Washington (Reuters) - Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat seine skeptische Haltung gegenüber der geplanten Facebook-Digitalwährung bekräftigt, aber stärker als zuletzt die Notwendigkeit von Änderungen in der Finanzbranche betont.
"Die Kritik daran reißt nicht ab", sagte Scholz am Freitag bei der IWF-Tagung in Washington mit Blick auf das Libra-Projekt des weltgrößten Internet-Netzwerks. Er selbst sei skeptisch, weil private Firmen keine Währungen ausgeben sollten, die dann in Konkurrenz zum Euro oder Dollar stünden. "Man kann davon ausgehen, dass das auf keine Gegenliebe der Staatengemeinschaft trifft." Es müsse verhindert werden, dass hier eine neue Weltwährung etabliert werde.
"Gleichzeitig wissen wir aber, dass es etwas zu tun gibt", schränkte Scholz ein. Grenzüberschreitende Zahlungen müssten schneller und günstiger werden. "Es gibt also Reformbedarf." Aber die Autonomie der Staaten in Währungsfragen müsse erhalten
werden.
Experten trauen Facebook mit seinen 2,4 Milliarden Nutzern weltweit zu, das globale Finanzsystem auf den Kopf stellen zu können - weil Geldtransfers zwischen Personen und zwischen Ländern mit Libra schneller und günstiger werden dürften. Die sieben größten Industriestaaten (G7) betonten zuletzt, dass Libra die Geldpolitik und Finanzstabilität gefährden könnte. Die weitgehend unregulierten Zahlungsmittel könnten zudem die Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorfinanzierung erschweren.