Berlin (Reuters) - Die beiden größten Aktionäre der europäischen Luftfahrtkonzerns Airbus, Deutschland und Frankreich, vermeiden ein klares Vertrauensbekenntnis zu Firmenchef Tom Enders.
Weder die deutsche noch die französische Regierung wollten dem Chef des mit Korruptionsvorwürfen konfrontierten europäischen Flugzeugbauers und Rüstungskonzerns auf konkrete Fragen hin eindeutig ihr Vertrauen bekunden. Beide Länder halten jeweils gut elf Prozent an Airbus. "Unter der Leitung von Tom Enders hat Airbus sich sehr gut entwickelt und kommerzielle Erfolge erreicht", sagte Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire dem "Handelsblatt" vom Freitag. Die Frage, ob Enders noch sein Vertrauen genießt, beantwortete der französische Politiker aber ausweichend: "Er hat das Vertrauen des Verwaltungsrates, um die Lage zu bewältigen".
Weiter wollte auch Regierungssprecher Steffen Seibert nicht gehen. Enders sei bis ins Jahr 2019 in sein Amt bestellt, sagte er am Freitag in Berlin auf die Frage, ob Enders noch das Vertrauen der deutschen Bundesregierung als Airbus-Aktionär genieße. "Wir sehen derzeit keinen Anlass, über die Zeit nach Ablauf seines Vertrags nachzudenken oder Gespräche zu führen", wiederholte der Regierungssprecher Äußerungen, die er schon vor wenigen Tagen gemacht hatte.
Enders selbst hatte Mitte der Woche in Berlin Berichten widersprochen, er habe das Vertrauen der Aktionäre verloren. Wenn er sich den Airbus-Aktienkurs anschaue, könne er keinen Beleg dafür erkennen, argumentierte der Deutsche.
Was die Airbus-Gruppe und ihre Führung angesichts des Verdachts von betrügerischen Praktiken angeht, formulierte Le Maire: "Sie braucht eine Governance, die strikt und rigoros ist und keinerlei Platz für gesetzwidriges Handeln lässt". Verwaltungsratschef Denis Ranque arbeite daran. Er habe Ranque nach Bekanntwerden der Vorwürfe einbestellt und ihn gebeten, Vorschläge zu machen, damit Airbus alle geltenden nationalen und internationalen Vorschriften einhält. Deutschland und Frankreich hätten seit Jahren bewusst darauf verzichtet, als Anteilseigner in die Führung des Unternehmens einzugreifen. Das aber "verbietet (..) uns nicht, unsere Verantwortung wahrzunehmen", sagte er.