- von William Schomberg
London/Dubai (Reuters) - Der Iran hat nach Angaben Großbritanniens versucht, die Fahrt eines britischen Öltankers durch die Straße von Hormus zu stoppen.
Nach der Drohung eines britischen Kriegsschiffes hätten die iranischen Boote aber abgedreht, erklärte die Regierung in London am Donnerstag. Der Iran bestritt einen solchen Versuch. Allerdings hatte am Mittwoch Präsident Hassan Ruhani mit Konsequenzen für die Festsetzung eines iranischen Tankers durch die britische Marine vor einer Woche gedroht. Die Straße von Hormus im Persischen Golf ist einer der wichtigsten Schifffahrtswege weltweit und für die Öllieferungen von großer Bedeutung. Der CDU-Außenpolitiker Jürgen Hardt zeigte sich offen für einen deutschen Geleitschutz für internationale Handelsschiffe dort.[L8N24C1Z3] Die Vorfälle um die Tanker tragen zu den Spannungen rund um die Uran-Produktion des Irans und das auf der Kippe stehende Atomabkommen bei.
Die britische Regierung erklärte, drei iranische Boote hätten versucht, die Weiterfahrt des Tankers "British Heritage" zu blockieren. Die Fregatte "HMS Montrose" sei gezwungen gewesen, sich zwischen den iranischen Booten und dem von BP betriebenen Tanker zu positionieren und eine Drohung auszusprechen. Daraufhin hätten sich die Boote zurückgezogen. "Wir sind besorgt durch diese Aktion und rufen die iranische Führung weiterhin dringend auf, die Situation in der Region zu deeskalieren."
REVOLUTIONSGARDEN BESTREITEN BLOCKADEVERSUCH
Zuvor hatten US-Vertreter erklärt, am Mittwoch hätten sich fünf Boote, die zu den iranischen Revolutionsgarden gehören sollen, einem britischen Öltanker genähert. Sie sollen ihn aufgefordert haben, in den nahe gelegenen iranischen Hoheitsgewässern zu stoppen. Die Revolutionsgarden bestritten dies. "In den vergangenen 24 Stunden gab es keine Begegnung mit ausländischen Schiffen, auch nicht mit englischen", erklärte die Eliteeinheit am Donnerstagmorgen. Außenminister Mohammad Dschawad Sarif nannte die britische Stellungnahme "wertlos". Offenkundig habe der Tanker die Straße von Hormus passiert. Die Erklärungen und Vorwürfe dienten dazu, für Spannungen zu sorgen.
Allerdings hatte der Iran mehrfach mit Gegenmaßnahmen für die Aufbringung eines iranischen Tankers durch die britische Marine vor einer Woche gedroht. Die britische Marine hatte am Donnerstag vergangener Woche die "Grace 1" vor Gibraltar festgesetzt. Der Tanker soll nach Syrien unterwegs gewesen sein, was ein Verstoß gegen die EU-Sanktionen gegen das Land wäre. Die EU stellt seit 2011 Öllieferungen an Syrien unter Strafe. Das Öl in dem Schiff soll aus dem Iran stammen, was wiederum die US-Sanktionen gegen die Islamische Republik verletzen würde.
TRUMP DROHT MIT WEITEREN SANKTIONEN
Die USA haben das 2015 geschlossene Atomabkommen einseitig aufgekündigt und wieder Wirtschaftssanktionen gegen den Iran verhängt. Erst am Mittwoch drohte US-Präsident Donald Trump mit weiteren Strafmaßnahmen. Er will den Iran zu Verhandlungen über ein wesentlich weiter reichendes Abkommen über sein Atom- und Raketenprogramm zwingen. Die bisherige Vereinbarung sieht vor, dass der Iran seine Atomaktivitäten begrenzt und im Gegenzug die Sanktionen schrittweise aufgehoben werden. Die anderen Unterzeichner Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Russland und China halten an der Vereinbarung fest.
Im Mai erklärte der Iran, er werde Schritt für Schritt seine Verpflichtungen aus dem Abkommen aussetzen, bis er wieder in der Lage sei, die gleiche Menge an Rohöl zu verkaufen wie im April 2018 - also unmittelbar vor dem Ausstieg der USA aus dem Abkommen. So will der Iran die Unterzeichner aus der EU dazu bewegen, wie von ihnen zugesichert die iranische Öl- und Bankenbranche vor US-Sanktionen zu schützen. Bislang hat der Iran wie angekündigt zwei Mal das Abkommen gebrochen und seine Uran-Anreicherung sowie -Produktion über das erlaubte Maß hinaus hochgefahren.