Frankfurt (Reuters) - Der kriselnde Bau- und Dienstleistungskonzern Bilfinger hat im ersten Quartal nach Steuern erneut rote Zahlen geschrieben.
Von Januar bis März belief sich der Verlust auf 76 Millionen Euro nach einem Minus von 17 Millionen Euro im Vorjahr, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Dazu trugen Abschreibungen und Verluste der zum Verkauf stehenden Kraftwerkssparte bei, deren Geschäft wegen der Energiewende in Deutschland und des niedrigen Ölpreises eingebrochen ist. Operativ erzielte der Mannheimer Konzern einen kleinen Gewinn von sieben Millionen Euro nach acht Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Das Geschäft mit Bau und Wartung von Industrieanlagen litt weiter unter der Investitionszurückhaltung in der Öl- und Chemieindustrie. Auch im Bau- und Immobilienservicegeschäft, das bisher den Konzern stützte, schrumpfte der Vorsteuergewinn.
Auf der Hauptversammlung in Mannheim ist mit viel Kritik der Aktionäre an der unklaren Strategie des Managements zu rechnen. "Insgesamt sind wir unvermindert erschrocken, was bei Bilfinger alles in den letzten Jahren passiert ist", erklärte Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz gegenüber Reuters. "Die Aktionäre wissen nicht, wie es weitergeht." Der neue Vorstandschef Thomas Blades wird an dem Aktionärstreffen noch nicht teilnehmen, er wechselt erst im dritten Quartal von seinem bisherigen Arbeitgeber Linde zu Bilfinger. Rede und Antwort stehen werden Finanzchef Axel Salzmann, kommissarischer Vorstandschef, und der Aufsichtsratsvorsitzende Eckhard Cordes, Vertreter des Hauptaktionärs Cevian.
Bilfinger steckt seit zwei Jahren in der Krise, die den früheren hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch den Job des Vorstandschefs kostete. Seither hat das Unternehmen nicht zurück in die Spur gefunden. Kaum dass eine Zwei-Säulen-Strategie mit den Geschäftsfeldern Industrie sowie Bau- und Immobiliendienste Ende vergangenen Jahres verkündet war, wurde sie im Januar schon wieder infrage gestellt. Wegen Kaufangeboten prüft Bilfinger seither, ob das stabile Bau- und Immobiliengeschäft verkauft und der Konzern damit halbiert wird. Eine Entscheidung darüber sollte eigentlich bis zur Hauptversammlung fallen. Doch dann warf Vorstandschef Per Utnegaard nach nicht mal einem Jahr im Amt seinen Posten hin. Die Arbeitnehmer im Aufsichtsrat sind gegen eine Aufspaltung. Die Frage soll nun in zwei bis drei Wochen, also noch vor Blades' Antritt, beantwortet werden. Unterdessen kündigte das Unternehmen ein weiteres Sparprogramm und Stellenabbau in noch nicht bezifferter Höhe an.
Der Umsatz schrumpfte im ersten Quartal um fünf Prozent auf 1,35 Milliarden Euro. Der Auftragseingang brach um 14 Prozent ein auf 1,4 Milliarden Euro, was vor allem an dem schwankungsanfälligen Baugeschäft lag. Bilfinger bekräftigte den Ausblick für das Gesamtjahr: Der Umsatz soll deutlich sinken, der bereinigte Gewinn dennoch leicht steigen.