Zwei große Cloudtrends für 2019 und wie man diese am besten spielt!

11.04.2019
um 10:25 Uhr

Um von etwas zu profitieren, muss man entweder der Erste oder der Beste sein. Und obwohl die Einstellung, Bester sein zu wollen, sehr lobenswert ist, ist es dank der eigenen Schnelligkeit und der dazugehörigen Risikobereitschaft deutlich einfacher als First Mover von einem Zukunftstrend zu profitieren. Diese Einstellung lässt wie keine andere die Herangehensweise an spekulative Investments in innovative Technologiewerte beschreiben, denn enorme Gewinnmöglichkeiten werden ständig von großen Risiken begleitet.  

Die Ursache dafür liegt in der noch sehr jungen Struktur des Zukunftstrends, wobei sehr viele Unternehmen gegeneinander um ihren Platz unter der Sonne als Branchenleader kämpfen. Die enormen Gewinnchancen resultieren jedoch aus der Tatsache, dass die Investoren auf der Suche nach dem nächsten Amazon (AMZN) oder Apple (AAPL) dazu bereit sind, sehr große Risiken einzugehen und schon heute um die Entstehung zukünftiger milliardenschwerer Märkte zu spielen. Folglich greift der vorhandene Optimismus auf die jeweiligen Akteure über und treibt die Aktienkurse hoch.

In der heutigen TrendScout-Ausgabe werfen wir einen genaueren Blick auf den Cloudtrend. Denn die jüngste Berichtssaison zeigte sehr deutlich, dass sich die Technologieleader weiter auf einem sehr dynamischen Wachstumskurs befinden, wobei ihr technologisches Know-how und die jeweiligen Produkte Schritt für Schritt zum unabdingbaren Teil der modernen unternehmerischen Kultur werden. Dabei handelt es sich im Groben um einen Ansatz, in dem die IT-Infrastruktur, Rechenkapazität, Datenspeichermöglichkeiten oder schon fertige Programme u. a. zur Analyse oder innerbetrieblichen Kommunikation direkt über das Internet angeboten werden, ohne dass diese auf dem Firmengelände oder den lokalen Rechnern installiert sein müssen. Die Nutzung und Verwaltung erfolgt ausschließlich über technische Schnittstellen und Protokolle wie etwa ganz gewöhnliche Webbrowser.  

Als globaler Wachstumstreiber fungiert hier der technologische Fortschritt, wobei die Menschheit in Sachen Informationsfluss immer mehr in das digitale Umfeld vordringt und diesem immer mehr vertraut und diese Tendenz bleibt sowohl 2019 als darüber hinaus weiter erhalten. Die Ursache dafür liegt in der rasanten Entwicklung des Big-Data-Trends, wobei die neuen Daten mit einem unglaublichen Tempo generiert und über das Internet geteilt werden. Dabei lohnt es sich für viele kleinere, mittlere, aber auch einige größere Unternehmen nicht, das Geld in eigene Datenzentren zu investieren. Viel bequemer ist es dagegen, diese gegen entsprechende Gebühren auf externen Servern (Clouds) zu lagern. Logischerweise wird sich auch die Notwendigkeit der Data-Storage, des Transfers und der Analyse erhöhen, was zu einem nachhaltigen Aufschwung von Cloudbetreibern und speziellen Softwareanbietern führen dürfte, womit wir auch schon zu den wichtigsten Hauptrichtungen gelangen, mit denen man den Cloudtrend erfolgreich bei überschaubarem Risiko spielen kann.

