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Post-Tarifgespräche gehen weiter - Verdi will "einigungsfähiges Angebot"

08.02.2023
um 13:57 Uhr

Düsseldorf (Reuters) - Die Deutsche Post und die Gewerkschaft Verdi unternehmen einen neuen Anlauf, um ihren von bundesweiten Warnstreiks begleiteten Tarifkonflikt beizulegen.

Beide Seiten kamen am Mittwoch in Düsseldorf zur auf zwei Tage angelegten dritten Verhandlungsrunde zusammen. Verdi fordert für die rund 160.000 Tarifangestellten 15 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von einem Jahr. Dies sei "notwendig, gerecht und machbar", sagte Verdi-Verhandlungsleiterin Andrea Kocsis. Die Post hatte die Forderung indes mehrfach als realitätsfern abgewiesen. Ihr Management hatte aber angekündigt, in Düsseldorf eine Offerte vorzulegen. "Wir brauchen nicht irgendein Angebot, sondern es muss ein annehmbares auf den Tisch kommen", forderte Kocsis.

Verdi hatte die Lohnforderung mit massiven Warnstreiks unterstrichen. Der Gewerkschaft zufolge haben sich seit dem 19. Januar knapp 100.000 Menschen an den Protesten beteiligt. "Die Beschäftigten (..) erwarten jetzt eine Verhandlungsrunde, die mit einer kräftigen Gehaltserhöhung endet", sagte Kocsis. Bei der Post seien rund 140.000 der 160.000 Tarifbeschäftigten in Entgeltgruppen eingruppiert, in denen das Monatsgrundentgelt zwischen 2108 und 3090 Euro brutto betrage. Gerade diese Beschäftigten seien von der hohen Inflation betroffen. "Um sowohl attraktive Löhne zahlen zu können als auch die Arbeitsplätze in diesem Bereich auf Dauer zu sichern, sind Einkommenssteigerungen in der von Verdi geforderten Größenordnung nicht vertretbar", hatte die Post erklärt.

Die Post und Verdi hatten sich zuletzt im September 2020 auf Lohnerhöhungen verständigt. Die Einigung sah damals bei einer Laufzeit von 28 Monaten unter anderem vor, dass Löhne und Gehälter zum 1. Januar 2021 um drei Prozent und am 1. Januar 2022 noch einmal um zwei Prozent stiegen.

Die rund um den Globus aktive Deutsche Post, die weltweit rund 590.000 Menschen beschäftigt, fährt den Löwenanteil ihrer Gewinne längst außerhalb des traditionellen Briefgeschäfts in der Bundesrepublik ein. Insgesamt hatte der Konzern für 2022 einen operativen Rekord-Gewinn (Ebit) von 8,4 Milliarden Euro in Aussicht gestellt, das Brief- und Paketgeschäft in Deutschland soll dazu rund 1,35 Milliarden Euro beitragen. Beim Brief kämpft die Post mit sinkenden Sendungsmengen und schrumpfenden Erträgen bei steigenden Kosten. Zudem häuften sich zuletzt Beschwerden von Kunden. An der Preisschraube können die Bonner aber vorerst nicht drehen. Denn das Porto etwa für den Standardbrief von derzeit 0,85 Euro ist vom Regulierer Bundesnetzagentur planmäßig bis Ende 2024 festgeschrieben. Kostensteigerungen könnten nicht einfach an Kunden weitergereicht werden, hatte die Post betont. Die Teuerungsrate in Deutschland lag im vergangenen Jahr im Mittel bei 7,9 Prozent.

(Bericht von Matthias Inverardi, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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