Saudi-Arabiens 600-Mrd.-USD-Deal: Welche Tech- und Defense-Aktien jetzt im Fokus stehen!

16.05.2025
um 14:11 Uhr

Die neue Ära der US-Saudi-Beziehungen unter Trump

Der jüngste Besuch von US-Präsident Donald Trump in Saudi-Arabien markiert einen bedeutenden Wendepunkt in den bilateralen Wirtschaftsbeziehungen. Das Königreich hat sich dabei zu Investitionen in Höhe von 600 Mrd. USD in den Vereinigten Staaten verpflichtet. Diese massive Kapitalspritze soll sich zunächst auf strategisch wichtige Sektoren konzentrieren: Energie, Verteidigung, Technologie, globale Infrastruktur und kritische Mineralien.

Der Deal ist nicht nur wegen seines schieren Volumens bemerkenswert, sondern auch wegen seiner strategischen Ausrichtung. In einer Zeit, in der geopolitische Spannungen zunehmen und der technologische Wettlauf – insbesondere im Bereich der Künstlichen Intelligenz – an Fahrt aufnimmt, positionieren sich beide Länder für eine engere Zusammenarbeit. Für Anleger bedeutet dies, dass bestimmte Sektoren und Unternehmen in den kommenden Jahren von diesem historischen Abkommen überproportional profitieren könnten. Und daher werden wir uns im aktuellen Tren-Update einige Top-Player aus verschiedenen Bereichen anschauen, die gut positionier sind, um davon zu profitieren.
 

1. Technologiegiganten im KI-Rausch: Die großen Player

Alphabet: Ein schlafender Riese vor der Zerschlagung?

Besonders interessant ist die Situation bei Alphabet, der Muttergesellschaft von Google. Trotz des allgemeinen Tech-Booms sind die Aktien des Unternehmens seit Jahresbeginn um rund 15 % gefallen und werden derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 16,79 gehandelt – deutlich unter dem KGV anderer Technologiegiganten. Der Grund für diese Unterbewertung liegt laut Analysten in der Bedrohung durch OpenAI und dessen ChatGPT für das Kerngeschäft von Google – die Suche. Obwohl Alphabet mit seinem eigenen KI-Modell Gemini und KI-gestützten Suchzusammenfassungen antwortet, bleibt die Sorge der Anleger bestehen.

D.A. Davidson-Analyst argumentiert nun, dass "der einzige Weg nach vorne für Alphabet eine vollständige Zerschlagung ist, die es Anlegern ermöglichen würde, das Geschäft zu besitzen, das sie wirklich wollen". Die Aussage macht auf jeden Fall Sinn, denn die Konglomeratsstruktur von Alphabet umfasst neben der Google-Suche auch YouTube, Google Cloud, Waymo (selbstfahrende Autos) und weitere Geschäftsbereiche, wobei jedes dieser Segmente im Wettbewerb mit Unternehmen steht, die deutlich höhere Bewertungen genießen: So konkurriert YouTube bspw. mit Netflix mit einem KGVe25 von 44,8. Google Cloud steht im Wettbewerb mit Microsoft Azure und Amazon Web Services, deren Mutterkonzerne KGVsE25 von jeweils 33,6 und 34,15 haben und Waymo tritt u.a. gegen Tesla an, das zum etwa 169-fachen der Gewinne gehandelt wird.

Jim Osman, Gründer der auf Spin-offs spezialisierten Forschungsfirma The Edge, bestätigt diese Sichtweise: "Der wahre Wert von Google erstickt unter der eigenen Größe. Bei einer richtigen Aufspaltung könnten YouTube, Cloud und Waymo jeweils ein Kurs-Gewinn-Verhältnis erzielen, das der Markt derzeit nicht sehen kann." Was allerdings die Rolle des Unternehmens im Rahmen des Saudi-Arabien Deals angeht, so hat Google Cloud bereits eine Partnerschaft mit dem von Saudi-Arabien unterstützten KI-Unternehmen Humain angekündigt. Die beiden Unternehmen planen, gemeinsam 10 Mrd. USD in den Aufbau eines globalen KI-Hubs in Saudi-Arabien zu investieren. Und somit ist Alphabet bereits jetzt gut positionier, um auch von dieser Initiative zu profitieren. Zunächst ist es aber die Story rund um Zerschlagung des Unternehmens, die neue Bewertungspotenziale offenbaren könnte.

