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Deutscher Aktienmarkt rennt europäischen Börsen davon

27.05.2025
um 18:35 Uhr

FRANKFURT/PARIS/NEW YORK - Der deutsche Aktienmarkt setzt in diesem Jahr als Rennpferd der europäischen Börsen ein starkes Ausrufezeichen. Seit dem ersten gravierenden Zollschock von Anfang April läuft der hiesige Aktienmarkt nicht nur den Börsen aus den USA, sondern auch anderen europäischen Indizes davon.

Als einer der zentralen Treiber gilt das milliardenschwere Investitionsprogramm der neuen Bundesregierung unter Bundeskanzler Friedrich Merz in die Infrastruktur und die Verteidigung. Das dürfte auch der Grund dafür sein, dass plötzlich Aktien aus der zweiten und dritten deutschen Börsenreihe wie dem MDax und SDax kräftig aufholen, weil sich in diesen Indizes viele Unternehmen tummeln, die als Nutznießer der geplanten Investitionen gelten. Aktien kleinerer und mittelgroßer deutscher Unternehmen seien den großen Börsenwerten vier Jahre lang hinterhergelaufen, konstatierten die Strategen der US-Bank JPMorgan. Sie seien attraktiv bewertet und in einer guten Position, um von Konjunkturprogrammen zu profitieren.

Es wundert daher nicht, dass der MDax der mittelgroßen Werte in seiner Jahresentwicklung mit einem Plus von inzwischen etwa einem Fünftel fast mit dem deutschen Leitindex Dax gleichgezogen hat, der 2025 bisher gut 21 Prozent gewonnen hat. Auch der SDax der kleineren Börsentitel hat mittlerweile seit Jahresbeginn schon um mehr als 21 Prozent zugelegt.

Hingegen kommt der Leitindex der Euroregion, der EuroStoxx 50 , nur auf einen Jahreszuwachs von rund 11 Prozent. In Frankreich und Großbritannien hinken die dortigen Leitindizes mit Aufschlägen von etwas über 6 Prozent beziehungsweise mehr als 7 Prozent noch deutlicher hinterher. Die großen US-Indizes wie das New Yorker Leitbarometer Dow Jones Industrial , der marktbreite S&P 500 und der technologielastige Nasdaq 100 liegen seit Jahresanfang gar moderat im Minus.

Bei dem Vergleich der internationalen Indizes mit den deutschen Börsenbarometern gilt es zwar zu beachten, dass hierzulande bei der Berechnung der Index-Stände Dividenden berücksichtigt werden, was international unüblich ist. Das lässt die Wertentwicklung von Dax & Co etwas besser aussehen, doch auch ohne Berücksichtigung der Ausschüttungen ändert sich das Bild nicht wesentlich. So kommt der Dax-Kursindex , bei dem Dividenden außen vor bleiben, seit Jahresbeginn auf ein Plus von fast 19 Prozent.

Global agierende Investoren erkennen zunehmend die mit dem deutschen Investitionspaket verbundenen Chancen für deutsche beziehungsweise europäische Unternehmen - und schichten vermehrt von amerikanischen Papieren in europäische und eben deutsche Titel um. Der Kursschock von Anfang April im Zuge der von US-Präsident Donald Trump damals losgetretenen weltweiten Zoll-Lawine scheint im Nachhinein für viele Anleger ein idealer Einstiegszeitpunkt gewesen zu sein.

Begünstigt wird dieses Anlage-Verhalten von teils unsicheren Aussichten für die Vereinigten Staaten, wo eine drastische und mitunter erratische Zoll-Politik von US-Präsident Donald Trump die Investoren eher verunsichert, weil sie die Staatsverschuldung weiter in die Höhe treibt, die Inflation anzuheizen und zugleich die Konsum- und Wirtschaftsaussichten einzutrüben droht.

Selbst den vermeintlich sicheren US-Anleihemarkt haben Investoren daher zuletzt hinterfragt. Die Renditen zogen spürbar an. US-Aktien kann dies unter Druck setzen, weil sie gegenüber anderen Anlageklassen wie etwa Anleihen dann an Attraktivität verlieren./ajx/la/he

--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---

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