Reuters

IG Metall sieht Thyssen-Tata-Fusion auf der Kippe

29.03.2018
um 14:26 Uhr

- von Tom Käckenhoff

Düsseldorf (Reuters) - Der Streit um eine Sonderrolle der Niederlande bei der geplanten Stahlfusion von Thyssenkrupp und Tata Steel könnte nach Einschätzung der IG Metall das ganze Vorhaben zum Scheitern bringen.

"Sollte die Regelung für die Niederlande bestehen bleiben, werden wir das Gleiche für uns fordern. Dann macht ein Joint Venture aber keinen Sinn mehr, weil jede Einheit nur für sich handeln würde", sagte der stellvertretende Aufsichtsratschef des Konzerns und IG Metall-Sekretär Markus Grolms am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. "Von einem gemeinschaftlich geführten Unternehmen könnte dann keine Rede mehr sein."

Die Gewerkschaft hatte am Mittwoch die Pläne scharf kritisiert, wonach Tata Steel in den Niederlanden weiterhin die Verfügungsgewalt über die erzielten Gewinne behalten solle. "Wir sind empört. Der Vorstand von Thyssenkrupp hätte uns längst im Detail darüber informieren müssen, was in den Niederlanden vereinbart worden ist", legte Grolms nach. "Wir erwarten unverzüglich eine umfassende Aufklärung über alle Aspekte und Auswirkungen der Vereinbarung." Ihm fehle im Moment jede Phantasie, wie man das Problem lösen wolle. Der Vorstand müsse dies erklären können. "Sollte eine Vereinbarung mit Tata gegen uns im Aufsichtsrat durchgesetzt werden, werden wir Widerstand leisten."

Thyssenkrupp wollte die Äußerungen nicht kommentieren. Aus Konzernkreisen war am Vortag auf die Notwendigkeit eines gemeinschaftlichen Vorgehens verwiesen worden, wozu sich auch später Tata bekannte. "Die Führungs- und Finanzstruktur des Joint Ventures muss es von Anfang an möglich machen, dass ein gemeinsames Unternehmen entsteht", hatte eine mit der Situation vertraute Person aus Kreisen von Thyssenkrupp gesagt. Die Fusionspläne von Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger sorgen seit bald zwei Jahren für Zoff in dem Mischkonzern. Die Vereinbarung in den Niederlanden hat bei den Stahlkochern im Ruhrgebiet Befürchtungen wieder angefacht, sie müssten in einem Joint Venture die Zeche für Probleme von Tata zahlen, insbesondere für die des britischen Werks Port Talbot, das als Sanierungsfall gilt.

thyssenkrupp AG

WKN 750000 ISIN DE0007500001