Banken, Hedgefonds und andere Finanzdienstleistungsunternehmen.
Erhöhung der Reichweite
Einer der offensichtlichen Zielmärkte für beide Unternehmen sind Regierungskunden und Unternehmensanwender, die mehr Kontrolle über ihre Daten wünschen. Mit der umfassenden Cloud-Reichweite können also ORCL-Kunden die Plattformen von Palantir für die Datenintegration und Entscheidungsfindung deutlich einfacher und schneller nutzen. Außerdem bietet die Oracle Cloud Infrastruktur mehr als 100 Services und Anwendungen, einschließlich modernster generativer KI, für ganz unterschiedliche Aufgaben. Und damit trifft man genau die Nachfragebedürfnisse, die seitens Unternehmens- und Regierungskunden kommen. Mit der entsprechenden Vervollständigung durch die spezielle Palantir-Expertise wird man zukünftig in der Lage sein, Cloud- und KI-Dienste in entlang der gesamten Regierungs- und Handelsbranche zu verkaufen.
Oracle und Palantir sind KI-Top-Player
Beide Unternehmen haben in den letzten Monaten mit ihren KI-Initiativen für hohe Aufmerksamkeit gesorgt. Einerseits war es die angelaufene Expansion von Palantir über das ursprüngliche Regierungsgeschäft hinaus, was wir schon früher sehr explizit thematisiert haben. Damit baut das Unternehmen ein zweites Standbein im Commercial-Segment auf. Dies ist eine wichtige Entwicklung, denn damit entkommt man einerseits der viel zu hohen Abhängigkeit seitens Regierungskunden. Andererseits erschließt man damit eine sehr ergiebige Umsatzquelle, die auch international enorme Wachstumsperspektiven bietet. Die Anfänge dieser Story sahen wir bereits im letzten Quartal als Palantir einen 32%igen Umsatzanstieg im Commercial-Segment gegenüber dem 11%igen Umsatzanstieg bei staatlichen Kunden erzielte. Dies war das Resultat einer starken Nachfrage seitens Unternehmenskunden aus den USA. Aktuell ist es der am schnellsten wachsenden Geschäftsbereichen von Palantir. Doch im Fall einer noch größeren Expansion auf der Internationalen Ebene würde man eine noch größere Umsatzquelle erschließen.
Palantir-Bootcamps als Wachstumstreiber
Der Katalysator für dieses Wachstum war die Artificial Intelligence Platform. Dabei hat Palantir große Fortschritte gemacht, um Kunden schneller als in der Vergangenheit mit seinen Produkten vertraut zu machen. Anstelle von Testläufen, die es den Nutzern ermöglichen, mit seiner Technologie zu experimentieren, veranstaltet das Unternehmen zunehmend sog. "Bootcamps", um potenzielle Kunden zu schulen und in zahlende Abonnenten umzuwandeln. Wenn also Kundengewinnung in der Vergangenheit bis zu drei Monate dauerte, so führt man sie nun via Bootcamps innerhalb von nur ein bis fünf Tagen. Die einzige Hürde, die man in dieser Hinsicht überwinden muss, ist lediglich die noch mangelnde Akzeptanz von KI-Technologien bei den Kunden. Und genau sie wird während der Bootcamp-Zeit sehr stark erhöht, da PLTR-Experten in Zusammenarbeit mit potenziellen Unternehmenskunden ihre realen und geschäftsspezifischen Probleme mit Hilfe der KI-Anwendung effektiv lösen. Die Nachfrage ist dabei sehr stark, was man an der folgenden Entwicklung sieht: Palantir hat Ende 2023 angekündigt, dass man im Jahr 2024 rund 500 solcher Bootcamps durchzuführen wird. Seitdem hat das Unternehmen dieses Ziel komplett aufgegeben und hat schon in den ersten vier Monaten 2024 mehr als 560 Bootcamps für 465 Organisationen veranstaltet.
Transformation von Oracle Richtung eines Cloud-Konzerns
Was die transformative Entwicklung bei Oracle angeht, so haben wir dies ebenfalls schon in einen früheren Trendupdate ausführlich ausdiskutiert. Besonders beeindruckend sehen hier die Fortschritte des Konzerns im Bereich KI zur Unterstützung von Cloud-Diensten und Lizenzeinnahmen aus. Und dies kam auch in den letzten Quartalszahlen zum Vorscheinen, als Oracle einen 24%igen Umsatzanstieg im Cloud-Segment (SaaS + IaaS) meldete. Als Wachstumstreiber fungiert hier die anhaltend starke Nachfrage nach Cloud-Diensten und Rechenzentren, die auch durch den Bedarf an generativer KI-Infrastruktur angeheizt wird. Und in dieser Hinsicht tut das Unternehmen wirklich viel, um der wachsenden Nachfrage schnellstmöglich gerecht zu werden. Zu den jüngsten Fortschritten gehören bspw. Lösungen wie der Analytics Warehouse Multi-Instance Connector und Text Enhance von NetSuite (ORCL-Tochter) sowie Oracle Fusion Data Intelligence.
