Düsseldorf (Reuters) - Für Thyssenkrupp kommt es immer dicker: Nach dem Führungschaos der vergangenen Wochen schickte der Konzern mit einer Gewinnwarnung den Aktienkurs am Mittwoch auf Talfahrt.
Mehr als vier Prozent verlor das Papier zeitweise an Wert, nachdem der neue Vorstandschef Guido Kerkhoff am Abend zuvor wegen des schwächelnden Anlagenbaus und Marinegeschäfts die Prognose für das Geschäftjahr 2017/18 (per Ende September) eingedampft hatte. Von einem Desaster sprachen die Experten von Alpha Wertpapierhandel. Die Nachricht könne der Sargnagel für die bei Investoren ungeliebte Konglomeratsstruktur sein, hieß es in einem Marktkommentar von Jefferies.
Während die vom zurückgetretenen Vorstandschef Heinrich Hiesinger in ein Joint Venture mit Tata Steel abgeschobene Stahlsparte auf Hochtouren läuft, bereiten der Anlagenbau und die Marinesparte einmal mehr Kopfzerbrechen. Die Tochter Industrial Solutions werde im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2017/18 einen operativer Verlust (bereinigtes Ebit) von rund 220 Millionen Euro einfahren, hatte der Dax-Konzern mitgeteilt. Dies habe eine Überprüfung der Planzahlen ergeben. Für das Gesamtjahr erwarte der Konzern nun ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von rund 1,8 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,7 Milliarden Euro). Damit werde das Ergebnis am unteren Rand der bisher in Aussicht gestellten Bandbreite von 1,8 bis zwei Milliarden Euro liegen.
Vorstandschef Kerkhoff gelobte zwar Besserung durch die Konzentration der Sparte auf kleinere und mittlere Geschäfte, den Ausbau des profitablen Dienstleistungsgeschäfts sowie Kostensenkungen und weitere Restrukturierungen. Die schwachen Zahlen sind jedoch Wasser auf die Mühlen von Investoren wie dem Großaktionär Cevian und dem US-Hedgefonds Elliott. Sie fordern, alle Geschäfte auf den Prüfstand zu stellen, auf Rendite zu trimmen und gegebenenfalls abzustoßen.
WASSER AUF DIE MÜHLEN VON CEVIAN UND ELLIOTT
Cevian-Gründer Lars Förberg nutzte die Gelegenheit, um seine Forderungen zu unterstreichen: "Jetzt hat das Unternehmen die Chance, die richtige Struktur zu finden, um seine Einheiten wettbewerbsfähiger, wachstumsstärker und erfolgreicher aufzustellen." Die Gewinnwarnung mache deutlich, dass die bestehenden Strukturen zu komplex geworden seien und die Konglomeratsstrategie für die langjährige unterdurchschnittliche Entwicklung des Unternehmens verantwortlich sei. Elliott äußerte sich zunächst nicht zur Gewinnwarnung.
Vorwürfe, man strebe eine Zerschlagung des Konzerns mit seinen rund 160.000 Mitarbeitern an, haben sowohl Cevian als auch Elliott vehement zurückgewiesen. Das Unternehmen habe das Potenzial, zum Klassenprimus aufzusteigen, sagte Franck Tuil, die Nummer zwei von Elliot in Europa, in einem Interview der "Welt" (Mittwochausgabe). "Doch leider sind bei Thyssenkrupp in der Vergangenheit einige Entscheidungen gefällt worden, durch die das Unternehmen in vielerlei Hinsicht hinter seinen Möglichkeiten geblieben ist." Der Konzern brauche "mehr Handlungsfreiheit für die Unternehmensbereiche sowie ein ausgeprägteres Unternehmertum, eine schlankere Konzernzentrale, eine agile und flexible Struktur".