LUXEMBURG (dpa-AFX) - Der Finanzinvestor Permira ist elf Jahre nach seinem Einstieg beim Softwareanbieter Teamviewer nun endgültig raus. Die Beteiligungsgesellschaft trennte sich von ihrem letzten verbliebenen Aktienpaket und erzielte damit einen Bruttoerlös von fast 115 Millionen Euro, wie sie am Donnerstagmorgen in Luxemburg mitteilte. Insgesamt hat die Beteiligungsgesellschaft über die Jahre mehrere Milliarden eingenommen.
Nun wurden die restlichen knapp 12,5 Millionen Anteile demnach für 9,20 Euro pro Stück an institutionelle Investoren verkauft. Zum Vergleich: Am Mittwoch hatten die Papiere auf Xetra noch zum Kurs von 9,745 Euro geschlossen. Für Permira sollte sich das Engagement aber allemal gelohnt haben: Laut Finanzkreisen hat der Investor sein eingesetztes Eigenkapital mehr als verzehnfacht.
Die Übernahme und der anschließende Verkauf des Softwareunternehmens dürfte damit eine der erfolgreichsten Permira-Transaktionen weltweit sein. Permira hatte Teamviewer 2014 für rund 870 Millionen Euro gekauft und dann im Herbst 2019 an die Börse gebracht. Alleine beim damals größten deutschen Tech-Börsengang seit dem Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende hatte der Finanzinvestor 2,2 Milliarden Euro erlöst.
In der Folgezeit hatte sich Permira mehrmals von Aktienpaketen getrennt. Insgesamt hatten der IPO und der gestaffelte Verkauf von Anteilen bis zuletzt knapp sechs Milliarden Euro gebracht.
Permira hatte zuletzt noch eine Beteiligung von 14 Prozent bei Teamviewer gemeldet. Wie aus den Finanzkreisen verlautete, wurden danach immer wieder marktschonend Anteile am Markt verkauft. Das letzte, nun veräußerte Aktienpaket habe deshalb sieben Prozent entsprochen. Nach dieser Platzierung hält der Investor eigenen Angaben zufolge keinerlei Aktien mehr.
Armin Kremser von der DZ Bank zeigte sich zwar überrascht von der Platzierung auf dem aktuell vergleichsweise niedrigen Kursniveau. Grundsätzlich stehe der Schritt aber im Einklang mit dem Commitment von Permira, sich komplett aus der Teamviewer-Beteiligung zurückzuziehen, schrieb er in einer ersten Reaktion. "Wir begrüßen den Streubesitz von 100 Prozent, künftig wird es keinen Platzierungsdruck mehr geben", ergänzte er.
Während für Permira die Sache letztlich äußerst gut gelaufen ist, haben Anleger der ersten Stunde das Nachsehen: Bei einem Emissionspreis von 26,25 Euro sitzen sie aktuell auf Verlusten von mehr als 60 Prozent. Am Donnerstag geriet die im Index der mittelgroßen Unternehmen (MDax
Dabei war Teamviewer in der Corona-Pandemie eine Erfolgsgeschichte am Kapitalmarkt gewesen. Viele Menschen hatten vom heimatlichen Büro aus die Fernwartungs- und Homeoffice-Software des Unternehmens aus dem schwäbischen Göppingen genutzt. Beflügelt von den seinerzeit guten Geschäften war der Kurs im Juli 2020 bis auf fast 55 Euro geklettert. Noch im Februar 2021 hatte Permira 13,2 Millionen Aktien für 44,50 Euro das Stück verkauft.
Lange hielt die Hausse allerdings nicht an, weil unter anderem am Markt Zweifel an den weiteren Wachstumsaussichten und Kritik an Sportsponsor-Verträge laut wurden. Der Kurssturz der Aktie führte bis Oktober 2022 zum bisherigen Tief bei gerade noch knapp 7,7 Euro. Und auch 2025 ist die Performance bisher mau: Durch die aktuellen Kursverluste nach der Platzierung liegt die Aktie nun seit dem Jahreswechsel wieder leicht im Minus.
Geschäftlich hat Teamviewer hingehen nach dem ersten Halbjahr mit einem deutlichen Anstieg bei Umsatz und operativem Ergebnis positiv überrascht - trotz belastender Effekte im wichtigen US-Markt durch die Sparbemühungen der dortigen Behörden. In den USA hatte das Unternehmen noch zu Jahresbeginn mit der Übernahme des Unternehmens 1E den größten Zukauf seiner Geschichte gestemmt.
Für das Gesamtjahr zeigte sich Teamviewer-Chef Oliver Steil zur Vorlage der Sechs-Monatszahlen optimistisch, die Jahresprognose zu erfüllen - auch weil der Manager für das zweite Halbjahr wegen anstehender Vertragsabschlüsse mit einer Wachstumsbeschleunigung rechnet. In diesem Jahr hat sich das Unternehmen auf vergleichbarer Basis bisher einen Umsatzanstieg auf bis zu 797 Millionen Euro vorgenommen, nach 740 Millionen im Vorjahr. 2028 will das Unternehmen dann die Milliardengrenze knacken./tav/err/mis