Frankfurt/Düsseldorf/Prag (Reuters) - Der Industriekonzern Thyssenkrupp verhandelt Insidern zufolge intensiv über einen Teilverkauf seiner Stahlsparte an den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky.
Die Gespräche seien fortgeschritten, bestätigten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen am Donnerstag einen Vorabbericht des "Handelsblatts". Kretinsky und seine Holding EPH strebten eine Beteiligung von bis zu 50 Prozent an, keine Kontrolle, sagte einer der Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Der Zeitung zufolge sollen nach derzeitigem Stand der Unternehmer und Thyssenkrupp je einen Anteil von 50 Prozent an der Stahlsparte halten.
Thyssenkrupp wollte den Bericht nicht kommentieren. Ein Sprecher Kretinskys in Deutschland lehnte ebenfalls eine Stellungnahme ab.
KRETINSKY IN DEUTSCHLAND KEIN UNBEKANNTER
Von dem Einstieg Kretinskys verspreche sich die Führung von Thyssenkrupp einen Zugang zu günstigem Strom, berichtete die Zeitung. Kretinsky kontrolliert die ostdeutschen Braunkohleverstromer Mibrag und LEAG. Zudem ist er mit seiner Holding EPH an der Metro beteiligt.
Insidern zufolge ist Kretinsky bereits seit längerer Zeit mit Thyssenkrupp über einen Einstieg bei der Stahltochter im Gespräch. Der neue Thyssenkrupp-Chef Miguel Lopez treibe die Verhandlungen voran, hieß es. Schon dessen Vorgängerin Martina Merz hatte die Stahlsparte mit rund 27.000 Beschäftigten zur Disposition gestellt. Auch die Arbeitnehmervertreter hatten sich offen für Gespräche mit Kretinsky und seine Holding EPH gezeigt. "Gegen Milliardäre haben wir nichts. Wenn sie das Geld in Stahl investieren, freuen wir uns", hatte Anfang des Monats Konzernbetriebsratschef Tekin Nasikkol gesagt. Bislang habe man von dieser Seite aber nichts gehört. Grundsätzlich sei man offen für Gespräche. "Wir können uns auch durchaus vorstellen, weiter im Konzern zu bleiben."
(Bericht von Jan Lopatka, Christoph Steitz, Tom Käckenhoff, redigiert von Birgit Mittwollen - Bei Rückfragen wenden Sie sich an die Redaktionsleitung unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)