Berlin (Reuters) - CDU-Generalsekretär Peter Tauber hat mit einer Bemerkung über Minijobber heftige Kritik im Internet und bei anderen Parteien ausgelöst.
"Wenn Sie was ordentliches gelernt haben, dann brauchen Sie keine drei Minijobs", schrieb Tauber via Twitter am Montagabend in einer Diskussion über das Unions-Wahlprogramm. Von SPD, Grünen und Linken kam scharfe Kritik an Tauber, der seine Formulierung am Dienstag bedauerte, Auch die Statistik gibt dem Generalsekretär nicht recht: Laut einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) haben rund 60 Prozent der Minijobber einen beruflichen oder sogar einen akademischen Abschluss.
"Ich wollte niemandem zu nahe treten, der in so einer Situation ist", schrieb Tauber am Dienstag auf Twitter. Es tue ihm leid, dass er sein Argument "so blöd formuliert und damit manche verletzt habe". Er habe deutlich machen wollen, wie wichtig eine gute Ausbildung sei.
DREI VON FÜNF MINIJOBBERN HABEN ABSCHLUSS
Minijobs bis 450 Euro im Monat sind in Deutschland sehr verbreitet. Im April gab es davon laut Bundesagentur für Arbeit (BA) rund 7,4 Millionen. Darunter waren knapp 2,7 Millionen Beschäftigte, die den für sie steuer- und abgabenfreien Minijob als Zubrot neben einem Hauptjob ausübten.
Laut IAB-Forschungsinstitut hatten 2014 etwa 39,5 Prozent der Minijobber keinen Abschluss. Über einen beruflichen Abschluss verfügten demnach 52,7 Prozent und über einen akademischen Abschluss 7,8 Prozent. Das IAB stützte sich auf die Befragung von Haushalten im Mikrozensus und eigene Auswertungen.
Beschäftigte ohne Berufsabschluss sind unter den Minijobbern aber häufiger vertreten als in anderen Bereichen. "Unter den geringfügig entlohnt Beschäftigten sind Personen ohne Berufsabschluss überrepräsentiert", heißt es in einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Grünen im März 2016. "Der Anteil der geringfügig entlohnt Beschäftigten ohne Berufsabschluss betrug im Juni 2015 19,3 Prozent, im Vergleich zu einem Anteil von 13,2 Prozent für Beschäftigte ohne Berufsabschluss an allen Beschäftigten." Das Ministerium stützte sich dabei auf Meldedaten der Bundesagentur für Arbeit, bei denen viele Minijobber jedoch keine Angaben zum Berufsabschluss machen. Sie weichen daher deutlich von den IAB-Zahlen ab.
SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz schrieb auf Facebook, dass ihm keine "Leute mit den klugen Sprüchen" geholfen hätten, als er ohne Abschluss von der Schule gegangen sei. Grünen-Chef Cem Özdemir erklärte, es sei traurig, "wenn eine 'christliche' Volkspartei den Bezug zur Lebenswelt" verliere. Linken-Spitzenkandidatin Sahra Wagenknecht sagte der "Heilbronner Stimme", Taubers Bemerkung sei ein Beweis dafür, "dass die Union die Millionen Menschen (...) in ungesicherten, schlecht bezahlten Jobs (...) abgeschrieben hat".
Der neue nordrhein-westfälische Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte dem "Tagesspiegel": "Nicht jedem Minijobber fehlt Qualifizierung, es gibt sehr unterschiedliche Gründe dafür, dass Menschen diese Form der Beschäftigung haben." Tauber habe sich entschuldigt, "und damit ist es jetzt auch gut".