Paris/München (Reuters) - Die beiden höchstrangigen deutschen Manager bei Airbus verlassen den europäischen Luft- und Raumfahrt-Konzern im kommenden Frühjahr gleichzeitig.
Finanzvorstand Harald Wilhelm kündigte am Montag seinen Abschied von Airbus nach 27 Jahren an. Der 52-Jährige war zeitweise auch als möglicher Nachfolger von Vorstandschef Tom Enders gehandelt worden, der seinen im April 2019 auslaufenden Vertrag nicht verlängert hatte. Wilhelm ist seit zehn Jahren Finanzvorstand beim Flugzeugbauer Airbus und hatte die gleiche Position vor sechs Jahren auch in der - von EADS in Airbus umbenannten - Dachgesellschaft übernommen. Die Nachfolge von Enders und Wilhelm wird der Lackmustest, ob sich der Verwaltungsrat gegen die Begehrlichkeiten aus der deutschen und französischen Politik durchsetzen kann.
Seit 2012 ist zwar nicht mehr festgeschrieben, dass sich in den Führungsposten bei Airbus Deutsche und Franzosen abwechseln. Doch in der Politik wird in beiden Ländern weiter genau darauf geachtet, dass die eigene Nation ausreichend repräsentiert ist. Nach Enders' Verzicht hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel umgehend betont, "auf jeden Fall" werde jedes Land bei Airbus an einer wichtigen Position vertreten sein. Mit Dirk Hoke steht ein Deutscher auch an der Spitze der Rüstungs- und Raumfahrt-Sparte. Verwaltungsratschef Denis Ranque kommt aus Frankreich. In das Gremium war vor kurzem Ex-Telekom-Chef Rene Obermann eingezogen. Deutschland und Frankreich halten jeweils elf Prozent an Airbus.
Enders war in einer Korruptionsaffäre unter Druck geraten. Sein Nachfolger soll bis Ende des Jahres feststehen. Bei Wilhelm wollte sich Ranque nicht auf einen Zeitpunkt festlegen.
"Nach 18 Jahren als Finanzer bei Airbus ist nächstes Jahr der richtige Zeitpunkt, um weiterzuziehen", erklärte Wilhelm. Er wolle aber noch für einen reibungslosen Übergang sorgen. Enders würdigte Wilhelm als "außerordentlichen Finanzvorstand mit einem außerordentlichen Team, das beste in der Branche." Er habe sich bei Investoren großen Respekt für seinen leistungsorientierten Ansatz und seine Transparenz erworben. Die Analysten der UBS bezeichneten den Abschied Wilhelms als Rückschlag für Airbus. Fondsmanager Jerome Schupp von Prime Partners sieht den Schritt gelassener: "Wenn er sofort zurückgetreten wäre, hätte ich mir mehr Sorgen gemacht. Aber so hat Airbus viel Zeit, einen Ersatz zu finden."
Dass die Airbus-Aktie am Montag um mehr als zwei Prozent in die Knie ging, habe weniger mit Wilhelm zu tun als mit Sorgen um einen Milliarden-Auftrag aus dem Iran und den steigenden Euro, sagten Fondsmanager. Der Iran hatte vor eineinhalb Jahren 100 Airbus-Flugzeuge bestellt, von denen erst drei ausgeliefert sind - laut Branchenkreisen, weil viele Banken mit Finanzierungen in dem Land zögerten. Die von US-Präsident Donald Trump angedrohten Sanktionen gegen den Iran gefährden nun den Bau der restlichen Flugzeuge, die zu Listenpreisen insgesamt 18 bis 20 Milliarden Euro kosten.