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NVIDIA: Der unaufhaltsame KI-Chiphersteller

NVIDIA setzt seinen beeindruckenden Höhenflug fort (aktuell auch im Sinne der fortgesetzten Erholungsbewegung) und profitiert massiv vom KI-Boom. Im Rahmen der jüngsten Entwicklungen hat der Chiphersteller ebenfalls eine Partnerschaft mit Humain angekündigt, um KI-Fabriken in Saudi-Arabien mit einer Kapazität von bis zu 500 Megawatt zu errichten. Diese sollen mit "mehreren hunderttausend" der fortschrittlichsten Grafikprozessoren von NVIDIA über die nächsten fünf Jahre ausgestattet werden. Diese "hyperscale KI-Rechenzentren werden eine sichere grundlegende Infrastruktur für das Training und den Einsatz souveräner KI-Modelle im großen Maßstab bieten", heißt es in der Erklärung. Dies wird es Branchen in Saudi-Arabien und weltweit ermöglichen, Innovation und digitale Transformation zu beschleunigen. Die Partnerschaft unterstreicht NVIDIAs dominante Position im KI-Hardwaremarkt und sichert dem Unternehmen einen bedeutenden Anteil an den massiven KI-Investitionen Saudi-Arabiens. Mit einem Kursplus von über 5 % am Tag der Ankündigung zeigt sich, dass Anleger das Potenzial dieser Zusammenarbeit erkennen.

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AMD: Der aufstrebende Herausforderer

Advanced Micro Devices hat ebenfalls eine bedeutende Vereinbarung mit Humain bekannt gegeben. Die beiden Unternehmen planen Investitionen von bis zu 10 Mrd. USD, um in den nächsten fünf Jahren eine KI-Rechenkapazität von 500 Megawatt bereitzustellen. Diese Partnerschaft ist für AMD von strategischer Bedeutung, da das Unternehmen versucht, gegenüber dem Marktführer NVIDIA aufzuholen. Die Aktie reagierte positiv auf die Nachricht mit einem Anstieg von über 4 %. AMD gehört zu den Technologieunternehmen, die sich verpflichtet haben, insgesamt 80 Mrd. USD in Technologien in beiden Ländern zu investieren. Die Vereinbarung mit Humain könnte also AMD helfen, seinen Marktanteil im wachsenden Markt für KI-Beschleuniger zu erhöhen und seine Position als ernsthafter Konkurrent von NVIDIA zu festigen.

AMD: Wachstumskurs trotz China-Exportbeschränkungen

Der Chipkonzern AMD ist ohnehin auf Wachstumskurs und lieferte zum Jahresauftakt beeindruckende Zahlen ab. Dabei blickt man trotz regulatorischer Hürden optimistisch in die Zukunft. Im ersten Quartal 2025 steigerte das Unternehmen seinen Umsatz um satte 36 % auf 7,44 Mrd. USD und übertraf damit die Erwartungen der Analysten deutlich. Der bereinigte Gewinn pro Aktie kletterte von 0,62 USD im Vorjahr auf 0,96 USD – ebenfalls oberhalb der Prognosen. Besonders beeindruckend ist AMDs Wachstum im Rechenzentrums-Segment, wo der Umsatz um 57 % auf 3,67 Mrd. USD zulegte. Dieser Erfolg basiert vor allem auf der starken Nachfrage nach den EPYC-Prozessoren und den Instinct-GPUs, die für KI-Anwendungen optimiert sind. Auch im Client-Segment konnte AMD um 68 % auf 2,29 Mrd. USD zulegen, getrieben durch die Zen-5-Ryzen-Prozessoren.

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Oracle: Der Cloud-Spezialist mit Wachstumspotenzial

Oracle ist ein weiterer bedeutender Akteur im Rahmen der 80-Mrd.-USD-Technologieinvestitionen, die im Zusammenhang mit dem Saudi-Deal angekündigt wurden. Das Unternehmen hat sich in den letzten Jahren erfolgreich als Cloud-Anbieter positioniert und verzeichnet in diesem Segment ein starkes Wachstum. Ein interessantes Beispiel für Oracles Expansion im Nahen Osten ist die Zusammenarbeit mit dem Dar Al Shifa Krankenhaus in Kuwait. Das Krankenhaus nutzt Oracle Health für elektronische Patientenakten und berichtet von verbesserter Systemleistung und höherer Produktivität des Personals. Dies unterstreicht Oracles wachsende Präsenz im Gesundheitssektor der Region – ein Bereich, der auch in Saudi-Arabien von strategischer Bedeutung sein könnte. Mit einem Kursplus von über 3 % zeigt die Oracle-Aktie eine positive Dynamik.

