Reuters

HSH baut Gewinn aus und zeigt sich offen für alle Käufer

26.08.2016
um 13:56 Uhr

Hamburg (Reuters) - Die HSH Nordbank geht nach einem Gewinnsprung im ersten Halbjahr zuversichtlich in den anlaufenden Verkaufsprozess.

"Es steht eine Bank im Schaufenster, die sehr gut funktioniert", sagte Vorstandschef Stefan Ermisch am Freitag in Hamburg. Die Kernbank habe ihre Kosten im Griff und könne pro Jahr einen Vorsteuergewinn von 200 bis 300 Millionen Euro einfahren. Der Berg an faulen Schiffskrediten, den die kriselnde Landesbank seit Jahren vor sich herschiebt, sei dagegen ein großes Problem, räumte Ermisch ein. "Das ist natürlich nicht verkaufsfördernd." Eine Erholung der Schifffahrt sei nicht in Sicht. "Sie liegt am flachen Boden und siecht dahin."

Die HSH, die mehrheitlich den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein gehört, muss auf Druck der EU-Kommission bis 2018 veräußert oder abgewickelt werden. Hamburgs Finanzsenator Peter Tschentscher hatte am Donnerstag im Reuters-Interview Sympathien für einen Verkauf an eine andere Landesbank gezeigt. Ermisch will jedoch keine Optionen ausschließen, schließlich gebe es mittlerweile eine europäische Bankenunion. "Wir sollten den Blick hier nicht zu eng fassen, sondern Raum für Möglichkeiten offenlassen." Norddeutschland sei für potenzielle Käufer eine attraktive Geschäftsregion, schließlich werde hier knapp ein Fünftel der deutschen Wirtschaftsleistung erbracht. Hamburg zähle zu den attraktivsten Metropolen des Landes.

Im ersten Halbjahr baute die HSH-Kernbank ihr Vorsteuerergebnis dank guter Geschäfte mit Firmen- und Immobilienkunden um über 80 Prozent auf 261 Millionen Euro aus und schnitt damit besser ab als erwartet. Konzernweit kletterte der Überschuss um neun Prozent auf 160 Millionen Euro. Wegen der angespannten Lage in der Schifffahrt und den rekordniedrigen Zinsen könne das Ergebnis aber nicht auf das Gesamtjahr hochgerechnet werden, sagte Ermisch. Er erwartet 2016 weiter einen "bescheidenen Gewinn" unter dem Vorjahreswert von 98 Millionen Euro. Mit diesem Mini-Gewinn muss sich das Geldhaus ab Frühjahr nächsten Jahres auf die Suche nach einem Käufer machen.

DAS GROSSE AUSMISTEN

Die Krise in der Schifffahrt, die seit Jahren unter Überkapazitäten leidet, hat sich zuletzt wegen des schwächeren Wachstums in China und des mauen Welthandels noch einmal verschärft. Die NordLB rutschte deshalb tief in die roten Zahlen, auch viele andere Institute mussten mehr Geld für ausfallgefährdete Kredite zurücklegen. Bei der HSH hat sich die Risikovorsorge im Kreditgeschäft im ersten Halbjahr mehr als vervierfacht auf 520 Millionen Euro. Im zweiten Halbjahr erwartet Ermisch einen ähnlichen Betrag. Die Belastungen schlagen bei der HSH allerdings kaum auf die Zahlen durch, weil ein großer Teil der Schiffskredite durch eine Garantie der Länder abgesichert ist.

Da die Bank kürzlich fünf Milliarden Euro an faulen Schiffskrediten an eine Zweckgesellschaft der Länder abstoßen durfte, hat sich ihr Schiffsportfolio auf 17,4 Milliarden Euro reduziert. Den wenig begehrten Titel als größte deutsche Schiffsbank geben die Hamburger damit an den Konkurrenten NordLB ab, der Ende Juni noch auf 17,9 Milliarden Euro kam. Beide Landesbanken haben sich vorgenommen, ihr Engagement in der Branche deutlich herunterzufahren.

Die HSH will in Kürze mit dem Verkauf von faulen Krediten mit einem Volumen von 3,2 Milliarden Euro starten. Dabei geht es nicht nur um Schiffsdarlehen, sondern auch um internationale Immobilienfinanzierungen und andere Kredite. Für solche Papiere gebe es Interessenten - "und wir sind mit ganz vielen dieser Investoren schon seit langer Zeit im Gespräch", sagte Ermisch. Er sei zuversichtlich, die Kredite bis Mitte 2017 loszuwerden.

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