Düsseldorf (Reuters) - Die Arbeitnehmervertreter von Thyssenkrupp schließen im Streit um die geplante Stahlfusion mit Tata Steel eine Einigung mit dem Management nicht mehr aus.
"Wir lehnen eine Fusion weiter ab", sagte Konzernbetriebsratschef Wilhelm Segerath am Dienstag in Düsseldorf, fügte jedoch hinzu: "Wir werden das prüfen und wenn am Ende steht, dass unsere Bedingungen erfüllt werden und auch der ganze Bereich schuldenfrei steht, dann ist das eine Möglichkeit." Die Arbeitnehmervertreter wollten aber auch über Alternativen reden.
"Es werden schwierige Verhandlungen", sagte Segerath, der auch im Aufsichtsrat des Konzerns sitzt. Er wollte sich nicht im Detail dazu äußern, welche Bedingungen erfüllt sein müssten. "Ich will keine weiteren Preisschilder anhängen." Bereits zuvor hatte der nordrhein-westfälische IG Metall-Chef Knut Giesler vier Bedingungen genannt, damit überhaupt die Gespräche mit dem Management in die Tiefe gehen könnten. "Wir wollen für den Stahl eine weitreichende Standort- und Beschäftigungssicherung." Zudem müsse die Montanmitbestimmung gesichert werden. "Wir wollen ein zukunftsfähiges Finanzierungskonzept für den Konzern, auch für den Stahlbereich. Und wir wollen keinen Deal, der am Ende den gesamten Thyssenkrupp-Konzern gefährdet."
WOMÖGLICH KEINE ABSTIMMUNG AUF AR-SITZUNG AM SAMSTAG
IG Metall und Betriebsräte laufen seit Monaten Sturm gegen die Pläne von Vorstandschef Heinrich Hiesinger. Er will die unter Überkapazitäten, Preisdruck und Billigimporten aus China leidende Stahlsparte mit der von Tata zusammenschließen. Zusammen würden sie den zweitgrößten Stahlkocher in Europa nach ArcelorMittal schmieden.
Am Freitag wollen die Stahlkocher von Thyssenkrupp in Bochum gegen die Pläne demonstrieren. Die IG Metall erwartet mehrere tausend Teilnehmern. Zu den Redner gehört auch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD). Am Samstag will der Aufsichtsrat über die Fusionspläne beraten. Entgegen manchen Erwartungen wird es dabei aber wohl keine Abstimmung geben. Dabei hätte ein Patt gedroht zwischen einer Zustimmung von den Kapitalvertretern und einem Nein der Arbeitnehmervertreter, das nur durch die Doppelstimme von Aufsichtsratschef Ulrich Lehner zu lösen gewesen wäre - ein Tabubruch bei Thyssenkrupp.
Die Arbeitnehmervertreter würden einer Grundsatzvereinbarung (MoU) mit Tata nicht zustimmmen, müssten dies aber auch nicht, sagte Segerath. "Das ist eine Vereinbarung zwischen den Vorständen, da braucht der Aufsichtsrat nicht zustimmen." Klar sei zudem, dass die Prüfung der Bücher, die Due Diligence, der beiden Konzerne nicht mehr in diesem Jahr abgeschlossen werde.