Cloud-Anwendungen

Die größten Umsätze sowie die höchsten Profite werden aktuell mit Cloud-Plattformen wie Red Hat (RHT) – mittlerweile von IBM (IBM) übernommen –, Amazon Web Services (Amazon (AMZN)), Azure (Microsoft (MSFT)) und speziellen Cloud-Anwendungen erzielt. Diese sind besonders schnell skalierbar, benutzerfreundlich, werden durch kontinuierliche Updates erneuert und an die jeweiligen Bedürfnisse der Kunden angepasst und ersetzen in zunehmenden Maßen die veraltete Datacenter-Technologie. Topunternehmen dieser Trendrichtung haben die Zeichen des digitalen Zeitalters rechtzeitig erkannt und mittlerweile ihre Businessstruktur so geändert, dass die Umsätze mit Abonnements erzielt werden. Diese Vertriebsform eliminiert jede Notwendigkeit eines physischen Datenträgers, was die Produktionskosten enorm senkt. Gleichzeitig bietet der Internetvertrieb eine enorme globale Reichweite. Folglich erreicht man sofort nach der Entwicklung der jeweiligen Cloud-Anwendung eine sehr große potenzielle Kundengruppe, was in Kombination mit deutlich niedrigeren Produktionskosten die Margen steigen lässt und in einer höheren Profitabilität mündet. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Kundenbindung. Dies ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass man den Kunden kein vollkommen fertiges Produkt anbietet. Vielmehr ist es ein für die digitale Transformation notwendiges Grundgerüst, das kontinuierlich an Kundenbedürfnisse via Updates und flexible Zusatzoptionen vervollständigt und erweitert wird.  

ibm (2)


Einer der Topfavoriten, um diese Trendentwicklung 2019 und darüber hinaus zu spielen, ist wohl der CRM-Spezialist Salesforce (CRM). Der Konzern ist schon heute mit Abstand der führende Anbieter von Customer-Relationship-Management-Software. Für seine feste Positionierung spricht auch die Tatsache, dass man mit mehr als 150.000 Kunden eine sehr solide Kundenbasis vorweisen kann, zu denen typischerweise sehr viele Großkonzerne gehören. Und um die Abhängigkeit seiner Kunden noch profitabler zu gestalten, sammelt und analysiert Salesforce alle Kundendaten und bietet auf deren Basis neue Produktkonzeptionen und Services an. Diese haben für Kunden auf jeden Fall einen Mehrwert, da sie stark zur Optimierung der eigenen Businessperformance beitragen, weswegen man sich immer tiefer in das Salesforce-Ökosystem integriert. Der umständliche, aber auch teurere Wechsel zu den Konkurrenten wie Oracle (ORCL) oder Microsoft (MSFT) wird daher immer unwahrscheinlicher.  

salesforce


Eine weitere Aktie, die man in dieser Hinsicht im laufenden Jahr auf der Watchlist behalten sollte, gehört Adobe Systems (ADBE). Der Konzern hat sich in den vergangenen Jahren vom reinen Anbieter von Standardsoftware in den Bereichen Grafik- und Bildbearbeitung zu einem vollstufigen Anbieter in anderen Bereichen gewandelt. Mittlerweile bietet man cloudbasierte Angebote für verschiedenste Themenbereiche, was die Umsatzbasis deutlich verbreitert. Dies macht sich für Adobe bezahlt, zumal Angebote rund um Creative Cloud oder Digital Media auch im abgelaufenen Quartal mit deutlichen Zuwächsen in zweistelliger Prozenthöhe überzeugen konnten. Was das Unternehmen Ende 2018 etwas belastete, war der schwächere Gewinnausblick. Für 2019 rechnet der Konzern mit einem EPS von 7,75 USD (Konsens: 7,98 USD), bei einem Umsatz von 11,15 Mrd. USD (Konsens: 10,8 Mrd. USD). Dies ist allerdings auf die kostspieligen Übernahmen von Marketo und Magento zurückzuführen. Magento ist ein Onlineshop-Softwareanbieter. Damit beabsichtigt ADBE seine Positionierung im zukunftsträchtigen E-Commerce-Bereich zu festigen und entsprechend auszubauen. Gleichzeitig übernahm man auch den Marketingspezialisten Marketo, um seine Expertise rund um Cloud-Computing zu verbessern. Damit ist man weiter auf Wachstumskurs, allerdings bei einer schwächeren Profitabilität, was man auch anhand einer deutlich besser als erwarteten Umsatzprognose beobachten konnte. Sobald die Umstrukturierung und die Integration neuer Segmente abgeschlossen werden, dürfte Adobes Wachstumsstory im Rahmen des Cloudtrends erneut aufflammen.  

adobe (2)