Der Fokus auf Unternehmenskunden
Das Ziel von Oracle ähnelt sehr dem von Palantir. Das Unternehmen will mit seinen Lösungen Unternehmenskunden gleich in mehreren Bereichen unterstützen. Dies trägt dazu bei, Kosten für operative Prozesse in Unternehmen zu senken und die Entscheidungsfindung zu verbessern, indem man Daten aus verschiedenen NetSuite-Instanzen in einer Analytics Warehouse-Umgebung sammelt und analysiert, und so Erkenntnisse genauer und zugänglicher macht. Gelichzeitig offeriert man generative KI-Funktionen entlang der gesamten Service-Suite, womit man das Analyse-Resultat personalisieren kann, was für Unternehmenskunden Mehrwert bietet. Abschließend werden die gewonnenen Erkenntnisse in verschiedene Finanz-, Lieferketten-, Vertriebs- und Kundensupportprozesse integriert, was auf der Konzernebene in eine bessere Produktivität münden dürfte. Und damit scheint auch Oracle ganz genau den Nerv des digitalen Zeitalters zu treffen.
Warum Palantir auf ORCL-Cloud-Infrastruktur setzt
Die Antwort auf diese Frage ist einfach: es ist eben der hervorragende Zustand und das schnelle Wachstum und Verbreitung der Cloud-Infrastruktur von Oracle. Am besten sieht man dies, wenn man sich die letzten Quartalszahlen in diesem Segment anschaut. Der Q3-Umsatz von Oracle mit Cloud-Infrastruktur stieg ja im Vergleich zum Vorjahreswert um 49 %. Und damit hat man die Wachstumsrate von AWS, Google Cloud und Microsoft Azure outperformt.
"Große neue Cloud-Infrastruktur-Verträge, die im dritten Quartal unterzeichnet wurden, haben die gesamten verbleibenden Leistungsverpflichtungen von Oracle (RPO) um 29 % auf über 80 Mrd. USD erhöht – ein Allzeitrekord. Wir gehen davon aus, dass wir weiterhin große Aufträge für die Reservierung von Cloud-Infrastrukturkapazitäten erhalten werden, da die Nachfrage nach unserer Gen2-KI-Infrastruktur das Angebot erheblich übersteigt – und das, obwohl wir sehr, sehr schnell neue Cloud-Rechenzentren eröffnen und bestehende erweitern. Wir gehen davon aus, dass 43 % unserer derzeit 80 Mrd. USD an verbleibenden Leistungsverpflichtungen in den nächsten vier Quartalen als Umsatz erfasst werden und dass sich unser Gen2-Cloud-Infrastrukturgeschäft auf absehbare Zeit in einer Hyperwachstumsphase befinden wird…", so die CEO- Safra Catz Meldung, die wirklich optimistisch stimmt.
In Palatins Augen setzt man also auf die Cloudinfrastruktur eines Unternehmens, die schnell wächst und neue Unternehmenskunden gewinnt, was man u.a. auch am Backlog von mehr als 80 Mrd. USD seht gut beobachten kann. Und da ORCL sowohl das Geschäft mit der Cloud-Software als auch mit der Cloud-Infrastruktur nun priorisiert, bekommt Palantir wohl schon bald den Zugang zum modernsten und weitverzweigten Infrastrukturnetzwerk, in dem man sowohl Unternehmenskunden als auch verschiedene staatliche Organisation der eigenen KI-Sybersecurity-/ und -Prediction-Analyse anschließen wird.
Fazit
Und so gelange ich zum Schluss zur spekulativen, aber plausiblen Annahme, dass sich beide Unternehmen auf einem sehr hohen Expertisen-Niveau perfekt vervollständigen, was letztendlich zur Entstehung eines kombinierten KI-Cloud-Tandems mit Top-Cybersecurity-Schutz führen könnte, womit man ganz sicher weitere Marktanteile hinzugewinnen wird.
Ob der Deal letztendlich zu einer noch größeren Weiterentwicklung führen wird, lässt sich zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht abschätzen. Immerhin befindet sich gerade Oracle im Fall des Cloud-Geschäfts im einem sehr harten Konkurrenzkamp mit Cloud-Big-Playern wie Microsoft (MSFT) mit seinem Azur-Angebot, aber auch Salesforce (CRM) mit seinen KI-Assistenten Einstein, die das gleiche Ziel (Kundengewinnung und Infrastrukturerweiterung) verfolgen.
Nichts destotrotz kann ich mir gut vorstellen, dass sich gerade Palantir- und Oracle-Aktien schon bald (Richtung Ende 2024) im überhitzten und teilweise überhypten KI-Markt zu den echten KI-Top-Picks entwickeln werden.
Viel Erfolg und bleiben Sie profitabel!
Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid besitzt Aktien von Amazon, Alphabet, die im Text mitangesprochen wurden.