Düsseldorf (Reuters) - In der Krise bei Thyssenkrupp zeichnet sich eine ungewöhnliche Annäherung zwischen dem Finanzinvestor Cevian und den Arbeitnehmervertretern ab.
Betriebsrat und die IG Metall begrüßten am Donnerstag Äußerungen von Cevian-Gründungspartner Lars Förberg. Dieser hatte sich mit Blick auf die künftige Strategie für eine klare Wahrung der Arbeitnehmerinteressen ausgesprochen. "Ich nehme die Äußerung von Herrn Förberg mit Wohlwollen zur Kenntnis", sagte Konzernbetriebsratschef Wilhelm Segerath der Nachrichtenagentur Reuters. "Bislang hatte Cevian noch nie ein Wort darüber verloren, dass die Beschäftigten Respekt und fairen Umgang verdienen."
Der nordrhein-westfälische IG Metall-Chef Knut Giesler stieß in dasselbe Horn. "Das ist ein wichtiges Signal an die Beschäftigten, das wir seit langem gefordert haben. Aber man muss das nicht nur sagen, man muss sich auch daran halten. Darauf werden wir mit Nachdruck achten."
Cevian war bislang von vielen Arbeitnehmervertretern auf Ablehnung gestoßen und als ein rein am Profit orientierter Investor, als sogenannte "Heuschrecke", kritisiert worden. Die Schweden halten 18 Prozent an Thyssenkrupp und spielen neben der Krupp-Stiftung mit 21 Prozent und der mächtigen IG Metall eine entscheidende Rolle im Konzern, der in den vergangenen Wochen zunächst vom Rücktritt des langjährigen Vorstandschefs Heinrich Hiesinger und dann vom Abgang des Aufsichtsratschefs Ulrich Lehner erschüttert wurde.
CEVIAN, KRUPP-STIFTUNG UND ARBEITNEHMER WÄREN EIN BOLLWERK
Cevian-Gründungspartner Förberg hatte am Mittwoch erneut Änderungen an der Struktur des Konzerns gefordert und sich zu einer unvoreingenommenen Diskussion über die Ausrichtung des Unternehmens bereiterklärt. "Dies ist nicht die Zeit für ideologische Debatten, sondern für Diskussionen über einen erfolgreichen Wandel des Unternehmens. Dabei müssen die berechtigten Interessen der Thyssenkrupp-Arbeitnehmer umfassend berücksichtigt werden."
Der IG Metallsekretär und stellvertretende Aufsichtsratschef Markus Grolms hatte Cevian Gespräche über eine Grundsatzvereinbarung angeboten, dabei jedoch auf die Interessen der Beschäftigten gepocht. "Wir waren immer bereit, an ökonomisch sinnvollen Konzepten mitzuwirken", sagte Grolms Mitte Juli der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". Cevian sei nun gefordert, sich klar zu den Belangen der Beschäftigten zu positionieren. "Für eine schnelle Verwertung von Unternehmensteilen sind wir nicht zu haben, wohl aber für eine langfristige Weiterentwicklung von Thyssenkrupp."
Grolms hat inzwischen vorerst die Führung des Kontrollgremiums übernommen, da sich die Anteilseigner noch nicht auf einen Nachfolger Lehners verständigt haben. Die IG Metall sieht in der Krupp-Stiftung bei Thyssenkrupp einen traditionellen Verbündeten - sie hat zwei Sitze im Aufsichtsrat. Cevian könnte nach dem Abgang Lehners und des angekündigten Ausstiegs des ehemaligen Deutsche-Telekom-Chefs Rene Obermann künftig zwei statt einen Vertreter im Aufsichtsrat haben. Ein Bündnis aus Arbeitnehmervertretern, der Krupp-Stiftung und Cevian hätte eine klare Mehrheit im Aufsichtsrat des Konzerns.