Sollte man sich also als Trader und Investor für diese Trendrichtung des Cloudtrends entscheiden, so wären neben Salesforce (CRM) und Adobe Systems (ADBE) auch die Aktien weiterer aussichtsreicher Service-Softwareanbieter wie Intuit (INTU) und Workday (WDAY) eine gute Wahl. Denn auch diese Unternehmen haben in der jüngsten Vergangenheit eine hervorragende Entwicklung vorgelegt, wobei das Wachstumspotenzial bei Weitem noch nicht ausgeschöpft ist. Dabei spezialisiert sich Workday (WDAY) auf cloudbasierte Lösungen für das Finanz- und Personalmanagement. Als Wachstumstreiber fungiert hier die höhere Akzeptanz von cloudbasierten Finanz- und Personalmanagementlösungen sowie der Drang zur schnelleren digitalen Transformation von unternehmerischen Steuerungsprozessen.  

 

intuit

work


Intuit (INTU) fokussiert sich dagegen auf die Entwicklung von Standardsoftwareanwendungen für Finanzbuchführung, Lohn- und Gehaltsabrechnung sowie Banking für kleine und mittlere Unternehmen, Freelancer und andere Businessvertreter, die den Bedarf nach kosteneffizienten Automationsservices verspüren. Was die konstante und profitable Konzernperformance ausmacht, ist genau wie im Fall von Salesforce eine sehr ausgeklügelte Kundenbindungspolitik.  


Cybersecurity

Eine weitere sehr spezifische, aber auch aussichtsreiche Trendrichtung von cloudbasierten Serviceanwendungen stellen natürlich die Cybersecurity-Spezialisten dar. Die Daten und Informationen in der digitalen Welt sind wohl das wertvollste Gut. Daher werden sie für Hacker weltweit das Ziel Nummer eins, was in den kommenden Jahrzehnten die Nachfrage nach speziellen Schutzlösungen weiter katalysieren und verstärken dürfte. Die Unternehmen, die sich auf Cyberschutz spezialisiert haben, unterliegen ebenfalls einem strukturellen Wandel und gingen zum Abo-Vertriebsmodell über. Dabei findet die Überwachung von verdächtigen Aktivitäten sowie der eigentliche Cyberschutz direkt aus der Cloud statt.  

Einer der Topprofiteure dieser Trendrichtung wäre bspw. die Aktie von Splunk (SPLK). Das Unternehmen spezialisiert sich u. a. auf die Entwicklung von Netzüberwachungslösungen. Durch die Verwendung von KI-Komponenten können Bedrohungen, Angriffsmuster und Anomalien schneller aufgedeckt, ausgewertet und Angriffe abgewehrt werden. Als Wachstumstreiber fungiert auch in diesem Fall die zunehmende Digitalisierung und globale Vernetzung, wobei die Kriminalaktivitäten verstärkt in das Internet verlagert und immer intensiver via Digitalkanäle verübt werden. Ebenfalls aussichtsreich ist auch die Marktpositionierung von Okta (OKTA). Das Hauptprodukt ist Okta Identity Cloud. Damit offeriert man eine Reihe von Funktionen und Lösungen im Zusammenhang mit Identity- und Device-Management (Identity as a Service (IDaaS)), mit dem die Kunden bei der Sicherung ihrer cloudbasierten Daten unterstützt werden. Für positive Aufmerksamkeit sorgte zuletzt auch die neu vorgestellte Anwendung Sign In, mit der ein einfaches, intuitives und sicheres Identifikationsinterface erschaffen werden kann. Auf diese Weise erhalten OKTA-Kunden ein weiteres, powervolles Tool zur Erstellung eigener, innerbetrieblicher ID-Systeme mit den entsprechenden Sicherheitsanforderungen. Damit dürfte der Konzern die Reichwiete seiner Plattform vergrößern können und somit neue korporative Kunden gewinnen. Das Wachstum dürfte also weiter andauern. Für das Unternehmen spricht auch seine große Kundenbasis, wobei man schon 100 Millionen registrierte Nutzer zählt. Etwa fünf Millionen davon sind zahlende Kunden, zu denen bspw. Adobe Systems und Twenty-First Century Fox gehören. Sie nutzen die sicheren Cloud-Systeme von OKTA für das Management von Mitarbeiter- und Kundenzugängen zu digitalen Tools sowie Informationen. Und weil die Cloud-Adoption erst am Anfang steht (erst rund 20 % der IT-Ausgaben entfallen auf die Cloud), wird OKTA über die kommenden Jahre ein strammes Wachstum aufweisen können.  

