Reuters

Niedrige Zinsen und Strompreise brocken EnBW Verlust ein

28.07.2016
um 14:31 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Der Energieversorger EnBW hat im ersten Halbjahr wegen niedriger Strompreise und Sonderbelastungen rote Zahlen geschrieben.

Unter dem Strich fiel ein Verlust von 194 Millionen Euro an, nach einem Gewinn von gut einer Milliarde Euro im Vorjahreszeitraum, wie der drittgrößte deutsche Versorger am Donnerstag mitteilte. "Das ohnehin sehr schwierige Marktumfeld hat sich in den vergangenen Monaten weiter verschlechtert", erklärte Finanzchef Thomas Kusterer. "Das niedrige Strompreisniveau belastet das Konzernergebnis."

Hinzu kamen mehrere Sondereffekte. So war das Kernkraftwerk Philippsburg wegen Wartungsarbeiten fast acht Wochen und damit zwei Wochen länger als geplant nicht am Netz. Die längere Revision habe jedoch nichts mit der im Frühjahr bekannt gewordenen Sicherheitslücke zu tun, sagte Kusterer. Drei Mitarbeiter eines externen Dienstleisters hatten Prüfmessungen gefälscht. Das Umweltministerium Baden-Württemberg entzog deshalb die Betriebserlaubnis, bis der Vorgang aufgeklärt und Vorkehrungen gegen solche Sicherheitsmängel ergriffen wurden.

Das Nettoergebnis wurde auch von gut einer Milliarde höheren Rückstellungen belastet, die der Versorger vor allem für Pensionsverbindlichkeiten vornehmen musste. Grund dafür sind die anhaltend niedrigen Zinsen. Die Unternehmen müssen mehr zurücklegen, um später die Betriebsrenten auszahlen zu können.

Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) brach von Januar bis Juni noch stärker ein als der Umsatz: Das Ebitda fiel binnen Jahresfrist um 24 Prozent auf 967,5 Millionen Euro, der Umsatz schrumpfte um zehn Prozent auf 9,8 Milliarden Euro. Der Umbau des einst atomstromlastigen Versorgers kommt unterdessen voran. Die EnBW will sich künftig auf Erneuerbare Energie und das Netzgeschäft konzentrieren, bei dem andere Anbieter für die Nutzung der EnBW-Leitungen Entgelte zahlen. Mittlerweile ist das Netzgeschäft mit einem Anteil von 54 Prozent die größte Gewinnquelle, der operative Gewinn der Sparte stieg um 20 Prozent auf 524 Millionen Euro.

Ob der Konzern auch im Gesamtjahr Verlust schreibt, sei noch nicht absehbar, erklärte Kusterer. Das hänge unter anderem davon ab, ob noch weitere Rückstellungen für den Personalabbau notwendig seien. Die EnBW hatte im Juni ein neues Sparprogramm mit dem Abbau von 400 Stellen im defizitären Großkundengeschäft angekündigt. Auch im Privatkundengeschäft, der Energieerzeugung und Verwaltung soll es noch Stellenstreichungen geben.

EnBW Energie Baden-Württemberg AG

WKN 522000 ISIN DE0005220008