ROUNDUP/Trumps Besuch beim König: Charles betont Ukraine-Hilfe
WINDSOR (dpa-AFX) - König Charles III. hat das Staatsbankett mit US-Präsident Donald Trump dazu genutzt, die gemeinsame Unterstützung der Ukraine gegen den Aggressor Russland hervorzuheben. Der britische Monarch erinnerte an den Kampf, den die USA und Großbritannien Seite an Seite in beiden Weltkriegen gegen die "Kräfte der Tyrannei" geführt hätten - und fügte hinzu: "Heute, da die Tyrannei Europa erneut bedroht, sind wir und unsere Verbündeten vereint in der Unterstützung der Ukraine, um Aggression abzuwehren und Frieden zu sichern." Trump nickte ob dieser Worte.
Ins politische Tagesgeschäft mischt sich der König grundsätzlich nicht ein, doch Charles' historischer Vergleich wirkte wie ein klarer Appell. Er platzierte seine politische Botschaft bei einer Rede während des abendlichen Staatsbanketts für den US-Präsidenten und First Lady Melania Trump auf Schloss Windsor. So wurde ein Tag, der vor allem durch viel monarchischen Pomp und Zeremoniell geprägt war, kurz vor seinem Ende wieder politisch hochaktuell.
Die USA und das Vereinigte Königreich würden gemeinsam an wichtigen diplomatischen Bemühungen arbeiten, sagte Charles. Er betonte das Engagement Trumps, "Lösungen für einige der hartnäckigsten Konflikte der Welt zu finden, um Frieden zu sichern".
Kate neben Trump beim Staatsbankett
Der erste volle Tag des von Trump-kritischen Demonstrationen begleiteten Besuchs aus Washington in Großbritannien war geprägt durch viel statisches Zeremoniell - das war so gewollt. An der Seite von König Charles III. wurde der mächtigste Mann der Welt durch den Schlossgarten Windsor gefahren, musikalisch untermalt von den Nationalhymnen beider Staaten.
Melania fiel bei der Ankunft am Mittag durch ihren violettfarbenen Hut mit breiter Krempe auf, der ihr Gesicht teilweise verdeckte. Am Abend trug sie ein schulterfreies Kleid in Sonnengelb mit roséfarbenem Gürtel. Trump wurde neben Prinzessin Kate platziert, die voriges Jahr ihre Krebserkrankung öffentlich gemacht hatte. Der Republikaner machte ihr in seiner Rede Komplimente, sie sehe schön und gesund aus.
Der US-Präsident ist großer Fan des Königshauses, 2019 war er bei seinem ersten Staatsbesuch von Queen Elizabeth II. empfangen worden. Jetzt sind die Trumps zum zweiten Mal da.
Demos gegen Trump
In London demonstrierten Tausende Menschen gegen den Staatsbesuch. Organisiert von der "Stop Trump Coalition" versammelten sich die Teilnehmer am frühen Nachmittag am Portland Place, um gemeinsam Richtung Parlament zu ziehen. Viele von ihnen hielten Schilder mit der Aufschrift "Nein zu Rassismus. Nein zu Trump" in der Hand, auch einige kreative Anti-Trump-Masken waren zu sehen.
Trump und sein Zirkel hätten in den vergangenen Jahren vielleicht am meisten dazu beigetragen, "die Flammen spaltender, rechtsextremer Politik auf der ganzen Welt anzuheizen", schrieb der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan auch mit Blick auf die rechten Massenproteste am Wochenende in London in einem Gastbeitrag in der Zeitung "The Guardian".
Die Epstein-Affäre ist allgegenwärtig
Am Dienstagabend, praktisch gleichzeitig mit der Landung der Air Force One auf einem Londoner Flughafen, hatten Aktivisten Bilder von Trump und dem verurteilten US-Sexualstraftäter Jeffrey Epstein auf einen Turm des Schlosses in Windsor projiziert - Aufnahmen, die Trump sicher nicht sehen wollte, schließlich hat die Causa Epstein für ihn enorme politischer Brisanz. Die Polizei teilte mit, vier Personen seien nach der Aktion festgenommen worden.
Die Affäre um den US-Multimillionär, der einen Missbrauchsring betrieben hatte, verfolgt Trump seit Monaten. Epstein, der laut Obduktionsbericht nach seiner Verhaftung 2019 in Haft Suizid beging, hatte beste Kontakte in die amerikanische High Society. Auch Trump verbrachte Zeit mit ihm. Der US-Präsident bestreitet aber vehement, in die Verbrechen Epsteins verwickelt gewesen zu sein.
In Großbritannien traf der Epstein-Skandal den innersten Kreis des Königshauses. Auch der Bruder von König Charles III., Prinz Andrew, war einst mit Epstein befreundet. Eines der Opfer warf ihm vor, sie als Minderjährige mehrfach missbraucht zu haben. Andrew stritt die Vorwürfe stets ab. Eine Klage endete im Vergleich. Erst vor wenigen Tagen musste Premierminister Keir Starmer seinen Botschafter in Washington abberufen, weil auch dieser enge Beziehungen zu Epstein gepflegt hatte.
"Make America Go Away"
In Windsor war die Stimmung weitestgehend ruhig. Vor einem der Schlosstore versammelten sich Befürworter und Gegner des Staatsbesuchs sowie Scharen von Journalisten. Ein 63 Jahre alter Rentner namens Tim sagte, man müsse Trump zeigen, dass er nicht willkommen sei. Auf seiner roten Baseballkappe, die an die MAGA-Mützen der Trump-Unterstützer erinnert, steht geschrieben: "Make America Go Away".
Einen kleinen Tumult gab es während des Empfangs: Ein als Schamane verkleideter Mann mit Fellmütze und einer Jacke, die an Western-Filme erinnert, drängte auf die Straße und begann zu schreien: "Ich mag das nicht, ich mag das nicht!" Er hatte einen Mann entdeckt, der ein selbst gemaltes Bild vor sich hertrug, das Trump als Steinzeitmenschen zeigt, der den König entführt hat. Der "Schamane" wurde von der Polizei schnell auf den Gehsteig zurückgedrängt. Auf dem Schlossgelände bekam die illustre Gesellschaft nichts mit.
Mittwoch der König, Donnerstag die Politik
Am Donnerstag trifft sich Trump unter anderem mit Premierminister Keir Starmer. Die britische Regierung verkündete vorab einen "Technologie-Wohlstands-Pakt" mit den USA, der milliardenschwere US-Investitionen in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Quantentechnologie und Atomenergie beinhaltet. Kurz vor der Ankunft Trumps berichtete der "Guardian" allerdings unter Berufung auf Regierungsquellen, dass der von den Briten erhoffte Wegfall von US-Zöllen auf Stahl und Aluminium vorerst nicht kommen werde.
Ein weiteres Entgegenkommen Trumps im Zollstreit galt als Hauptargument für den in Großbritannien umstrittenen zweiten Staatsbesuch. Im Mai hatten beide Länder einen Deal verkündet, der dem Vereinigten Königreich erheblich niedrigere Zölle für Exporte in die USA in Aussicht stellte als anderen westlichen Partnern. Statt der weltweit verhängten 50 Prozent sollten die Zölle auf britische Stahl- und Aluminiumexporte zunächst nur 25 Prozent betragen und schließlich ganz verschwinden./mj/DP/zb