Reuters

Commerzbank muss nach Gewinnsprung Folgen der Zinswende abfedern

15.02.2024
um 08:07 Uhr

Düsseldorf (Reuters) - Bei der Commerzbank könnte die erwartete Zinswende 2024 erste Spuren in der Bilanz hinterlassen.

Zwar werde das Konzernergebnis im laufenden Jahr über dem von 2023 liegen, doch werde der wichtige Zinsüberschuss aufgrund der erwarteten Zinssenkungen auf rund 7,9 Milliarden Euro schrumpfen - nach rund 8,37 Milliarden Euro im vergangenen Jahr, teilte die Commerzbank am Donnerstag mit. Das Geldhaus muss nun mehr Provisionen einsammeln. Noch 2023 hatte das Institut einen Gewinnsprung verbucht, schrieb damit den höchsten Gewinn seit 15 Jahren und will eine höhere Dividende ausschütten. "Das Geschäftsjahr 2023 ist für die Commerzbank hervorragend gelaufen", bilanzierte Vorstandschef Manfred Knof.

Angeschoben durch die rasant angehobenen Zinsen habe die Commerzbank ihren Konzerngewinn 2023 um mehr als 50 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro gesteigert, teilte Deutschlands zweitgrößte Privatbank weiter mit. Das Institut will nun eine deutlich erhöhte Dividende von 35 Cent je Aktie zahlen, für 2022 hatte sie noch 20 Cent je Aktie ausgeschüttet. Zudem kauft das Institut eigene Aktien zurück, auch davon profitieren die Aktionäre rund um den Bund.

Beim Gewinn lag das Geldhaus im Rahmen der Erwartungen: Von der Commerzbank befragte Analysten hatten einen Gewinn nach Minderheiten für das Gesamtjahr von rund 2,19 Milliarden Euro erwartet. Die Erträge kletterten dank eines soliden Kundengeschäfts und der gestiegenen Zinsen um rund elf Prozent auf 10,461 Milliarden Euro. Dabei verbuchte die Bank erneut hohe Sonderbelastungen durch die Vorsorge für Rechtsrisiken bei Schweizer-Franken-Krediten der Tochter mBank in Polen. Der Zinsüberschuss stieg um rund ein Drittel auf 8,368 Milliarden Euro.

Wie auch andere Banken in Europa profitiert die Commerzbank gegenwärtig von den deutlich gestiegenen Zinsen im Euroraum. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat seit Sommer 2022 die Schlüsselsätze immer wieder erhöht.

COMMERZBANK WILL UNABHÄNGIGER VOM ZINSERGEBNIS WERDEN

Nun wolle die Commerzbank "die Ertragsbasis verbreitern und damit auch unabhängiger vom Zinsergebnis werden", kündigte Knof an. "Im Vertrieb sind wir in beiden Kundensegmenten sehr stark in das neue Jahr gestartet." Das sorge für zusätzlichen Rückenwind. Doch werde die anhaltende Konjunkturschwäche im laufenden Geschäftsjahr eine Herausforderung bleiben. Zudem basiere der Ausblick 2024 "auf der Annahme einer milden Rezession in Deutschland" - und hänge von der Entwicklung der Belastungen bei den Schweizer-Franken-Krediten der polnischen Tochter mBank ab.

Knof will den Gewinn auch in den kommenden Jahren steigern. Bis 2027 will die Bank das Nettoergebnis auf rund 3,4 Milliarden Euro erhöhen. Knof, seit 2021 Chef der Commerzbank, hatte dem Geldhaus eine tiefgreifende Transformation verordnet. Stellen wurden abgebaut und das Filialnetz zusammengestrichen. Damit arbeitet die Bank deutlich profitabler.

(Bericht von Matthias Inverardi und Tom Sims, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

COMMERZBANK AG

WKN CBK100 ISIN DE000CBK1001