ROUNDUP: Windkraftbranche erwartet 2025 deutlich stärkeren Ausbau
BERLIN (dpa-AFX) - Der Ausbau der Windkraft an Land in Deutschland dürfte in den kommenden Jahren deutlich Fahrt aufnehmen. Grund ist eine Rekordzahl an neu genehmigten Windrädern im vergangenen Jahr. Branchenverbände forderten die neue Bundesregierung dazu auf, dass der Windenergieausbau ungebremst weitergehen müsse. Er sichere die Energieversorgung, reduziere die Kosten für Strom und schaffe Arbeitsplätze.
Rekordjahr bei Genehmigungen
2024 wurden so viele neue Windräder an Land in Deutschland genehmigt wie nie zuvor. Rund 2.400 Anlagen mit einer Gesamtleistung von etwa 14 Gigawatt Leistung wurden bundesweit von den Behörden neu zugelassen, wie der Bundesverband Windenergie und der Verband VDMA Power Systems mitteilten. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Plus von 85 Prozent. Im Durchschnitt dauert es etwas mehr als zwei Jahre, bis nach der Genehmigung ein Windrad errichtet wird und den ersten Strom ins Netz einspeist.
Weniger neue Windräder ans Netz gegangen
Neu in Betrieb gingen im vergangenen Jahr 635 Windenergieanlagen mit einer Leistung von insgesamt 3,25 Gigawatt. Das waren neun Prozent weniger als im Vorjahr. Die installierte Leistung erhöhte sich damit auf rund 63,5 Gigawatt. Die meisten neuen Windräder gingen in Nordrhein-Westfalen (154) in Betrieb, dahinter folgte Niedersachsen (127). Im Freistaat Bayern waren es hingegen nur 8 neue Windräder.
Weil auch alte Windräder stillgelegt wurden, lag der sogenannte Netto-Zuwachs an Windenergieleistung bei rund 2,5 Gigawatt. Zum Vergleich: Ein herkömmliches Atomkraftwerk hat eine Leistung von 1 bis 1,4 Gigawatt. Deutschland stieg im April 2023 aus der Atomkraft aus.
Deutliches Plus erwartet
Für das laufende Jahr 2025 erwarten die Verbände einen Zubau in Höhe von 4,8 bis 5,3 Gigawatt. Das politische Ausbauziel für 2024 wurde jedoch verfehlt. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz sieht eine installierte Gesamtleistung von 69 Gigawatt vor. Für 2025 wird kein Ziel genannt, für 2026 ist es eine Leistung von 84 Gigawatt. Es dürfte aus Branchensicht ambitioniert werden, dieses Ziel zu erreichen.
Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer von VDMA Power Systems, sprach von einem erheblichen Nachholbedarf. Nur mit einem entschlossenen Abbau von Hürden könnten Genehmigungen zügig in realisierte Projekte überführt werden. So müssten etwa Anforderungen an Großraum- und Schwerlasttransporte vereinheitlicht, die Verkehrsinfrastruktur modernisiert und die Netzanschlüsse beschleunigt werden.
Vor Ort gibt es allerdings oft Proteste gegen den Bau von Windrädern. In der Kritik stehen auch Konflikte mit dem Natur- und Artenschutz sowie milliardenschwere Subventionen für die erneuerbaren Energien.
Bedeutung der Windkraft
Windräder an Land spielen eine Schlüsselrolle in der Strategie der Bundesregierung, um Klimaschutzziele zu erreichen und damit Deutschland von fossilen Energien wie Kohle und Gas zu emanzipieren. Das Ziel der Regierung lautet: 80 Prozent des Stroms sollen 2030 aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Im vergangenen Jahr waren es nach Branchenangaben 55 Prozent.
Im Jahr 2024 wurden nach Angaben der Verbände mit Windrädern an Land fast 112 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt. Demnach war die Windenergie an Land mit einem Anteil von mehr als einem Viertel der wichtigste Energieträger zur Stromerzeugung in Deutschland.
Windstrom aus dem Norden muss in den Süden
Die Windenergie baue ihre Führungsrolle als wichtigster Energieträger im deutschen Strommix aus, sagte Bärbel Heidebroek, Präsidentin des Bundesverbands Windenergie. Eine Hauptaufgabe der neuen Bundesregierung werde es sein, zu schauen, wie Netze effizienter genutzt werden könnten.
Ausgleichsmaßnahmen gegen Engpässe im Stromnetz kosten jedes Jahr Milliarden. Dabei geht es um Eingriffe der Netzbetreiber in die Stromerzeugung wie eine Abregelung von Windrädern, um eine Überlastung zu vermeiden. Um das künftig zu verhindern, sollen Tausende Kilometer neue Stromleitungen gebaut werden. Diese sollen den vor allem im Norden produzierten Windstrom in die großen Industriezentren des Südens bringen./hoe/DP/jha