Reuters

Commerzbank kämpft sich aus der Krise- Dividende in Sicht

03.08.2015
um 13:51 Uhr
- von Alexander HübnerFrankfurt (Reuters) - Die Commerzbank lässt die Krise allmählich hinter sich. Deutschlands zweitgrößtes Bankhaus steuert in diesem Jahr auf einen Milliardengewinn zu. Nach sechs Monaten verdoppelte sich der Nettogewinn bereits auf 646 (Vorjahr: 300) Millionen Euro. Die Zahlen seien "ein klarer Beleg für den erfolgreichen Turnaround der Commerzbank", sagte Vorstandschef Martin Blessing am Montag. Damit werden auch die Pläne für die erste Dividende nach sieben Jahren konkreter: Im ersten Halbjahr hat die Commerzbank so viel Geld beiseitegelegt, dass sie für 2015 zehn Cent je Aktie ausschütten könnte. Ob es mehr wird, muss die zweite, oft schwächere Jahreshälfte zeigen."Die Bank ist viel stärker und stabiler als noch vor zwei Jahren", betonte Finanzvorstand Stephan Engels. Nach einer 1,4 Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung im April sei auch das Kapitalpolster mit 10,5 Prozent auf einem "für unser Geschäftsmodell komfortablem Niveau". Mit einem Kursplus von 3,0 Prozent auf 12,14 Euro war die Commerzbank-Aktie einer der größten Kursgewinner im Leitindex Dax. "Das Management der Commerzbank hat auch im zweiten Quartal geliefert und gezeigt, dass die Restrukturierung auf gutem Wege ist", konstatierte LBBW-Analyst Ingo Frommen. Unter dem Strich übertraf das Institut die Erwartungen der Experten, obwohl die Kosten im Halbjahr um rund 100 Millionen Euro stiegen. Das Ziel von rund sieben Milliarden Euro für das laufende Jahr werde sich nicht halten lassen, räumte Engels ein, die Aufwendungen lägen voraussichtlich leicht darüber. "Wir werden bei den Effizienz- und Kostenanstrengungen nicht nachlassen", versprach er. Ein spezielles Sparprogramm werde es aber nicht geben. Auf der anderen Seite profitiert die Commerzbank von der niedrigen Ausfallquote bei Krediten: Die Risikovorsorge werde auf weniger als eine Milliarde Euro sinken - das wären rund 150 Millionen Euro weniger als geplant. "Die beiden Effekte dürften sich in etwa ausgleichen", sagt Equinet-Analyst Philipp Häßler.Ob die Commerzbank ihre für 2016 versprochenen Renditeziele halten kann, ist aber längst nicht ausgemacht. Zehn Prozent nach Steuern hat sie für das Kerngeschäft in Aussicht gestellt. Im zweiten Quartal lag die operative Eigenkapitalrendite bei 11,7 Prozent - allerdings vor Steuern. "Auf der Ertragsseite fehlt etwas" räumte Engels mit Verweis auf die niedrigen Zinsen ein. "Wir kämpfen weiter für die Ziele 2016, aber das Umfeld hat sich deutlich verändert." Um eine neue, über das kommende Jahr hinaus reichende Strategie festzulegen, sei es aber noch zu früh.NEUER VERTRAG FÜR BLESSING?Der Vertrag von Vorstandschef Blessing läuft im Oktober 2016 aus, könnte also frühestens in diesem Herbst verlängert werden. Nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" will der Aufsichtsrat ihm eine weitere Amtszeit anbieten. Darüber gesprochen worden sei in dem Gremium aber bisher nicht, sagte ein Insider. Blessing hatte die Bank 2008 übernommen, kurz bevor sie in ihre tiefste Krise stürzte und in der Finanzkrise mit 18 Milliarden Euro vom Staat gerettet werden musste.Der Umbau der Bank schlägt sich vor allem im Geschäft mit den mittlerweile 11,5 Millionen Privatkunden nieder. Der operative Gewinn in der Sparte stieg in den ersten sechs Monaten um nahezu die Hälfte auf 332 Millionen Euro. Das Ziel von rund 500 Millionen Euro Gewinn ist damit ein Jahr früher als geplant in Reichweite. Zugleich wird die "Bad Bank", in der die Commerzbank ihr Schiffsfinanzierungs- und Immobiliengeschäft abbaut, immer kleiner. 27 Milliarden Euro an Schiffs- und Immobilien-Darlehen sind noch übrig, zehn Milliarden weniger als vor einem Jahr. Bis Ende 2016 sollen es nur noch 20 Milliarden sein.

Commerzbank AG

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