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Birkenstock feiert Debüt an der Wall Street - Warten auf ersten Kurs

11.10.2023
um 17:02 Uhr

München/New York (Reuters) - Von Linz am Rhein nach New York: Der Gesundheitsschuh-Konzern Birkenstock feiert sein Börsendebüt an der Wall Street.

Dank einer vorsichtigen Festsetzung des Ausgabepreises knapp unterhalb der Mitte der Spanne sahen Experten am Mittwoch beim Börsendebüt Luft nach oben für die Aktie des Traditions-Unternehmens, dessen Wurzeln auf eine 1774 gegründete Schuhmacherei im hessischen Langen-Bergheim zurückreichen. Die 32,3 Millionen Papiere wurden zu 46 Dollar zugeteilt, obwohl die Nachfrage laut Investmentbankern auch einen Preis am oberen Ende der Spanne von 44 bis 49 Dollar ermöglicht hätte. Bis der erste Kurs der Birkenstock-Aktie feststeht, dürften etwa zwei Stunden nach dem Läuten der Börsenglocke vergehen.

Sechs Generationen war das Unternehmen in Familienhand, vor zwei Jahren übernahm der US-Finanzinvestor L Catterton dann für eine Bewertung von rund 4,3 Milliarden Dollar die Mehrheit. Für ihn ist der Börsengang ein gutes Geschäft: Zum Ausgabepreis wurde Birkenstock mit 8,64 Milliarden Dollar bewertet - also dem Doppelten des Einstiegspreises. Die Papiere eingerechnet, die Manager und Mitarbeiter aus einem Beteiligungsprogramm erhalten sollen, sind es sogar 9,3 Milliarden.

Vorstandschef Oliver Reichert, der 2013 als erster nicht zur Familie gehörender Manager an die Firmenspitze rückte, hat den ehemaligen "Öko-Sandalen" ein hippes Image verpasst, etwa durch Partnerschaften mit den Luxus-Marken Dior und Manolo Blahnik. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2022/23 schnellte der Umsatz um 21 Prozent auf 1,12 Milliarden Euro, der Nettogewinn fiel allerdings wegen Währungseffekten um 20 Prozent auf 103,3 Millionen. Für Aufsehen sorgte kurz vor dem Börsengang, dass ausgerechnet die Model-Ikone "Barbie" in der Schlussszene des gleichnamigen Kinofilms rosa Birkenstocks trug.

"Der Film hat die Internet-Suchen nach 'Birkenstock' in die Höhe schnellen lassen", sagte Michael Ashley Schulman von Running Point Capital Advisors. "Eine ähnliche Begeisterung bei Anlegern könnte die Nachfrage zumindest kurzfristig beflügeln." Wie sich die Aktie weiter entwickle, hänge aber davon ab, ob Birkenstock die Wachstumserwartungen erfüllen könne, sagte Javier Gonzalez Lastra, Investment Partner bei Tema ETFs. Jeder Kunde in den USA hat schon 3,6 Paar der Korksandalen zu Hause.

Amerika ist für Birkenstock der größte Markt - und zugleich der größte Wachstumsmarkt. 54 Prozent des Umsatzes werden dort erwirtschaftet, mit steigender Tendenz. Das ist Bankern zufolge auch der wichtigste Grund für die Wahl von New York statt Frankfurt als Börsenplatz - obschon Birkenstock zu 95 Prozent in Deutschland produziert. "Für Birkenstock ist Amerika praktisch der neue Heimatmarkt", sagte ein hochrangiger Investmentbanker, der ungenannt bleiben wollte. "Das ist aber auch ein Risiko, wenn es dort nicht mehr so läuft." Eine Welle deutscher Unternehmen, die an die Wall Street strebt, erwarte er daher nicht.

Birkenstock und L Catterton nehmen mit der Emission zusammen mindestens 1,48 Milliarden Dollar ein. Birkenstock fließen 495 Millionen Dollar zu, die in den Schuldenabbau gesteckt werden sollen. Für L Catterton bleiben mindestens 989 Millionen Dollar - wenn die Aktie gut ankommt und die Mehrzuteilungsoption gezogen wird, sogar 1,22 Milliarden. Danach hält der Investor noch immer mehr als 80 Prozent der Anteile.

Birkenstock und die begleitenden Banken Goldman Sachs, JP Morgan und Morgan Stanley hatten die Emission gut abgesichert. Der Großaktionär von LVMH, Bernard Arnault, einer der reichsten Männer der Welt, steigt nun direkt ein, nachdem er bereits an L Catterton beteiligt ist. Er hat laut Börsenprospekt zugesagt, allein Aktien für 325 Millionen Dollar zu kaufen. Der norwegische Staatsfonds und der US-Fonds Durable Capital wollten Aktien für 300 Millionen Dollar zeichnen.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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