NEW YORK (dpa-AFX) - Die kriegerische Eskalation in Nahost hat am Freitag die US-Börsen belastet. Auf die israelische Bombardierung von Atomanlagen und Militärs im Iran reagierte dessen Regierung inzwischen mit Gegenschlägen. Der New Yorker Leitindex Dow büßte letztlich 1,79 Prozent auf 42.197,79 Punkte ein. Der marktbreite S&P 500 fiel um 1,13 Prozent auf 5.976,97 Zähler, und der von Technologiewerten dominierte Nasdaq 100 verlor 1,29 Prozent auf 21.631,04 Zähler.
Die Stimmung an den Börsen weltweit sei zwar von Sorgen geprägt, aber nicht panisch, fasste Sören Hettler, Leiter Anlagestrategie und Privatkunden der DZ Bank. Beunruhigend sei die Situation im Nahen Osten dennoch, da ein Krieg in Nahost auch für die Weltwirtschaft belastende Folgen hat, wie Chefvolkswirt Ulrich Kater von der Dekabank in Frankfurt sagte. Entsprechend sensibel reagieren nicht nur die Ölpreise, sondern auch die globalen Risikomärkte.
Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners sprach von einer "weltweit neuen Unsicherheit - politisch und an den Börsen". Das rufe die typischen Reaktionen hervor: Risikoassets wie Aktien würden verkauft. Die Flucht in sichere Häfen wie Staatsanleihen und Gold setze ein. Gleichzeitig stiegen zudem die Ölpreise deutlich. "Im Moment ist jede Menge Unsicherheit im Markt. Wie groß die mittel- und langfristigen Auswirkungen auf Wirtschaft und Börsen sein werden, lässt sich aktuell noch nicht abschätzen."
Das von der Universität Michigan erhobene Verbrauchervertrauen für den Monat Juni fiel unterdessen deutlich besser als erwartet aus. Im aktuell geopolitisch unsicheren Umfeld hatte es jedoch keine positive Auswirkung auf die Anlegerstimmung.
Das Branchentableau spiegelte die angespannte geopolitische Situation wider: Die Verluste dominierten, während der Energiesektor wegen des sprunghaften Ölpreisanstiegs deutlich zulegte.
Unter den Einzelwerten rückten Tesla in den Fokus. Die Aktie des E-Autobauers sprang nach frühen Verlusten zeitweise mit mehr als vier Prozent an die Spitze des Nasdaq 100. Mit plus 1,9 Prozent beendete sie den Handel. Die Anteile der Google -Mutter Alphabet verringerten ihre Verluste auf minus 0,6 Prozent. Uber gaben um 2,0 Prozent nach. Die US-Regierung will den Einsatz selbstfahrender Autos ohne Fahrersteuerung erleichtern, was Tesla und all jene in ihren Ambitionen unterstützen dürfte, die bald Robotaxis auf die US-Straßen bringen wollen.
Das Papier von Adobe war nach Quartalszahlen und Aussagen zur laufenden Geschäftsentwicklung mit minus 5,3 Prozent einer der schwächsten Nasdaq-Werte. Trotz allgemein positiver Analystenkommentare besänftigte der Umsatzausblick die kritischen Investoren des Softwarekonzerns nicht. Diese blieben skeptisch und fragten sich, ob der Marktführer für Kreativsoftware KI-fokussierte Start-ups überflügeln könne, erklärte ein Börsianer.
Im Dow sackten unterdessen Visa um 5,0 Prozent ab und die Anteile des Kreditkarten-Konkurrenten Mastercard büßten im S&P-100-Index 4,6 Prozent ein. Wie das "Wall Street Journal" berichtete, prüfen einige große Handelskonzerne, darunter Walmart und Amazon , wie sie digitale Währungen mit stabilem Wert - sogenannte Stablecoins - ausgeben oder verwenden könnten, um die traditionellen Gebühren der kartenbasierten Systeme zu umgehen.
Dow-Schlusslicht war der Anteilsschein von Sherwin-Williams mit minus 5,7 Prozent. Die Citigroup senkte ihr Anlageurteil für den Hersteller von Farben, Lacken und Beschichtungen von "Buy" auf "Neutral".
RH , die zeitweise um rund 25 Prozent hochgeschnellt waren, legten letztlich um 6,9 Prozent zu. Anleger reagierten erleichtert auf den beibehaltenen Ausblick des Luxusmöbel-Unternehmens. Vor der Bekanntgabe des Quartalsberichts hatte die Sorge vorgeherrscht, dass RH die Jahresziele wegen der US-Zölle und des schwachen US-Häusermarkts senken könnte./ck/men
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---