Reuters

Birkenstock reizt Preisspanne bei Börsengang nicht aus

11.10.2023
um 07:42 Uhr

München/New York (Reuters) - Der Gesundheitssandalen-Hersteller Birkenstock reizt bei seinem Börsengang in New York die Preisspanne überraschend doch nicht ganz aus.

Die 32,3 Millionen Papiere würden zu 46 Dollar zugeteilt, knapp unterhalb der Mitte der Spanne, die von 44 bis 49 Dollar reichte, teilte das Traditions-Unternehmen aus Linz am Rhein am Dienstagabend mit. Das "Wall Street Journal" (WSJ) hatte vorher darüber berichtet. Birkenstock und die begleitenden Investmentbanker hätten sich angesichts der wackligen Märkte entschieden, auf Nummer sicher zu gehen und den Preis vorsichtig anzusetzen, auch wenn die Nachfrage einen Ausgabepreis von 49 Dollar möglich gemacht hätte, sagten Insider der Nachrichtenagentur Reuters.

Das Traditionsunternehmen will am Mittwoch sein Debüt an der Wall Street geben. Zum Ausgabepreis wird Birkenstock mit 8,6 Milliarden Dollar bewertet. Die Aktien aus einem Management- und Mitarbeiter-Aktienprogramm eingerechnet, sind es 9,3 Milliarden. Das Unternehmen und sein Mehrheitseigentümer, der Finanzinvestor L Catterton, nehmen mit der Emission zusammen 1,48 Milliarden Dollar ein. Birkenstock selbst fließen 495 Millionen Dollar zu, die in den Schuldenabbau gesteckt werden sollen. Für L Catterton bleiben mindestens 989 Millionen Dollar - wenn die Aktie an der Börse gut ankommt und die Mehrzuteilungsoption gezogen wird, sogar 1,22 Milliarden.

Der US-Finanzinvestor, hinter dem vor allem der französische Luxuskonzern LVMH (Louis Vuitton Moet Hennessy) steht, hatte Birkenstock vor zwei Jahren für eine Bewertung von mehr als vier Milliarden Dollar von der Gründerfamilie gekauft. Nach dem Börsengang hält L Catterton immer noch gut 80 Prozent. Der LVMH-Großaktionär von LVMH, Bernard Arnault, einer der reichsten Männer der Welt, steigt nun direkt bei Birkenstock ein. Er hat laut Börsenprospekt zugesagt, Aktien für 325 Millionen Dollar zu kaufen.

USA SIND FÜR BIRKENSTOCK GRÖSSTER WACHSTUMSMARKT

Der Erfolg des Unternehmens ist vor allem das Verdienst von Vorstandschef Oliver Reichert, der am Mittwoch die Börsenglocke an der Wall Street läuten will. Seit 2009 bei Birkenstock, war er 2013 als erster familienfremder Manager an die Konzernspitze gerückt. Seit er den Gesundheitssandalen ein hippes Image verpasst und die Produktpalette ausgeweitet hat, hat sich der Umsatz mehr als vervierfacht. Allein von 2020 bis 2022 stieg er fast um ein Drittel. Größter Markt für Birkenstock ist Amerika. Mehr als die Hälfte des Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen dort, mit steigender Tendenz. Das ist Bankern zufolge auch der wichtigste Grund für die Wahl von New York als Börsenplatz - auch wenn Birkenstock zu 95 Prozent in Deutschland produziert.

Organisiert wird der Börsengang von den Investmentbanken Goldman Sachs, JP Morgan und Morgan Stanley.

In New York ist Birkenstock der vierte Börsenneuling binnen vier Wochen: nach dem Chip-Designer Arm, der Lebensmittel-Liefer-App Instacart und der Marketing-Plattform Klaviyo. Ihre Aktien waren zum Börsendebüt kräftig gestiegen, gaben ihre Gewinne aber zum Teil schnell wieder ab. In Frankfurt hat von drei Kandidaten im Herbst wegen der schwachen Konjunktur und der unruhigen Märkte nur einer den Sprung an die Börse geschafft: der Arzneimittelverpackungshersteller Schott Pharma. Der Augsburger Panzergetriebe-Konzern Renk hatte seinen Börsengang kurz vor der Erstnotiz abgeblasen, der Tankkartenanbieter DKV Mobility hat seine Emission Insidern zufolge ins nächste Jahr verschoben.

(Bericht von Anirban Sen, Echo Wang und Alexander Hübner; Redigiert von Katharina Loesche; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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