splunk

okta


Sollte man sich also für die Cybersecurity-Schiene des Cloudtrends entscheiden, so wären aber auch die Aktien von CyberArc (CYBR), Rapid7 (RPD) und Mimecast (MIME) ebenfalls für 2019 und darüber hinaus eine interessante Wahl. Zumal die Konzerne in der aktuellen Berichtssaison mit hervorragenden Ergebnissen aufwarten konnten. Dabei spezialisiert sich CyberArc (CYBR) auf die interne Sicherheit eines Unternehmens. Damit ist man in einer sehr lukrativen Nische des Cybersecurity-Trends positioniert, denn laut dem letzten Intel Security Report werden mehr als 40 % aller Datenschutzpannen intern verursacht. So kann der Konzern der unnötigen Konkurrenz entkommen und sich in seiner Expertise noch weiterentwickeln. Im Fokus steht dabei der Schutz von privilegierten Accounts, die Zugriff auf vertrauliche Infos und Finanzdaten haben. Die Schutzsoftware spürt u. a. Anomalien auf, um Eindringlinge zu erkennen. Damit hilft man den jeweiligen Kunden die Cyberbedrohungen aufzuhalten, bevor sie irreparable Schäden verursachen. Angesichts der zunehmenden digitalen Transformation dürfte die Nachfrage nach derartigen Schutzlösungen weiter kontinuierlich zunehmen. Mimecast (MIME) fokussiert sich auf die Entwicklung spezieller cloudbasierter Softwarelösungen zur Prävention verschiedener Internetbedrohungen. Das Hauptprodukt, bekannt als MIME, schützt dabei E-Mail-Konten vor Spam, Malware und anderen unerwünschten Programmen. Gleichzeitig bietet man mit der Archivierung eine sehr wichtige Backupfunktion an. So geht die unternehmenskritische Kommunikation im Fall eines Angriffs auf keinen Fall verloren. Das Geschäft basiert ebenfalls auf einem Abo-Modell, wobei der Großteil der Umsätze in den USA erwirtschaftet werden. Schließlich ist da die Aktie von Rapid7 (RPD). Das Unternehmen ist ein Technologiekonzern, der sich auf Lösungen rund um die Cloud, Cybersecurity, Data-Analytik etc. spezialisiert. Adressiert wird u. a. das perspektivenreiche Segment der unternehmensinternen IT-Sicherheit. Angeboten werden verschiedene Lösungen für das Risiko- und Schwachstellenmanagement. So können Unternehmen mit InsightIDR verdächte Aktivitäten frühzeitig in ihrem Netzwerk erkennen und entsprechend schnell darauf reagieren, noch bevor der tatsächliche Schaden entstehen kann. Für das Unternehmen spricht auch seine 7.400 Kunden starke Basis, zu der solche Großkonzerne wie Adobe, Netflix, Boeing und NVIDIA gehören.

mime


Abschließend lässt sich erwähnen, dass sich der globale Cloudtrend auch hervorragend auf der Hardwareseite spielen lässt, wobei die 2. Hälfte von 2019 den Beginn einer neuen Wachstumsstory offenbaren könnte. Ursächlich dafür ist die Tatsache, dass die ersten Cloud-Technologien in ihrer Mehrheit dazu entwickelt wurden, um Open-Source-Anwendungen in Kombination mit günstigeren Hardwarekomponenten zu benutzen. Nun ist man mittlerweile an dem Punkt angelangt, an dem die anfängliche Hardwareausstattung nicht mehr ausreicht. Der erste große Upgrade-Zyklus steht nun unmittelbar bevor, da aufkommende Trends rund um KI, Streaming, IoT etc. immer schnellere Kommunikationsmöglichkeiten und leistungsfähigere Chiplösungen benötigen. Besonders erfreulich dürfte dieser Umstand für führende Chiphersteller wie NVIDIA (NVDA) und AMD (AMD), aber auch den Speicherchipspezialist Micron Technology (MU) sein, weswegen man auch diese Aktien 2019 unbedingt im Blick haben sollte.

mu


Viele Erfolg und seien Sie profitabel.