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Salesforce: Die CRM-Plattform mit globalen Ambitionen

Salesforce gehört ebenfalls zu den Unternehmen, die Teil der 80-Mrd.-USD-Technologieinvestitionen sind. Als führender Anbieter von Customer-Relationship-Management-Software ist Salesforce gut positioniert, um von der digitalen Transformation in Saudi-Arabien zu profitieren. Die Beteiligung an den Investitionen im Rahmen des Saudi-Deals könnte Salesforce helfen, seine internationale Präsenz weiter auszubauen und neue Märkte im Nahen Osten zu erschließen. Mit nur einem leichten Kursanstieg von 0,12% scheint der Markt das Potenzial dieser Entwicklung für Salesforce noch zurückhaltend zu bewerten. Nicht zu vernachlässigen ist auch die Tatsache, dass der Cloud-Software-Spezialist sich zunehmend als Gewinner im KI-getriebenen Softwaresektor positioniert. Obwohl das Unternehmen erst am 6. Juni seine Quartalszahlen veröffentlichen wird, deuten zahlreiche Indikatoren auf eine positive Entwicklung hin.

Als wichtigster Wachstumstreiber gilt Agentforce 2dx, ein verbessertes KI-Produkt, das seine Funktionen automatisch aktualisiert, wenn sich Daten ändern. Das Management stellte das Produkt auf der Entwicklerkonferenz TDX 2025 im März vor und betonte die erweiterten Anwendungsfälle, die autonome Betriebsweise und die Fähigkeit, mit jedem Programm zu interagieren. Im Kern hilft Agentforce Unternehmen, Daten schneller zu analysieren und Entscheidungen zu treffen, was letztlich Kosten senkt und Kunden an die Plattform bindet. Die positiven finanziellen Auswirkungen sind bereits sichtbar: Im vierten Quartal des Vorjahres berichtete Salesforce, dass der jährliche Umsatz mit Data Cloud und KI-Abonnements auf 900 Mio. USD angestiegen ist – eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr. Das Management deutete zudem an, dass es mittelfristig "erhebliches Aufwärtspotenzial" bei den Preisen erwartet. Und so ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass CRM im Juni ebenfalls besser als erwartete Zahlen vorlegen wird.

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2. Mobilität und Transport: Der Kampf der Rivalen

Uber: Wachstum und Diversifizierung

Uber Technologies hat kürzlich beeindruckende Quartalszahlen vorgelegt und gehört zu den Unternehmen, die im Rahmen des Saudi-Deals Investitionen zugesagt haben. Das Unternehmen übertraf die Gewinnerwartungen um mehr als 60 %, obwohl der Umsatz mit 11,5 Mrd. USD leicht unter den Prognosen lag. Bemerkenswert war der Anstieg der Fahrten um 18 % im Vergleich zum Vorjahr, getrieben durch ein Wachstum der monatlich aktiven Plattformnutzer um 14 %. Das bereinigte EBITDA stieg sogar um beeindruckende 35%. Die Uber-Aktie reagierte zunächst verhalten auf die Quartalszahlen, legte aber in den folgenden Tagen deutlich zu und verzeichnete am Tag der Saudi-Deal-Ankündigung ein Plus von über 4 %.

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3. Infrastruktur und Engineering: Die Baumeister des Wandels

AECOM: Der globale Infrastrukturführer

AECOM, ein globales Infrastrukturunternehmen, könnte indirekt von den Investitionen in Saudi-Arabien profitieren. Das Unternehmen hat kürzlich seine Finanzergebnisse für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2025 veröffentlicht und zum zweiten Mal in diesem Jahr seine Finanzprognose angehoben. Trotz eines Umsatzrückgangs von 4 % stieg der Betriebsgewinn stieg um 28 %, während der Nettogewinn um 38 % zulegte. Besonders beeindruckend war der Anstieg des freien Cashflows um 141 % auf 178 Mio. USD. Der Auftragsbestand erreichte mit 24,27 Mrd. USD einen Rekordwert und stieg im Vergleich zum Vorjahr um 3 %. AECOM wurde zudem als offizieller Partner für die Veranstaltungsinfrastruktur der Olympischen und Paralympischen Spiele LA28 ausgewählt. Diese Erfolge unterstreichen die starke Position des Unternehmens im globalen Infrastrukturmarkt.

