Reuters

Studie - Deutsche Reeder öffnen sich für Finanzinvestoren

23.07.2015
um 13:01 Uhr
Hamburg (Reuters) - Die als konservativ geltenden deutschen Reeder öffnen sich immer mehr für internationale Investoren. Für die Erweiterung und Modernisierung ihrer Flotten setzten die Schifffahrtsunternehmen zunehmend auf institutionelle Kapitalgeber wie Fonds oder Versicherungen, sagte Claus Brandt von der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC) am Donnerstag in Hamburg. "Das hat man in den letzten Jahren in der Industrie so noch nicht gesehen." Knapp zwei Drittel der für die Schifffahrtsstudie befragten knapp 100 Reedereien mit Sitz in Deutschland wollten attraktiver für institutionelle Investoren werden. Mehr als die Hälfte habe bereits Kontakt zu solchen Kapitalgebern gehabt oder unterhalte ihn noch. Allerdings habe erst jeder vierte Reeder schon einmal eine Finanzierung von institutionellen Investoren erhalten.Es sei davon auszugehen, dass sich dieser Trend in den kommenden Jahren beschleunigen werde, erläuterte Brandt. Denn Investoren suchten angesichts niedriger Zinsen weltweit händeringend nach Alternativen, um ihr Geld gewinnbringend anzulegen. Hinzu komme, dass die Banken ihr Engagement in der Schifffahrt wegen steigender Eigenkapitalforderungen weiter zurückführen. Eine intensivere Zusammenarbeit mit institutionellen Anlegern scheitere aus Sicht der Reeder jedoch häufig an rechtlichen Auflagen in Deutschland, an hohen Berichtsanforderungen der Investoren, aber auch an unattraktiven Finanzierungs- und Beteiligungsforderungen. Der mit Abstand am häufigsten genannte Hinderungsgrund sei allerdings ein "generelles Misstrauen" gegenüber institutionellen Investoren.Für große Containerlinien wie Hapag-Lloyd, den dänischen Marktführer Maersk, CMA CGM aus Frankreich und die in der Schweiz ansässige Mediterranean Shipping Company (MSC) ist der Umgang mit internationalen Investoren Routine. Die vielfach von Familien geführten kleineren Reedereien gelten indes als verschlossen. Sie sind nun gezwungen, sich zu öffnen, weil eine wichtige Finanzierungsquelle versiegt ist. Vor der Finanzkrise hatten sich viele Privatanleger über sogenannte KG-Fonds an der Finanzierung von Frachtern beteiligt, die lange Zeit hohe Renditen abwarfen und steuerbegünstigt waren. Als die Schifffahrt dann wegen Überkapazitäten und des mauen Welthandels in eine tiefe Krise schlitterte, mussten viele Schiffsfonds, die zumeist nur ein einziges Schiff besaßen, Insolvenz anmelden.

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