Frankfurt (Reuters) - Der Machtkampf bei der Gewerbeimmobilienfirma TLG spitzt sich zu.
Aufsichtsratschef Michael Zahn warnte in einem Reuters am Freitag vorliegenden Brief an die Aktionäre, dass der israelische Investor Amir Dayan de facto die Kontrolle übernehmen könnte, ohne eine Übernahmeofferte für die milliardenschwere TLG zu unterbreiten. Die Anteilseigner sollten auf der von Dayan beantragen außerordentlichen Hauptversammlung der TLG von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen, "ansonsten besteht die Möglichkeit, dass eine Aktionärsminderheit dauerhaft die Zukunft der Gesellschaft bestimmt".
Die von Dayan kontrollierte Ouram Holding hatte vor wenigen Tagen die Einberufung eines außerordentlichen Aktionärstreffens im März gefordert. Auf dieser sollen nach seinem Willen Zahn und zwei weitere Aufsichtsräte abgewählt und durch Ouram-Vertreter ersetzt werden. Sollte sich Dayan mit der geforderten Neubesetzung des Kontrollgremiums durchsetzen, könnte "die TLG zukünftig von einem Minderheitsaktionär kontrolliert werden könnte, ohne dass dieser den anderen Aktionären die Möglichkeit gibt, ihm Aktien im Rahmen eines Kontrollübernahmeangebots anzudienen", warnte Zahn. Der Investor schoss zurück. "Anschuldigungen, dass Ouram versuche, das Unternehmen über den Aufsichtsrat zu kontrollieren, entbehren jeder Grundlage", sagte ein Ouram-Sprecher.
Seit langem wird immer wieder über ein Übernahmeangebot von Dayan für die TLG spekuliert, die an der Börse aktuell rund 2,7 Milliarden Euro wert ist. Der verschwiegene Investor war Anfang 2018 zum größten Anteilseigner von TLG aufgestiegen, die ihre Wurzeln in der ostdeutschen Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft (TLG) hat. Dayan hatte zuletzt einen Anteil von 23,36 Prozent an TLG gemeldet. Zudem sicherte er sich im Dezember über Optionen weitere sechs Prozent an der Gewerbeimmobilienfirma. Würde Dayan die Schwelle von 30 Prozent überschreiten, müsste er nach dem Übernahmegesetz ein Pflichtangebot für TLG abgeben.
AR-CHEF ZAHN VOR DEM RÜCKZUG
Aufsichtsratschef Zahn, dessen Mandat noch bis zum Ende der regulären Hauptversammlung am 10. Mai läuft, strebt keine neue Amtszeit an. "Vorstand und Aufsichtsrat wissen seit geraumer Zeit, dass ich für eine Fortsetzung meines Mandats nicht zur Verfügung stehe", schrieb der Deutsche-Wohnen-Chef. Die laufende Suche nach geeigneten Nachfolgekandidaten brauche aber noch Zeit.
Dayan drückt dagegen aufs Tempo. Bei der Neubesetzung handele es sich um eine "dringliche Angelegenheit", sagte der Sprecher. "Wir sind besorgt, dass Mitglieder des Aufsichtsrats von TLG Immobilien möglicherweise nicht länger in der Position sind, die Entwicklung des Unternehmens effektiv zu unterstützen."