- von Klaus Lauer
Berlin/Dublin (Reuters) - Nach dem Zwischenfall mit einem Boeing-Flugzeug vom Typ 737 Max sieht Ryanair-Chef Michael O'Leary derzeit keine Auswirkungen auf die eigenen Kunden.
"Wir habe keine Anzeichen von Sorgen bei den Passagieren", sagte der Manager von Europas größtem Billigflieger am Donnerstag im Interview mit Reuters TV in Berlin. "Nicht bei einem einzigen Passagier." Das MAX 9-Problem sei zwar insgesamt besorgniserregend, aber das MAX 8-Modell, das Ryanair fliege, und das bestellte MAX 10-Modell seien wohl nicht betroffen. Dies hätten lange Telefongespräche am Wochenende mit amerikanischen, europäischen und irischen Regulierungsbehörden ergeben.
Der US-Flugzeugbauer Boeing hat nach der Notlandung einer 737 MAX wegen einer im Flug herausgebrochenen Kabinenwand jüngst erstmals Fehler eingeräumt. Die US-Luftfahrtbehörde FAA verhängte nach dem Vorfall ein Flugverbot für 171 Flugzeuge dieses Typs, der in Europa nicht im Einsatz ist. Das Boeing-Management steht seitdem unter großem Rechtfertigungsdruck. O'Leary sagte, der Flugzeughersteller habe zwar in den vergangenen zwei Jahren "enorme Fortschritte" bei der Produktionsqualität gemacht. "Aber sie sind noch nicht am Ziel".
"Wir selbst haben bei Flugzeugauslieferungen kleinere Probleme festgestellt, die bei einem Weltklasse-Hersteller wie Boeing nicht vorkommen sollten", betonte der Manager. "Ich denke, dass Boeing bei der Qualitätskontrolle noch mehr tun muss." O'Leary fügte hinzu, dass er Boeing bei künftigen Aufträgen zu 100 Prozent treu bleibe und großes Vertrauen in Boeing-Chef Dave Calhoun und Finanzchef Brian West habe. Ryanair habe aber nach wie vor Bedenken hinsichtlich des täglichen Produktionsmanagements bei Boeing in Seattle und beim Zulieferer Spirit AeroSystems in Wichita. "Sie haben das Management in Wichita ausgetauscht, aber ich denke, es muss noch mehr für das Tagesgeschäft in Seattle getan werden", sagte der Ire.
O'Leary kritisierte erneut die Kosten für Luftfahrt in Deutschland als zu hoch. Dies sei auch der Grund, warum sich die Luftfahrt hier nach der Corona-Krise langsamer erhole als in anderen Ländern Europas. Die Politik müsse dringend gegensteuern, denn dies bremse das Wachstum für Airlines. Ryanair könnte sein Verkehrsaufkommen in Deutschland in den nächsten sechs Jahren von 16 auf 34 Millionen Passagiere etwa verdoppeln, wenn Deutschland wettbewerbsfähige Steuern und Gebühren sowie Flughafengebühren einführen würde, kündigte O'Leary an.
(Weitere Reporter: Padraic Halpin in Dublin und Martin Schlicht in Berlin, redigiert von Ralf Banser - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)