Frankfurt (Reuters) - Der Versicherungskonzern Münchener Rück, einer der größten Anleger an den internationalen Finanzmärkten, sieht den Preisverfall beim Öl kritisch.
"Bislang war das billige Öl immer ein Segen, weil es den Unternehmen Kosten erspart und den Verbrauchern Geld für den Konsum gebracht hat", sagte der Chefökonom der weltgrößten Rückversicherung, Michael Menhart, dem "Tagesspiegel" (Montagausgabe) laut Vorabmeldung. "Aber inzwischen ist es eher ein Fluch, die Risiken überwiegen", warnte er. "Als Ökonom wünsche ich mir daher, dass der Ölpreis etwas steigt."
Einige Förderländer wie Angola, Nigeria und Venezuela seien durch den Preisrückgang in Schwierigkeiten geraten, und auch in den USA habe der Energiesektor Probleme, sagte Menhart. Dabei seien die Ölstaaten wichtige Investoren und Konsumenten: "Die Erdöl exportierenden Länder kaufen weniger Maschinen und Anlagen, das sind die kurzfristigen Effekte des Preisverfalls. Wenn der Ölpreis sehr lange Zeit niedrig wäre, käme es zu Umverteilungen in der Weltwirtschaft."
Weil das weltweite Rohöl-Angebot die Nachfrage übersteigt, ist der Ölpreis in den vergangenen eineinhalb Jahren um etwa 70 Prozent eingebrochen. Am Freitag kostete die Nordsee-Sorte Brent 32,68 Dollar je Barrel und das US-Öl WTI 29,05 Dollar.