Düsseldorf (Reuters) - Bei den Stahlkochern von Thyssenkrupp regt sich wegen der Ungewissheit über den künftigen Kurs immer stärker der Unmut.
"Legen Sie die Pläne für die neue Strategie auf den Tisch, schaffen Sie Transparenz und lassen Sie die Katze aus dem Sack", forderte Stahlbetriebsratschef Tekin Nasikkol am Freitag nach einem Treffen der Betriebsräte-Arbeitsgemeinschaft. Der Vorstand habe seit Monaten angekündigt, im November die neue Strategie für Thyssenkrupp Steel Europe vorzustellen. Die 28.000 Beschäftigten hätten etliche Fragen. "Wie wird der Stahlbereich aufgestellt, um zukunftsfähig zu sein? Wie werden Standorte und Beschäftigte gesichert? Welche Investitionen sind wo geplant?"
Am Donnerstag hatte der Mischkonzern unter der Führung der neuen Vorstandsvorsitzenden Martina Merz angekündigt, dass der Stahlvorstand im Dezember ein Zukunftskonzept dem Stahl-Aufsichtsrat vorstellen wird und mit den Arbeitnehmervertreter besprechen will. Bereits Merz' Vorgänger Guido Kerkhoff hatte angekündigt, dass von dem weltweit geplanten Abbau von 6000 Stellen rund 2000 auf die Stahlsparte entfallen werden. Die Mitarbeiter werden auch deshalb ungeduldig, weil Ende Dezember ein Ergänzungstarifvertrag ausläuft, der weitreichende Zusagen für Standorte und Beschäftigung enthält.
"Ende des Jahres stehen wir ohne Schutz und ohne Tarifvertrag da – diese Unsicherheit können wir nicht akzeptieren", betonte Nasikkol. Wenn der Vorstand glaube, die Belegschaft über Weihnachten ruhigstellen und die Gegenwehr mildern zu können, liege er falsch. Die Belegschaft werde ab sofort zeigen, was sie von der derzeitigen Situation halte. "Falls nötig, tragen wir den Konflikt in die Hauptversammlung der Aktionäre Ende Januar."
Die IG Metall bereitet bereits für den 3. Dezember eine Protestaktion der Zentrale der Stahlsparte in Duisburg vor. Dort will der Aufsichtsrat von Steel Europe über die Strategie beraten. Die Gewerkschaft erwartet zu der Demo mehrere Tausend Teilnehmer. Zu den Rednern gehören der IG Metall-Chef von Nordrhein-Westfalen, Knut Giesler, und der Gewerkschafter und Vize-Aufsichtsratschef von Steel Europe, Detlef Wetzel.