Niederländische Imtech-Mutter beantragt Gläubigerschutz
Amsterdam/Frankfurt (Reuters) - Der niederländische Bautechnik-Konzern Imtech steht kurz vor der Pleite. Das Unternehmen habe Gläubigerschutz beim Gericht in Rotterdam beantragt, teilte Imtech am Dienstag mit. Insolvenzverwalter sollen nun die Überlebensmöglichkeiten der Firma ausloten. "Wir sind sehr enttäuscht, dass wir diese Situation trotz großer Bemühungen nicht vermeiden konnten", erklärte Verwaltungsratschef Frans Cremers. "Die Beantragung des Gläubigerschutzes gibt uns nun die Chance, das ein großer Teil von Imtech weiter arbeiten kann."Am Vortag hatte Imtech mitgeteilt, dass Verhandlungen mit den Kreditgebern über eine weitere Finanzspritze von 75 Millionen Euro endgültig gescheitert seien. Unter anderem die Commerzbank ist Insidern zufolge bei Imtech mit einem hohen zweistelligen Millionenbetrag engagiert. Weltweit arbeiten 22.000 Menschen für Imtech, in Deutschland sind es rund 4000. Vergangene Woche hatte die deutsche Imtech-Tochter Insolvenz beantragt und damit Spekulationen um erneute Verzögerungen beim Berliner Großflughafen BER angeheizt. Zahlreiche Mitarbeiter von Imtech waren nicht auf der Baustelle erschienen. Imtech betonte in der Zwischenzeit aber, dass die Arbeiten trotz der finanziellen Probleme weitergehen sollen. Am Flughafen ist Imtech auch am Bau der Brandschutz-Anlage beteiligt, einem der Kernprobleme bei dem Krisenprojekt. Insolvenzverwalter Peter-Alexander Borchardt wolle sich erst einen Überblick verschaffen über die Lage des Konzerns. In einigen Tagen werde feststehen, welche Projekte weitergeführt werden könnten.An der Börse verlor Imtech indes weiter dramatisch an Wert. Die Aktie rutschte zum Handelsstart in Amsterdam mehr als 39 Prozent ins Minus auf 26 Cent. Damit war das Unternehmens mit rund vier Milliarden Euro Umsatz am Aktienmarkt nur noch etwa 32 Millionen Euro wert.Die Probleme bei Imtech hatten 2013 begonnen. Bilanzbetrug bei den Töchtern in Deutschland und Polen hatte mehrere hundert Millionen gekostet, gegen die Firma und ehemalige Mitarbeiter laufen Verfahren wegen Korruption und Kartellvergehen. Die deutsche Tochter kam trotz eines Management-Wechsels nicht mehr auf die Beine. Finanziert worden war die deutsche Tochter über die niederländische Mutter. Eine Patronatserklärung, wonach sie für deren Verluste einstehen würde, gibt es laut Insidern nicht.