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Verdi-Bezirke rechnen bei Urabstimmung mit Votum für Post-Streiks

06.03.2023
um 15:32 Uhr

Düsseldorf (Reuters) - Bei der Urabstimmung der Gewerkschaft Verdi über einen Arbeitskampf nach den gescheiterten Tarifverhandlungen bei der Deutschen Post rechnen mehrere Verdi-Landesbezirke mit einer Zustimmung zu einem Streik.

"Die 75 Prozent erreichen wir, davon gehe ich aus", sagte Thomas Warner, Verdi-Landesfachbereichsleiter Niedersachsen-Bremen, am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Das Erreichen der Schwelle ist Voraussetzung für einen unbefristeten Arbeitskampf - es sei denn, die Post bessere ihre Offerte noch einmal nach. "Die Beteiligung an der Urabstimmung ist sehr gut, die Leute sind auf 180", betonte er. "Die Urabstimmung läuft sehr gut", sagte auch Benita Unger, Verdi-Fachbereichsleiterin Postdienste Berlin-Brandenburg. Sie gehe davon aus, dass in dem Landesbezirk mehr als 75 Prozent der Teilnehmenden an der Abstimmung das Tarifangebot der Post ablehnen.

David Merck, Leiter Fachbereich Postdienste bei Verdi Bayern, sagte, die Gewerkschaft bekomme in den Betrieben viel Zustimmung für ihre Entscheidung, das Tarifangebot der Post abzulehnen. Die Beschäftigten erwarteten, dass der Bonner Konzern seine Offerte aufbessere. Auch er sei zuversichtlich, dass Verdi die 75-Prozent-Schwelle erreichen werde. Man müsse das endgültige Ergebnis aber noch abwarten. Dies soll am Donnerstag vorgelegt werden.

Verdi verlangt von der Post eine Entgelterhöhung für die 160.000 Tarifbeschäftigten von 15 Prozent bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten. Die bei den Verhandlungen von dem Bonner Konzern angebotenen Lohnerhöhungen über eine Laufzeit von zwei Jahren bis Ende 2024 reichen aus Sicht von Verdi nicht aus, um die Reallohneinbußen durch die hohe Inflation auszugleichen. Das Post-Angebot belaufe sich über alle Lohngruppen hinweg auf etwa 9,9 Prozent mehr Geld über 24 Monate, hatte Verdi-Verhandlungsleiterin Andrea Kocsis gesagt: "Das ist weit von dem entfernt, was wir gefordert haben." Verdi hatte die Tarifgespräche am 10. Februar für gescheitert erklärt. Seit dem 20. Februar läuft die Urabstimmung.

"Verdi hat eine historische Chance verspielt, die Zukunft der Deutsche Post in Deutschland zu sichern", hatte Post-Personalvorstand Thomas Ogilvie gesagt. Post-Chef Frank Appel zufolge setzt die Gewerkschaft damit die Zukunft des Post- und Paketgeschäfts in Deutschland aufs Spiel, der Bonner Konzern sei mit seiner Offerte an die Grenzen gegangen.

(Bericht von Matthias Inverardi, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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