Berlin (Reuters) - Die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles hat den Grünen vorgeworfen, eine Klimapolitik ohne Rücksicht auf die Menschen zu verfolgen.
"Die Grünen betreiben den Klimaschutz durch das staatlich angeordnete Abschalten von Kohlekraftwerken, ohne sich um die Menschen vor Ort zu kümmern", kritisierte sie im "Spiegel". Niemand bestreite, dass Deutschland aus der Kohle aussteigen müssen. "Aber für eine Blutgrätsche gegen die Braunkohle steht die SPD nicht zur Verfügung." An der Kohle hingen Lebensläufe und ganze Regionen. Grünen-Vize-Fraktionschef Oliver Krischer warf Nahles eine völlige Verkennung der Realität vor. Nur noch wenige Menschen arbeiteten in dieser Industrie. Die Grünen sind in Umfragen zuletzt auf einem Höhenflug, so dass die Partei nur noch wenige Prozentpunkte hinter der SPD liegt.
Der Grünen-Energie-Experte Krischer warf Nahles falsche Nostalgie vor. "Offensichtlich setzt auch noch im Jahr 2018 bei führenden Sozialdemokraten noch der Verstand aus, wenn das Steigerlied erklingt", sagte er Reuters. Im Rheinischen Revier arbeiteten gerade noch einmal gut ein Prozent der Beschäftigten in der Braunkohle. Zwei Drittel davon gingen zudem noch in den nächsten zehn Jahren in Ruhestand. "Wer wegen des Kohleausstiegs den Untergang einer ganzen Region herbeiredet, hat den Gong nicht gehört", sagte er.
Derzeit beschäftigt sich die Kohlekommission mit einem Abschaltdatum für das letzte Kraftwerk und Hilfen für die betroffenen Regionen im Rheinland und in der Lausitz. Die Kommission soll bis Jahresende ihre Ergebnisse vorlegen. Die Grünen verlangen das sofortige Abschalten der ältesten und damit klimaschädlichsten Meiler.