- von Matthias Inverardi
Düsseldorf (Reuters) - Die Deutsche Post will das Briefporto so deutlich erhöhen wie seit fast 30 Jahren nicht mehr.
Beim Massenprodukt Standardbrief soll das Porto zum Jahreswechsel von derzeit 62 auf 70 Cent steigen, wie der Bonner Konzern am Mittwoch mitteilte. Dieser Preisschritt soll dann aber bis 2018 gelten. Die regulierende Bundesnetzagentur hat den Weg für Preiserhöhungen bereits frei gemacht. Zuletzt hatte der damalige Staatsmonopolist 1989 noch heftiger an der Preisschraube gedreht: Damals stieg das Porto von 80 Pfennig auf eine Mark. Aktuell dürften die Pläne dem Dax-Konzern Rückenwind für die Gewinnziele geben: Im kommenden Jahr will Konzernchef Frank Appel den operativen Gewinn auf 3,4 bis 3,7 Milliarden Euro steigern, für dieses Jahr werden bis zu 3,1 Milliarden Euro erwartet. Anleger griffen zu Post-Aktien: Die Anteilsscheine legten um knapp drei Prozent auf 26,38 Euro zu.
Auch bei anderen Produkten will die Post die Verbraucher stärker zur Kasse bitten: Das Einschreiben soll ab Januar 2016 2,50 Euro statt wie bisher 2,15 Euro kosten, für Postkarten ins Ausland werden 90 statt wie bisher 80 Cent fällig. Die Bundesnetzagentur muss die Pläne der Post noch endgültig genehmigen, weil der ehemalige Staatsmonopolist auf dem Briefmarkt noch immer eine beherrschende Stellung einnimmt. Der Bonner Konzern ist das einzige Unternehmen in Deutschland, das die Versorgung der Bevölkerung mit Briefen von den Halligen bis zu den Alpen sicherstellt, Konkurrenten konzentrieren sich vor allem auf das lukrative Geschäft in Ballungsräumen und mit Firmenkunden.
Die Bundesnetzagentur hat die Weichen bereits in Richtung auf eine Preiserhöhung gestellt und der Post signalisiert, dass sie 2016 das Porto deutlich anheben kann. Dieser Preisschritt solle dann aber bis 2018 gelten. "Mit dem Entwurf schaffen wir die Grundlage dafür, dass die Deutsche Post die Herausforderungen zunehmender digitaler Konkurrenz stemmen kann und für die Verbraucher auch weiterhin eine flächendeckende Versorgung zu erschwinglichen Preisen zur Verfügung steht", sagte der Chef der Bundesnetzagentur, Jürgen Homann.
INTERNET FÜR POST FLUCH UND SEGEN
Die Post kämpft seit Jahren im Briefgeschäft nicht nur mit Wettbewerbern, sondern auch mit der wachsenden Konkurrenz durch die E-Mail - die Sendungsmengen beim klassischen Brief sinken. Doch das Internet ist für den Konzern auch ein Segen: Immer mehr Verbraucher bestellen Güter bei Online-Händlern, die Post liefert die Pakete dann aus. Der Konzern hatte in seiner Brief- und Paketsparte 2014 einen Umsatz von 15,7 Milliarden Euro eingefahren, der operative Gewinn (Ebit) lag bei knapp 1,3 Milliarden Euro, 2015 sollen es mindestens 1,2 Milliarden Euro werden. Im kommenden Jahr soll der Bereich nach früheren Ankündigungen Appels die Schwelle von 1,3 Milliarden Euro überspringen.
Höheres Porto schlägt auf die Gewinne des Konzerns durch: Analysten der DZ Bank hatten etwa in der Vergangenheit vorgerechnet, dass eine Preiserhöhung beim Standardbrief um zwei Cent den Gewinn um rund 50 Millionen Euro erhöhen könnte. Nun sind es acht Cent - etwa 200 Millionen Euro zusätzlicher Ertrag winken dem Konzern. Doch auch die Kosten in Deutschland steigen für die Post: Der Konzern hatte sich im Juli nach Streiks mit der Gewerkschaft auf eine Lohnerhöhung für die rund 140.000 Tarifbeschäftigten um zwei Prozent im Jahr 2016 und eine Erhöhung von 1,7 Prozent ein weiteres Jahr später verständigt.