München (Reuters) - Der Hamburger Kupferverarbeiter Aurubis setzt nach dem Betrugsskandal auf einen Neuanfang an der Konzernspitze.
Vorstandschef Roland Harings, Finanzvorstand Rainer Verhoeven und Produktionsvorstand Heiko Arnold müssen vorzeitig gehen. Man sei "übereingekommen, die laufenden Vorstandsverträge vorzeitig zu beenden", teilte der Aufsichtsrat am Dienstag mit. "Die drei Vorstandsmitglieder tragen damit den besonderen Herausforderungen der Aurubis Rechnung, insbesondere mit Blick auf die schwerwiegenden Betrugs- und Diebstahlsfälle im Werk Hamburg und Vorkommnisse im Bereich der Arbeitssicherheit", hieß es zur Begründung. Nur die für das Metallrecycling-Geschäft verantwortliche Vorständin Inge Hofkens darf bleiben und soll sogar zusätzliche Aufgaben übernehmen. An der Strategie ändere sich nichts.
Betrüger hatten Europas größten Kupferkonzern über Jahre hinweg ausgenommen. Aurubis vermisst wertvolles Recycling-Material im Wert von 185 Millionen Euro. Die Täter arbeiteten nach Unternehmensangaben mit manipulierten Proben.
Schadenersatzansprüche des Unternehmens müssen die Vorstände aber nicht befürchten. Nach einem Gutachten der Anwaltskanzlei Hengeler Mueller, die die Verantwortung der drei Manager prüfen sollte, habe der Aufsichtsrat beschlossen, "nach aktuellem Stand von der Geltendmachung von Ersatzansprüchen" abzusehen. Aurubis hatte bereits ihre Boni für das abgelaufene Jahr gekürzt, wie aus dem Vergütungsbericht hervorgeht. Das hat neben dem Betrug auch mit einem schweren Arbeitsunfall zu tun, bei dem im Mai 2023 drei Menschen ums Leben kamen. Vorstandschef Harings muss sich für das Geschäftsjahr 2022/23 mit einer Gesamtvergütung von 1,1 Millionen Euro begnügen, gut halb so viel wie ein Jahr zuvor.
Der seit gut vier Jahren amtierende Harings soll Ende September gehen, sein Vertrag lief noch bis Mitte 2027. Von Finanzchef Verhoeven trennt sich Aurubis zur Jahresmitte, Arnold soll schon Ende Februar ausscheiden. Er wird für zunächst sechs Monate von Markus Kramer ersetzt. Der ehemalige BASF-Manager wird aus dem Aufsichtsrat in den Vorstand entsandt und soll dort auch für das Personal zuständig sein.
(Bericht von Alexander Hübner. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)