- von Christoph Steitz und Tom Käckenhoff und Emma-Victoria Farr
Frankfurt/Düsseldorf (Reuters) - Die Gespräche zwischen Thyssenkrupp und dem Energiekonzern EPH des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky über ein Stahl-Joint-Venture werden Insidern zufolge zur Hängepartie.
Für eine Einigung müsse der neue Geschäftsplan für die Stahlsparte vorliegen, den Thyssenkrupp-Chef Miguel Lopez gerade erstellen lasse, sagten am Freitag mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Die dafür relevanten Preisverhandlungen mit der Automobilbranche seien aber noch nicht beendet.
"Die Gespräche mit EPH zur Gründung eines Joint Ventures mit dem Stahlgeschäft von Thyssenkrupp werden unvermindert fortgeführt", erklärte der Ruhrkonzern auf Anfrage. "Sie verlaufen weiterhin ergebnisoffen und konstruktiv." EPH lehnte eine Stellungnahme ab.
Der mit viel Elan im Juni vergangenen Jahres gestartete neue Vorstandschef Lopez verhandelt seit Monaten mit Kretinskys EPH über die Bildung eines Joint Ventures mit der Stahlsparte von Thyssenkrupp. Es gebe keine Frist für die Gespräche, hatte Lopez vor wenigen Tagen bei der Vorlage der Quartalszahlen gesagt. Ziel sei eine gute Lösung. Derzeit erstelle Thyssenkrupp einen neuen Businessplan für das Stahlgeschäft. Wenn dieser fertig sei, würden die Gespräche mit möglichen Partnern fortgesetzt.
STAHLNACHFRAGE SCHWÄCHELT
Seit dem Beginn der Verhandlungen im vergangenen Jahr hat sich die Lage der Stahlindustrie mit ihrem deutschen Branchenführer Thyssenkrupp verschlechtert. Thyssenkrupp Steel Europe kämpft mit der schwachen Konjunktur, gesunkenen Stahlpreisen, hohen Energie- und steigenden Rohstoffkosten sowie der starken Konkurrenz von Produzenten außerhalb Europas.
Die schwache Nachfrage spielt auch bei den Verhandlungen mit EPH eine Rolle. Insider hatten im Dezember Reuters gesagt, dass Thyssenkrupp deswegen womöglich finanzielle Zugeständnisse bei den Verhandlungen mit EPH machen müsse. Rückenwind erhoffe sich Thyssenkrupp hingegen von einem positiven Abschluss der Preisverhandlungen mit den Automobilkonzernen, sagte ein Insider jetzt. Der Stahlkocher könne dann stabile Einnahmen für die nächsten zwölf bis 18 Monate präsentieren.
"Es ist gängige Praxis in allen unseren Geschäften, dass Prognosen und Planzahlen über das Geschäftsjahr hinweg laufend überprüft und an die aktuellen Konjunktur-, Markt- und Ertragsdaten angepasst werden", betonte Thyssenkrupp. Der Konzern wolle weiterhin so schnell wie möglich zu einem Abschluss kommen, lasse sich aber nicht zu zweitbesten Lösungen drängen. Zu den Vertragsverhandlungen mit den Automobilkonzernen - der größten Kundengruppe - äußere man sich nicht.
(Redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)