Reuters

Autozulieferer Continental verbrennt 1,8 Milliarden Euro

21.07.2020
um 13:02 Uhr

München (Reuters) - Continental hat wegen der Coronakrise innerhalb von drei Monaten fast zwei Milliarden Euro verbrannt.

Der Autozulieferer hofft aber, den Zahlungsabfluss aus dem operativen Geschäft (free cash flow) von 1,8 Milliarden Euro von April bis Juni in den nächsten Monaten zum Teil wieder wettzumachen, wenn die Umsätze sich stabilisieren. Im zweiten Quartal brach der Umsatz wegen der Produktionspausen bei vielen Autobauern um fast 40 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro ein. Der um Sondereffekte bereinigte Verlust vor Steuern und Zinsen lag vorläufigen Zahlen zufolge bei 636 Millionen Euro - ein Jahr zuvor hatte Conti im gleichen Zeitraum operativ 868 Millionen Euro verdient.

Vom Unternehmen befragte Analysten hatten aber mit noch schlechteren Zahlen gerechnet. Das trieb die im Leitindex Dax notierten Continental-Aktien am Dienstag um vier Prozent auf 91,60 Euro nach oben. "Wir gehen davon aus, dass das abgelaufene Quartal das schwächste war", schrieb Analyst Sven Diermeier von Independent Research. Conti-Chef Elmar Degenhart hatte auch für das dritte Quartal einen deutlichen Rückgang der Erlöse in Aussicht gestellt. Auf der Hauptversammlung hatte er einen verschärften Sparkurs mit zusätzlichen Kostensenkungen im dreistelligen Millionenvolumen bis 2022 angekündigt.

Eine Prognose für das Gesamtjahr traut sich Conti weiterhin nicht zu: "Obwohl sich die Geschäftssituation im Verlauf des zweiten Quartals deutlich verbesserte, ist das wirtschaftliche Umfeld weiter von großer Unsicherheit aufgrund der Coronavirus-Pandemie geprägt. Es bleibt daher schwierig, das Ausmaß der nachteiligen Auswirkungen auf Produktion, Lieferkette und Nachfrage abzuschätzen", hieß es in der Mitteilung. Degenhart hatte zuletzt von einer schnellen Erholung in China seit Mai gesprochen, in Europa und den USA sei die Nachfrage aber noch schwach. Analyst Diermeier rechnet für 2020 unter dem Strich mit einer schwarzen Null und einem Umsatzeinbruch um 16 Prozent.

Der Konzern aus Hannover hatte seine Finanzpuffer unter dem Eindruck der Krise mit neuen Anleihen und erweiterten Krediten um mehr als fünf Milliarden Euro aufgestockt und hofft damit ohne Staatshilfe auszukommen. Ende Juni saß das Unternehmen auf einem Liquiditätspolster 10,1 Milliarden Euro, das waren 3,3 Milliarden mehr als Ende März. "Conti steht finanziell und bilanziell besser als der Durchschnitt der Autozulieferer da", schrieb Independent Research.

Die Reifensparte pufferte die Verluste im zweiten Quartal ab. Sie schrieb mit 36 Millionen Euro sogar einen knappen Gewinn und begrenzte den Umsatzrückgang auf ein Drittel. Am schlechtesten lief es in der Autozuliefer-Sparte, in der sich der operative Verlust auf 463 Millionen Euro summierte - bei einem Einbruch des Umsatzes um 46 Prozent. Die Getriebesparte, deren Börsengang unter dem Namen Vitesco Continental wegen der Krise verschoben hat, verbuchte ein Umsatzminus von 41 Prozent und einen Verlust vor Steuern und Zinsen von 184 Millionen Euro.

Continental AG

WKN 543900 ISIN DE0005439004