Reuters

Corona-Krise trifft Zeitschriftenverleger - Werbemärkte brechen weg

22.04.2020
um 13:17 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Wirtschaftskrise wegen der Corona-Pandemie brockt den deutschen Zeitschriftenverlagen Einbrüche beim Werbegeschäft ein.

Die Branche rechnet mit Umsatzrückgängen von bis zu 80 Prozent, wie der Verband VDZ am Mittwoch mitteilte. Pleiten seien nicht auszuschließen, sagte VDZ-Rudolf Thiemann. Er verwies auf besonders stark betroffene Firmen der Fachpresse und Verlage, die auch rund um das derzeit brachliegende Messegeschäft engagiert seien. "Die Verlage möchten ohne direkte Staatshilfe durch die Krise", sagte Hauptgeschäftsführer Stephan Scherzer zwar. Aber die Branche moniert aus ihrer Sicht zu starke Preiserhöhungen bei der Zeitschriften-Zustellung der Post und hofft auf Rückendeckung der Politik. Die Lobby plädiert für einen runden Tisch mit der Deutschen Post und der Bundesregierung.

Die 5537 Fach- und 1569 Publikumstitel hatten 2019 ein Umsatzminus von knapp zwei Prozent auf 20,2 Milliarden Euro erwirtschaftet. Während es in einzelnen Segmenten bereits kräftige Rückgänge im Werbegeschäft gab, lagen die sonstigen Geschäftsfelder im Plus. Im ersten Quartal 2020 hielt sich das Anzeigengeschäft noch ordentlich. "In nur einem Monat hat sich das komplett geändert", sagte Scherzer. Der für die Publikumszeitschriften zuständige VDZ-Vizepräsident Philipp Welte ergänzte, die wirtschaftliche Basis der Branche sei in "massiver Erosion". So sei der Werbemarkt im April um rund 40 Prozent eingebrochen. "Den Keller ausleuchten werden wir ziemlich präzise im Mai." Die Buchungen seien schwach.

Die Zeitschriftenverleger rechnen beim Anzeigengeschäft aufs Jahr gesehen derzeit im Schnitt mit einem Minus zwischen 20 Prozent und in der Spitze 80 Prozent. Die Nachfrage nach Informationen auf digitalen Medienkanälen sei zwar auch wegen der Corona-Krise sehr deutlich gestiegen. "Sie wird sich jedoch in der Kasse der Verlage bis Ende 2020 lediglich mit einem jetzt erwarteten Umsatzplus von rund vier Prozent auswirken", betonte der VDZ. Zudem sei das bisher umsatzstarke Veranstaltungsgeschäft für fast alle Verlage ein Totalausfall. Im Schnitt befürchten die Medienhäuser auf Jahressicht ein Minus von 48 Prozent – vorausgesetzt die Corona-bedingten Einschränkungen sind bis Mitte 2020 deutlich reduziert.

Rund die Hälfte der Verlage erwägt laut VDZ-Umfrage, Kurzarbeit in einzelnen Firmenbereichen und weitere 33 Prozent im gesamten Unternehmen einzusetzen. Rund 17 Prozent wollen ohne Kurzarbeit über die Runden kommen.

DEUTSCHE POST AG NA O.N.

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