ROUNDUP/Heer hat einen neuen Inspekteur: 'Der Feind wartet nicht'
STRAUSBERG (dpa-AFX) - Mit dem Ruf nach Tempo und entschlossenen Schritten bei der Modernisierung der Bundeswehr hat Generalleutnant Christian Freuding das Kommando über das Deutsche Heer übernommen. In seinem ersten Tagesbefehl machte der 54-Jährige deutlich, dass er einen Schwerpunkt auf den Kampf mit und gegen Drohnen setzen will und bei der gesamten Einsatzbereitschaft die Zeit dränge. "Der rasche Fortschritt ist wichtiger als die perfekte Lösung. Im Gefecht hat das Einfache Erfolg", erklärte Freuding in seinem Schreiben, das der Deutschen Presse-Agentur vorlag.
Die Spitzenposition wurde ihm bei einem Übergabeappell in Strausberg bei Berlin übertragen. Dort hat das Kommando Heer seinen Sitz. Verteidigungsminister Boris Pistorius verwies dort auf die Bedrohungslage. "Die Aufgaben bleiben herausfordernd und die werden weiter wachsen", sagte der SPD-Politiker.
Freuding sei in den letzten Jahren der erklärende Kopf der Ukraine-Politik gewesen und ihm selbst ein unersetzbarer militärischer Berater. Das deutsche Heer erwarte einen außergewöhnlichen Inspekteur, sagte Pistorius weiter.
Übergabeappell im Kommando Heer am Rande von Berlin
Er dankte dem scheidenden Inspekteur, Generalleutnant Alfons Mais, für dessen Leistungen und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Mais sagte, viele frühere Pläne seien von Krisen und Entwicklungen eingeholt worden. "Der Krieg ist nach Europa zurückgekehrt", sagte er. Russland zeige eine Fratze der Verachtung für Völkerrecht und Menschlichkeit an sich.
Freuding war bisher Chefkoordinator der militärischen Ukraine-Hilfe und Leiter des Planungs- und Führungsstabs im Verteidigungsministerium. Im Auftrag der Bundesregierung war er mehrfach in der Ukraine, um Unterstützung abzustimmen und Erkenntnisse für das eigene Handeln zu gewinnen.
Als oberster Soldat des Heeres steht Freuding nun an der Spitze von rund 63.000 Heeressoldaten. Er führt das sogenannte Feldheer mit den vier Divisionen des Heeres sowie das Amt für Heeresentwicklung in Köln und das Ausbildungskommando in Leipzig.
Die Soldaten marschierten mit ihren Truppenfahnen und Marschmusik auf den Appellplatz ein. Unter den mehr als 400 Gästen war auch der frühere SPD-Verteidigungsminister Rudolf Scharping.
Freuding betont Bedeutung von Drohnen für das Militär
Im Tagesbefehl an die Truppe schrieb Freuding, er wolle den Kampf mit und gegen Drohnen umgehend weiterentwickeln und ausbauen. Er zählte dies zu den dringend erforderlichen Fähigkeiten, wie auch den Wiederaufbau der Heeresflugabwehrtruppe.
"Das alles geschieht unter hohem Zeitdruck, denn die Lage richtet sich nicht nach unserem Planungszeitstrahl. Der Feind wartet nicht auf unsere "Fertig"-Meldung", schreibt Freuding.
Rascher Fortschritt wichtiger als perfekte Lösung
Viele Aufgaben müssten nun gleichzeitig in Angriff genommen werden und nicht immer werde das Heer zur Erfüllung des Auftrags all das haben, was wünschenswert sei oder gebraucht werde. Es gelte, in der Umsetzung schneller zu werden.
Vor den deutschen Landstreitkräften lägen anspruchsvolle Aufgaben. Freuding nennt eine weitere Verbesserung der Einsatzbereitschaft. Endlich müsse die materielle Vollausstattung erreicht werden. "Wir müssen auch personell wachsen. Wir werden neue Verbände und Großverbände aufstellen - zuvorderst unsere Panzerbrigade 45 in Litauen - und unsere Ausbildungsstrukturen auf den neuen Wehrdienst anpassen."
Bedeutsam sei der Wille, den Kampf heute aufzunehmen und zu gewinnen
- "dann, wenn wir gefordert sind, uns und unsere Alliierten zu
verteidigen". Dabei gelte auch: "So wie wir sind, mit dem, was wir haben."/cn/DP/men