Reuters

Naturkatastrophen kommen Versicherer teurer zu stehen

12.07.2016
um 14:06 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Erdbeben und schwere Unwetter haben die Kosten durch Naturkatastrophen im ersten Halbjahr nach oben getrieben.

Die Münchener Rück errechnete in den ersten sechs Monaten des Jahres Schäden von 70 Milliarden Dollar aus Naturkatastrophen wie Erdbeben, Dürren, Waldbränden und Überschwemmungen. Damit liegt der Schaden zwar über den 59 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr, aber deutlich unter dem Zehn-Jahres-Durchschnitt von 92 Milliarden Dollar, wie der weltgrößte Rückversicherer in seinem halbjährlichen Bericht am Dienstag feststellte. Auch Versicherer und Rückversicherer müssen tiefer dafür in die Tasche greifen: Sie stehen für Schäden von 27 (2015: 19) Milliarden Dollar ein. Doch vor allem in Schwellenländern ist nur ein Bruchteil der Vermögenswerte versichert.

Naturkatastrophen forderten in diesem Jahr bisher deutlich weniger Opfer als im ersten Halbjahr 2015: Die Münchener Rück zählte 3800 Todesopfer. Vor einem Jahr waren es 21.000, in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt sogar 47.000. "Eine gute Nachricht ist, dass durch bessere Baustandards und ein kluges Vorgehen der Katastrophenhelfer und Behörden Menschen schon heute besser geschützt werden als früher", sagt Münchener-Rück-Vorstand Torsten Jeworrek.

Je mehr Versicherer für Großschäden etwa aus Naturkatastrophen zahlen müssen, desto eher wälzen sie die Last auf Rückversicherer ab.

Den größten Schaden verursachten zwei aufeinanderfolgende Erdbeben auf der südjapanischen Insel Kyushu. Die Zerstörungen sowie Betriebsausfälle etwa bei Autozulieferern und Herstellern von Handy-Kameras kosteten 25 Milliarden Dollar. Doch nur 5,9 Milliarden davon sind versichert. Auch die meisten Todesopfer forderte ein Erdbeben: An der Pazifikküste von Ecuador starben im April fast 700 Menschen, die Versicherer mussten aber nur für 400 Millionen Dollar geradestehen. Das Klimaphänomen "El Nino" führte zu heftigen Waldbränden in Kanada, aber auch dazu, dass Taifune an der asiatischen Pazifik-Küste völlig ausblieben.

Die Unwetter, die im Mai und Juni über Europa hinwegzogen, summierten sich auf einen Schaden von 6,1 Milliarden Dollar. Knapp die Hälfte davon war versichert. In Deutschland zog der heftige Regen Erdrutsche, Schlammlawinen und Überschwemmungen nach sich und richteten 2,8 Milliarden Dollar Schaden an. Auf die Versicherer kommen 1,3 Milliarden Dollar zu. Aber auch die Niederlande und Frankreich waren betroffen.

Die Münchener Rück erklärt die Schlechtwetterperiode auch mit der Klimaerwärmung: Früher habe es Starkregen im Frühjahr einmal in 20 Jahren gegeben. Von 1951 bis 2010 hätten diese Unwetter um den Faktor 1,7 zugenommen. "Daran dürfte der Klimawandel einen Anteil haben", sagte der Leiter der Georisikoforschung der Münchener Rück, Peter Höppe.

MUENCH.RUECKVERS.VNA O.N.

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