Wien (Reuters) - Österreichs größte Bank Erste Group hat im dritten Quartal dank Zuwächsen im Kerngeschäft in Osteuropa operativ zugelegt.
Gleichzeitig stellt sich das Institut auf zunehmende Herausforderungen ein, wie Bankchef Willi Cernko am Freitag sagte. "Dennoch gibt es vielversprechende Anzeichen dafür, dass sich unsere Märkte besser entwickeln werden als in Westeuropa ? nicht zuletzt dank der hohen Beschäftigungsraten und der soliden öffentlichen Finanzen", betonte der Manager. Als größte Herausforderung für die Firmen- und Privatkunden bezeichnete Cernko die Inflation.
Im dritten Quartal stieg das Betriebsergebnis der Erste Group auf 1,03 Milliarden Euro nach 906,3 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Unter dem Strich sank der Gewinn hingegen auf 510,0 Millionen Euro nach 533,4 Millionen Euro. Das Institut liegt damit aber über den Erwartungen von Analysten, die im Schnitt mit einem Nettogewinn von 496 Millionen Euro gerechnet hatten. Die Aktionäre sollen für das laufende Geschäftsjahr eine Dividende von 1,90 Euro je Aktie erhalten.
Profitiert habe die Erste Group von den Zinserhöhungen außerhalb der Eurozone - vor allem in Tschechien, Ungarn und Rumänien. Der Zinsüberschuss stieg im dritten Quartal auf 1,55 Milliarden Euro nach 1,22 Milliarden Euro. Zudem konnte die Bank ein deutliches Kreditwachstum in allen Kernmärkten verbuchen. Der Provisionsüberschuss erhöhte sich auf 615,1 Millionen Euro nach 591,4 Millionen Euro.
"In den ersten neun Monaten haben wir vom vorteilhaften Zinsumfeld und den gestiegenen Kreditvolumina profitiert. In Verbindung mit unserer Kostendisziplin konnten wir daher sowohl das Betriebsergebnis als auch den Nettogewinn steigern", sagte Finanzvorstand Stefan Dörfler. Für 2023 ist die Bank seiner Ansicht nach aufgrund ihrer soliden Kapitalausstattung und der guten Liquiditätsposition gut gerüstet.
Für das kommende Jahr erwartet die Erste Group eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums. In den Kernmärkten in Osteuropa sollte es im Schnitt aber ein Plus von 1,2 Prozent geben bei weiter niedriger Arbeitslosigkeit. Für die Eurozone sei im Vergleich nur mit einem Plus von 0,3 Prozent zu rechnen. Die Inflation dürfte nach Einschätzung der Erste Group je nach Land zwischen 5,2 und 14,3 Prozent liegen.
Das Nettokreditwachstum werde im laufenden Jahr bei über zehn Prozent und für 2023 bei rund fünf Prozent erwartet. Für den Zinsüberschuss sei in diesem Jahr mit einem Wachstum von rund einem Fünftel zu rechnen und im kommenden Jahr von rund zehn Prozent. Den Anteil der faulen Kredite (NPL-Quote) sieht die Bank im laufenden Jahr bei etwa zwei Prozent, im kommenden Jahr sollte er unter drei Prozent bleiben. Im laufenden Jahr strebt die Erste Group zudem eine Eigenkapitalverzinsung von rund 14 Prozent an, nächstes Jahr dann von 13 bis 15 Prozent. Die harte Kernkapitalquote (CET1) sollte über den gesamten Zeitraum über 14 Prozent bleiben.
(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)