Reuters

Commerzbank verspricht nach Durststrecke wieder Dividende

08.02.2018
um 16:21 Uhr

- von Hans Seidenstuecker und Andreas Framke

Frankfurt (Reuters) - Nach einem Gewinneinbruch 2017 macht Commerzbank-Chef Martin Zielke Hoffnung auf bessere Zeiten.

"Wir kommen voran. Deshalb streben wir an, für das Geschäftsjahr 2018 eine Dividende auszuschütten", sagte Zielke am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz. 2017 hatten die Kosten des Stellenabbaus und die niedrigen Zinsen das Ergebnis belastet. Die Aussicht auf eine Ausschüttung lockte die Anleger, die Commerzbank-Aktie setzte sich mit einem Plus von bis zu fünf Prozent an die Spitze des Leitindex Dax.

Auch wenn nach jahrelanger Durststrecke für 2018 nun wieder eine Dividende winkt, üppig dürfte sie nicht ausfallen. "Perspektivisch wollen wir 30 bis 40 Prozent des Ergebnisses an unsere Anteilseigner weitergeben", sagte Zielke. Allerdings müsse noch viel getan werden, damit dies auch möglich sei. Zuletzt hatte die Commerzbank für 2015 eine Dividende von 20 Cent je Aktie ausgeschüttet - die bisher einzige Gewinnausschüttung seit der Finanzkrise.

GEWINN DANK SONDEREFFEKTEN

2017 halbierte sich der Gewinn fast: auf 156 Millionen von 279 Millionen Euro im Vorjahr. Die Aktionäre gehen abermals leer aus. Für den Konzernumbau, dem mehr als 7000 Stellen zum Opfer fallen, hatte Deutschlands zweitgrößte börsennotierte Bank bereits im Sommer gut 800 Millionen Euro an Kosten verbucht. Bis 2020 soll die Zahl der Vollzeitstellen auf 36.000 sinken. Zudem steckt das Geldhaus viel Geld in die Digitalisierung und die Werbung von Kunden.

Dass es dennoch zu einem Gewinn reichte, hat die Bank mehreren Sondererträgen zu verdanken - insbesondere aus dem Verkauf der Zentrale in Frankfurt. Insgesamt steuerten Sondereffekte gut eine halbe Milliarde Euro zum Ergebnis bei. Die Erträge vor Risikovorsorge gingen auf 9,16 Milliarden Euro von 9,4 Milliarden zurück.

"Das beste Mittel gegen das negative Zinsumfeld heißt Wachstum", sagte Zielke. Bis 2020 will die Commerzbank 14 Millionen Privatkunden in Deutschland haben, zwei Millionen mehr als 2016. Bis Ende 2017 hatte sie auch dank der Übernahme des Online-Brokers OnVista 639.000 Neukunden geschafft. Bis sich ein Neukunde bezahlt macht, dauert es allerdings 18 Monate. Die Werbung eines neuen Kunden koste 150 bis 250 Euro, sagte Zielke. Das komfortable Kapitalpolster gebe der Bank Spielraum für weiteres Wachstum, sagte Finanzchef Stephan Engels.

Auch die Deutsche Bank will im Privatkundengeschäft angreifen und führt derzeit die Postbank und das eigene Retail-Geschäft zusammen. Zudem will Deutschlands größte Bank Ende 2018 mit einer neuen Digitalbank an den Start gehen. Während bei der Commerzbank der Gewinn seit Jahren schrumpft, verbuchte der Konkurrent in den Zwillingstürmen 2017 den dritten Jahresverlust in Folge.[nL8N1PS2WV]

COMMERZBANK WILL THEMA SCHIFFSKREDITE BALD ABHAKEN

Die neuen Bilanzierungsregeln (IFRS-9) will Engels nutzen, um die problematischen Schiffskredite schneller aus den Büchern zu bekommen. "Wir denken, dass wir nun das Tempo noch eimal erhöhen und unsere Schiffsfinanzierungen vor dem ursprünglichen Ziel 2020 nahezu vollständig abbauen können", sagte Engels. 2017 schrumpfte das Volumen problematischer Schiffskredite auf 2,6 Milliarden Euro von 4,8 Milliarden vor Jahresfrist.

Dank der brummenden deutschen Konjunktur und dem Abbau fauler Kredite schrumpfte die Risikovorsorge auf 781 (Vorjahr: 900) Millionen Euro, obwohl die Bank im vierten Quartal Vorsorge "für ein größeres Einzelengagement" bilden musste. Zielke und Finanzchef Stephan Engels wollten sich dazu nicht näher äußern. Zahlreiche Banken hatten wegen ihres Engagements bei dem angeschlagenen deutsch-südafrikanischen Möbelhändler Steinhoff Kredite abgeschrieben. Die Commerzbank zählte zu den größten Kreditgebern des Konzerns.

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