Duisburg (Reuters) - Im Streit um die geplante Stahlfusion von Thyssenkrupp mit Tata Steel hat die IG Metall einen Forderungskatalog vorgelegt.
"Bisher gab es vor allem warme Worte statt belastbarer Auskünfte", hieß es in einem Infoblatt der Gewerkschaft am Dienstag. "Unter diesen Umständen können wir diesem Joint Venture nicht zustimmen." Die IG Metall erwarte, dass ihre Forderungen und Fragen bis zum 10. November beantwortet würden.
Insgesamt stellte die Gewerkschaft zehn Forderungen auf. "Wir fordern Beschäftigungsgarantien von der Thyssenkrupp AG", hieß es. Es müsse Garantien für Standorte und Anlagen geben und klare Investitionszusagen. Thyssenkrupp müsse sich verpflichten, seine Anteile an dem Joint Venture langfristig zu halten. Thyssenkrupp und Tata wollen jeweils 50 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen halten. Die Gewerkschaft forderte zudem, dass die Mitbestimmung auch für die in den Niederlanden geplante Holding erhalten bleibt.
FREITAG NÄCHSTES TREFFEN DER ARBEITSGRUPPE
Thyssenkrupp begrüßte den Forderungskatalog. "Wir nehmen die Forderungen der Arbeitnehmervertreter sehr ernst", sagte Personalvorstand Oliver Burkhard. "Sie schaffen eine Basis für Verhandlungen in der gemeinsamen Arbeitsgruppe. Für uns ist das ein wichtiger weiterer Schritt." Die Gruppe aus Mitgliedern des Vorstands und der Arbeitnehmervertreter kommt am Freitag wieder zusammen.
"Thyssenkrupp und Tata haben sich über Ihre Interessen in ihrem Schulden-Monopoly verständigt. Für uns ist hingegen nichts geregelt: Arbeitsplatzgarantien, Standortgarantien, langfristige Sicherheit, Mitbestimmung - kein Wort darüber", kritisierte Stahlbetriebsratschef Günter Back. Am 23. November planen die Stahlkocher im rheinland-pfälzischen Andernach eine Großdemonstration. Der Konzern betreibt dort ein Weißblechwerk, um dessen Zukunft sich die Arbeitnehmervertreter im Fall einer Fusion ebenfalls sorgen. Back erwartet wie bei den vergangenen Demos in Duisburg und Bochum mindestens 7500 Teilnehmer.
Neben einem Jobabbau und der Schließung von Standorten befürchten die Arbeitnehmervertreter, dass das Joint Venture finanziell zu schwach aufgestellt ist. "Wir fordern eine ausreichende Ausstattung des Unternehmens mit Barmitteln, um das laufende Geschäft ohne Finanzierungsengpässe bestreiten zu können." Die Abschöpfung von Gewinnen aus dem Unternehmen müsse zudem über mehrere Jahre ausgeschlossen oder begrenzt sein. Auch die milliardenschweren Pensionslasten von Tata Steel in Großbritannien bereiten der Gewerkschaft weiter Kopfschmerzen. "Wir fordern ein unabhängiges Gutachten über die beträchtlichen Risiken bei den Pensionsverpflichtungen."