FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat sich nach seiner Talfahrt am Vortag zur Wochenmitte stabilisiert. Ob eine nachhaltigere Erholung folgt, bleibt abzuwarten, zumal zahlreiche charttechnische Unterstützungen gerissen sind. Von den US-Börsen kommen nur mäßig positive Impulse, denn auf eine weitgehende Erholung vom schwachen Handelsstart am Dienstag dürfte nun ein Tag ohne klare Richtung folgen. Nur die überwiegend mit Technologiewerten besetzte Nasdaq-Börse wird im Plus erwartet, während der bekannteste Wall-Street-Index, der Dow Jones Industrial , leicht schwächer starten dürfte.
Am Nachmittag legte der deutsche Leitindex um 0,6 Prozent auf 23.616 Punkte zu und nähert sich wieder der 100-Tage-Linie bei rund 23.693 Punkten. Sollte der Dax über dieser zu den mittelfristigen Trendindikatoren zählenden Linie schließen, die er tags zuvor durchbrochen hatte, würden sich die Aussichten deutlich verbessern. In der vergangenen Woche waren bereits mehrere andere kurz- und mittelfristige Trendlinien gerissen. Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets erinnerte jedoch an die Widerstandskraft des Dax, der bereits mehrfach die 24.000 Punkte schneller wieder zurückerobert habe als gedacht.
Der MDax gewann am Mittwochnachmittag 0,6 Prozent auf 29.771 Zähler.
Der europäische Handel war tags zuvor dem Ruf des Septembers gerecht geworden, ein schwieriger Börsenmonat zu sein. Ein Potpourri aus Risiken, das von der Zoll- und Wirtschaftspolitik des US-Präsidenten, dem unvermindert andauernden Ukraine-Krieg bis hin zu geldpolitischer Unsicherheit und der politischen und finanziellen Lage in Frankreich reicht, verleidet den Anlegern derzeit die Stimmung. Bislang wurden diese Risiken an der Börse weitgehend ausgeblendet.
Mit plus 4,1 Prozent waren Adidas Dax-Spitzenwert. Jefferies-Analyst James Grzinic sprach für die Aktie des Sportartikelherstellers eine Kaufempfehlung aus und hält Sorgen bezüglich einer zu hohen Abhängigkeit von Terrace-Produkten, die sich ihrem Zenit näherten, für übertrieben. Zugleich sieht er Adidas als einen Gewinner mit Blick auf Zölle und die Dollar-Schwäche.
Wegen des "brutalen Wertverlustes" senkte Grzinic allerdings - wie auch JPMorgan an diesem Tag - das Kursziel. Dennoch: Wendy Liu blickt ebenfalls optimistisch auf Adidas. Die neu für die deutschen Sportartikelhersteller zuständige JPMorgan-Analystin bekräftigte die Aktie nicht nur auf "Overweight", sondern versah sie vor dem Ende Oktober anstehenden Bericht zum dritten Quartal mit dem Stempel "positive Catalyst Watch" für besonders aussichtsreiche Werte.
Das Anlageurteil für die Aktie von Puma senkte Liu dagegen auf "Underweight", denn sie sieht enorme Umsetzungsrisiken in der langwierigen Unternehmenstransformation. Das Papier gab als eines der wenigen Verlierer im MDax um 1,5 Prozent nach.
Von Bernstein Research auf "Underperform" abgestuft, büßte die Aktie von Continental 0,9 Prozent ein. Analyst Harry Martin schätzt die Kursentwicklung des Autozulieferers und Reifenherstellers pessimistischer ein als die Experten von Oddo BHF, die das Papier am Vortag von "Underperform" auf "Neutral" hochgestuft hatten. Die Wertschöpfung aus der Konzernaufspaltung sei inzwischen mehr als eingepreist, schrieb Martin.
Ein zeitnah drohender Pilotenstreik belastete die Lufthansa-Aktie , die um 1,3 Prozent nachgab.
Im SDax sprangen dagegen PVA Tepla um 12 Prozent auf den höchsten Stand seit Frühjahr 2022. Sie nahmen nach dem Absacker am Vortag ihre Kursrally damit erneut auf. Sowohl die Deutsche Bank als auch Oddo BHF äußerten sich positiv zu dem Technologieunternehmen. Die Experten der Deutschen Bank nannten den Kapitalmarkttag am Vortag eine "positive Überraschung", die von Oddo sahen im Kursrutsch am Vortag eine "Kaufgelegenheit"./ck/jha/
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---