Parsons, Hill International, Jacobs Solutions, AECOM und andere Infrastrukturakteure Im Rahmen des Saudi-Deals

Im Rahmen des Saudi-Deals wurde bekannt gegeben, dass Hill International, Jacobs Solutions, Parsons und AECOM am Bau des King Salman International Airport, des King Salman Parks, The Vault, Qiddiya City und anderen Infrastrukturprojekten beteiligt sind. Diese Projekte haben einen Gesamtwert von 2 Mrd. USD an US-Dienstleistungsexporten. "Parsons ist stolz darauf, Teil der Initiativen von Präsident Trump zur Stärkung der strategischen Beziehungen zu Saudi-Arabien zu sein", sagte Carey Smith, Vorsitzende, Präsidentin und CEO von Parsons. Das Unternehmen ist seit mehr als sechs Jahrzehnten im Königreich präsent und beschäftigt dort über 3.000 Mitarbeiter mit 50 aktiven Projekten. Diese langfristigen Infrastrukturprojekte bieten den beteiligten Unternehmen eine stabile Einnahmequelle und könnten ihre Wachstumsaussichten für die kommenden Jahre verbessern, auch wenn, der WOW-Effekt insgesamt ausbleiben sollte.

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4. Rüstungsindustrie: Trotz Mega-Deal unter Druck

Überraschenderweise reagierten die Aktien großer Rüstungsunternehmen negativ auf die Nachricht, dass Saudi-Arabien US-Rüstungsgüter und -dienstleistungen im Wert von 142 Mrd. USD kaufen wird.

Dieser Deal ist Teil der umfassenderen 600-Mrd.-USD-Wirtschaftspartnerschaft. Die Saudis erwerben Ausrüstung für Luftwaffen- und Weltraumfähigkeiten, Luft- und Raketenabwehr, maritime und Küstensicherheit, Grenzsicherheit sowie Kommunikationssysteme. Trotz dieser beeindruckenden Zahlen fielen die Aktien von Lockheed Martin, Northrop Grumman und General Dynamics. Die Aktien von L3Harris und RTX (ehemals Raytheon) weitgehend unverändert. Ein Grund für diesen scheinbaren Widerspruch könnte sein, dass Saudi-Arabien bereits Waffen aus den USA kauft und anhaltende Handelsbedenken die Rüstungsaktien belasten könnten. Dies könnte die Gesamtverkäufe für Auftragnehmer wie Lockheed Martin und Northrop beeinträchtigen. Ein weiterer Faktor könnte der besser als erwartet ausgefallene Inflationsbericht vom selben Tag sein. In Kombination mit der Zollerleichterung gegenüber China könnte dies Anleger dazu veranlasst haben, in andere Sektoren umzuschichten, nachdem sie Anfang des Jahres verstärkt in Rüstungsaktien investiert hatten, erklärte Analyst bei Argus Research.

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Fazit: Differenzierte Chancen in einem komplexen Marktumfeld

Abschließend bleibt es zu erwähnen, dass der 600-Mrd.-USD-Deal zwischen den USA und Saudi-Arabien Anlegern vielfältige Chancen eröffnet, erfordert jedoch eine differenzierte Betrachtung der einzelnen Sektoren und Unternehmen. Während Technologieunternehmen wie NVIDIA, AMD und Amazon von den massiven KI-Investitionen profitieren dürften, reagiert der Markt auf die Rüstungsdeals überraschend verhalten.

Besonders spannend bleibt jedoch die Geschichte von Alphabet, wo eine mögliche Zerschlagung erhebliche Werte für Aktionäre freisetzen könnte. Die drastische Unterbewertung im Vergleich zu anderen Tech-Giganten macht die Aktie trotz der aktuellen Herausforderungen zu einem interessanten Kandidaten für langfristig orientierte Anleger.

Im Infrastrukturbereich positionieren sich Unternehmen wie AECOM und Parsons für langfristiges Wachstum durch ihre Beteiligung an Megaprojekten in Saudi-Arabien. Der Transportsektor zeigt mit Uber einen klaren Favoriten gegenüber dem Herausforderer Lyft.
Für Anleger gilt es nun, die weitere Entwicklung dieser historischen Wirtschaftspartnerschaft genau zu beobachten und die jeweiligen Chancen und Risiken der einzelnen Sektoren und Unternehmen sorgfältig abzuwägen.

Viel Erfolg und bleiben Sie profitabel!

Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid: besitzt aktuell Aktien von Alphabet, AMD, die im Text miterwähnt werden.